100 Jahre Caritas im Bistum Augsburg

Auftrag und Sendung

Am 16. März 1921 gründete der Augsburger Bischof Maximilian von Lingg (1842 bis 1930) den Caritasverband für die Diözese Augsburg. Sie feiert also heuer das 100. Jubiläum. Doch eigentlich ist die Caritas um vieles älter: Ihre Anfänge hat sie in der Frohbotschaft Jesu. 

Das Markenzeichen der jungen Kirche war ihre Solidarität mit den Armen, Kranken, Alten und Verwundeten über jeden sozialen Stand hinweg. Die Apostelgeschichte erzählt, dies sei eine Aufgabe gewesen, die so umfänglich war, dass die Apostel entschieden, dafür eigens Diakone zu berufen. 

Nicht zu vergessen sind die vielen Ordensgemeinschaften, die sich über die Jahrhunderte der Armenspeisung annahmen, Hospize und Pflegeeinrichtungen unterhielten und sich um die Bildung der Kinder kümmerten. Sie stellten der Bevölkerung umfangreiche Hilfen bereit und vergaben Kleinkredite, damit Menschen Krisenzeiten gut überleben und sich eine Zukunft aufbauen konnten. 

Botschaft Jesu

Eine dieser Ordensgemeinschaften sind  die „Barmherzigen Schwestern“, die Vinzentinerinnen. Im Bistum Augsburg entstanden im 19. Jahrhundert zudem die großen Werke des Dominikus Ringeisen und des Regens Johann Evangelist Wagner. Immer wieder sprach die Botschaft Jesu Frauen und Männer in ihrem tiefsten Inneren an. Sie waren erfasst von der Liebe Christi, die sie weiterverschenken wollten. 

Auch Laien erkannten ihre Aufgabe, sich im Sinn des Liebesgebotes Christi für andere einzusetzen. Die Veränderungen staatlicher Strukturen führten zur Gründung von Bürgervereinen und dem Willen katholischer Christen, das soziale Feld nicht allein staatlichen Bemühungen, den Arbeiterbewegungen oder sozialistischen Vereinigungen zu überlassen. So entstanden vielerorts auch dank der Initiative von Laien katholische soziale Vereine wie die Vinzenz-Konferenzen und die Elisabeth-Vereine. Es war der katholische Priester Lorenz Werthmann (1858 bis 1921), der verstanden hatte, dass die katholische Kirche nur dann in der sozialen Frage auch auf staatlicher Seite Einfluss nehmen kann, wenn sich die zahlreichen katholischen sozialen Initiativen, Pflegedienste, Kranken- und Pflegehäuser sowie Einrichtungen für Menschen mit Behinderung sowie Ordensgemeinschaften in einem Verband zusammenschließen, um eine geschlossene, starke Stimme gegenüber dem Staat und im Wettbewerb mit anderen Bewegungen bilden zu können. 1897 gründete Werthmann deshalb den Deutschen Caritasverband. 

Bedeutende Organisation

Nicht in jeder Diözese wurde die Notwendigkeit gesehen, einen Diözesanverband zu gründen. Zudem stand die Sorge im Raum, dass mit einem Caritasverband eine wirkmächtige katholische Organisation neben der verfassten Kirche entstehen könnte. 

Erst die schlimmen wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Ersten Weltkriegs und die politischen Wirren in den ersten Jahren der Weimarer Republik schufen die Voraussetzungen dafür, dass die Bischöfe von Augsburg und anderer bayerischen Diözesen erkannten, wie wichtig die Stimme der verbandlichen Caritas für ihren Sendungsauftrag ist. 

Bernhard Gattner

02.05.2021 - Bistum Augsburg , Jubiläum