Jubilar mit bewegtem Leben

Auf Gottes Stimme hören – Monsignore Hermann Völck wird 100 Jahre alt

SEEG – Ein besonderer Geburtstag wird am 7. April in Seeg (Ostallgäu) begangen: Monsignore Hermann Völck, der seit 2009 im dortigen Caritas­heim lebt und zuvor fast 40 Jahre in Altstädten bei Sonthofen wirkte, feiert seinen 100. Geburtstag.

Rührig wirkt Monsignore Völck, auch wenn das Gehör und die Augen nicht mehr so gut mitmachen und er im Herbst gestürzt ist. Trotzdem geht er schnell voran und führt die Besucher zu seinem Zimmer. „Wir nehmen die Dinge jetzt eben so, wie sie kommen“, sagt Völck und lächelt. 

Am 7. April 1919 kam er als drittes von sieben Kindern in Osterzell im Ostallgäu zur Welt. Seine Eltern hatten einen kleinen Dorfladen. „Die Mutter legte sehr viel Wert auf Bildung“, erzählt Völcks Nichte Marita Knauer. Sie weiß auch, dass die Kinder der Familie gut gekleidet waren, dank einer Tante, die als Schneiderin nach New York gegangen war und aus alten Stoffen neue Kleidung nähte. Ab und zu schickte sie „Care-Pakete“ ins kleine Osterzell. Auch mit ihren sieben Hunden fiel die Familie im Dorf auf. Später verlor sie allerdings fast alles, weil der Vater Kriegsanleihen gezeichnet hatte. Das Haus mit Laden wurde versteigert. Nun folgte der Umzug in die Stadt.

In Kaufbeuren feierte Völck viele Jahre später auch seine Primiz. Als sich die Festgemeinde am 24. Mai 1959 in der St. Ulrichskirche versammelte, lagen ein Vermessungsingenieur-Studium hinter dem 40-Jährigen, vor allem aber lange Jahre als Soldat, die ihn zutiefst geprägt und ihn letztlich zum Priestertum geführt hatten.

Tiefe Kameradschaft

Völck landete als junger Fallschirmspringer in vorderster Front auf Kreta und war 1944 bei der Schlacht um Monte Cassino im Einsatz. Schließlich war er in Ägypten in Gefangenschaft. Bei aller Grausamkeit habe er immer wieder tiefe Kameradschaft erfahren, sagt Mon­signore Völck. Ein Foto zeigt, wie er schwerverletzt von einem Kameraden aus der Kampfzone getragen wird. „Einer trage des anderen Last“  – dieser Gedanke begleitet Monsignore Völck seit jenem Augenblick. Genau wie das Wissen darum, dass der Geist stärker ist als das Schwert. „Wir müssen mehr auf Gottes Stimme hören“, sagt der Ruhestandspfarrer. Ihm ist wichtig, dass die Menschen nicht nur auf Materielles schauen, sondern „mehr von der Transzendenz in sich aufnehmen“. 

„Der schnellste Pfarrer“ 

In seinem priesterlichen Leben gab es zwei zentrale Wegstationen: die Zeit als Militärpfarrer in Starnberg und die fast 40 Jahre, die er als leitender Pfarrer der Pfarrgemeinde Altstädten wirkte. Viele, erzählt Ros­witha Seelos, Mesnerin der Kapelle St. Martin in Hinang (bei Altstädten), erinnern sich mit einem Schmunzeln daran, dass man „den schnellsten Pfarrer“ hatte. Einen, der mit seinem Auto wie der Blitz von A nach B eilte, etwa um von der 9-Uhr-Messe in Altstädten pünktlich zur 10-Uhr-Messe in Schöllang zu gelangen. Wenn er sich für seine Pfarrgemeinde etwas in den Kopf gesetzt hatte, habe er durchaus hartnäckig sein können. Vor allem aber, sagt Seelos, habe Völck gespürt, wenn jemand Beistand brauchte und sei dann einfach da gewesen.  

Besonders wichtig war ihm auch  die Jugend. Völck wollte, dass man sie schützte und „umbetete“. Fast legendär die Ministrantenausflüge, die er und seine Haushälterin Rosemarie Vogler († 2006) – „rechte Hand“ des Pfarrers und die gute Seele im Pfarrhof – organisierten. Elmar Schwarzbach aus Hinang, der bei Völck Messdiener war, denkt gern an diese Zeit zurück. Nicht zuletzt die Bergtouren, die der Pfarrer mit den Buben unternahm, sind ihm unvergessen. „Es war Abenteuer pur.“ Sogar bis an den Gardasee habe sich Pfarrer Völck mit seinen Ministranten aufgemacht. Mit zwei VW-
Käfern ging es, beladen bis unters Dach, Richtung Süden zum Zelten. Monsignore Völck habe die Jugend begeistert, sie aber zugleich aufs Leben vorbereitet, indem er Werte wie Ehrlichkeit, Bodenständigkeit und Zielstrebigkeit vorlebte. 

Bis 2009 wirkte Völck in Altstädten, bevor der Umzug nach Seeg anstand. „Der Abschied war schwer“, erinnert sich Roswitha Seelos. Pfarrer Völck habe sie immer tief beeindruckt: „Er lebte einen unglaublich tiefen Glauben, war ein Seelsorger im besten Sinne.“ Ab und an besuchen Seelos und ihr Mann den Ruhestandspriester in Seeg – oder der Monsignore ruft an. Manchmal ist dann auf dem Anrufbeantworter ein „Gott segne Euch“ zu hören. Ros­witha Seelos lächelt: „Es war einfach ein Geschenk vom lieben Gott, dass wir ihn als Pfarrer haben durften.“ Susanne Loreck

Information: 

In der Kirche St. Ulrich in Seeg wird am Sonntag, 7. April, um 9 Uhr ein Dankgottesdienst zum 100. Geburtstag von Monsignore Völck gefeiert. Anschließend findet ein Empfang im Gemeindezentrum in Seeg statt, mit der Harmoniemusik und Ehrungen. 

04.04.2019 - Bistum Augsburg