Hilfe für junge Mütter

Förderkreis Ja zum Leben stellt vier Appartements zur Verfügung – heuer 25-Jahr-Jubiläum

CHENHAUSEN – „Ja zum Leben“ ist für Schwangere und Mütter in Not seit 25 Jahren ein fester Bezugspunkt, der ihnen Beratung, Begleitung und Hilfe bieten kann. Als der überparteiliche und überkonfessionelle Förderkreis am 24. März 1994 gegründet wurde, machte er es sich zur Aufgabe, diesen Frauen aus ihren oft aussichtslos scheinenden Situationen herauszuhelfen, ihnen Wege aufzuzeigen, ihr Kind zu bekommen und trotzdem ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. 

Das Haus Martha war bereits im Jahr nach der Gründung bezugsfertig. An Mariä Verkündigung  konnte es seiner Bestimmung übergeben werden. Damit war es dem Förderkreis als erster Einrichtung im Landkreis Günzburg möglich, jungen Schwangeren eine vorübergehende, bezahlbare Bleibe anzubieten, in der sie zur Ruhe kommen und sich auf einen neuen Lebensweg vorbereiten konnten.

„Die Hausordnung, die die jungen Frauen beim Einzug unterschreiben müssen, ist streng,“ erklärt die langjährige Vorsitzende und treibende Kraft des Vereins Hildegard Regensburger. „Im Haus muss ab 22 Uhr Ruhe herrschen. Männer dürfen hier nicht übernachten.“ Das Haus verfügt über vier Appartements auf zwei Ebenen. Auf jedem Stock gibt es ein gemeinsames Badezimmer, was von den Frauen Disziplin und Sozialverhalten fordert. Gedacht ist, Mutter und Kind hier für ein Jahr eine günstige Unterkunft zu geben. Mit einer Sondergenehmigung kann der Aufenthalt jedoch auch verlängert werden. 

Gute Beziehung zum Kind 

Nicht jede junge Mutter braucht diese Ausnahme, meist finden die Frauen in der Regelzeit eine neue Wohnung, haben sich stabilisiert und können in den normalen Alltag zurückkehren. Fast alle Bewohnerinnen nutzen die Zeit im Haus Martha, um eine gute Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen und sich auf die Zukunft vorzubereiten. Es gibt im Haus regelmäßige Sprechstunden, teils als Pflichtveranstaltung, teils als freiwillig nutzbares Angebot. 

„Wir haben noch zu vielen Frauen Kontakt, die einmal bei uns waren. Es ist schön zu sehen, wie sie ihren Weg gemacht haben und gute Berufe gefunden haben. Einige engagieren sich jetzt selbst für andere Menschen,“ freut sich Hildegard Regensburger über die vielen guten Entwicklungen, die im Haus Martha und den Beratungsstunden ihren Anfang genommen haben. 114 Frauen haben dort in den 25 Jahren seit seinem Bestehen Schutz gefunden, 134 Sprößlinge konnten für eine Weile ohne Angst und Streit Kind sein. Viele junge Mütter von ihnen kamen auf Empfehlung früherer Bewohnerinnen. 

Doch die Arbeit des Fördervereins bezieht sich nicht allein auf das Haus Martha. Mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit konnten die ansässige Real- und die Hauptschule als „Botschafter für das Leben“ gewonnen werden. Durch Gemeinschaftsveranstaltungen und eigene Vortragsreihen lernen die Jugendlichen das Leben vor der Geburt kennen und schätzen. Denn das oberste Ziel des Vereins ist, Leben zu bewahren. Hildegard Regensburger zitiert Mutter Teresa, um den Vereinszweck zu verdeutlichen: „Jedes Kind hat das Recht, auf die Welt zu kommen, ob es erwünscht ist oder nicht.“

Schwierige Situation

Mit dem Angebot des Fördervereins kann auch eine verzweifelte Frau ihr Kind austragen. Regensburger kennt die Abgründe aus ihrer 25-jährigen Tätigkeit. „Eine Schwangere, selbst noch ein Kind, der Vater macht sich schnell aus dem Staub, die elterliche Wohnung platzt schon jetzt aus allen Nähten. Was soll man da tun?“, erinnert sie sich an ein blutjunges Mädchen. „Ja zum Leben“ schafft Perspektive. „Wir sprechen auch mit den Lehrern, wie ein Schulbesuch weitergeführt werden kann, denn so ein Mädchen braucht unbedingt einen Abschluss.“ 

Individuelle Lösungen

Dank der guten Vernetzung des Fördervereins und der Kooperation mit den Schulen können individuelle Lösungen gefunden werden. Das gelingt wegen der Mischung aus guten Kontakten, Sachkunde und unermüdlichem Engagement der Ehrenamtlichen, für die jede Frau und jedes Kind kein Fall sind, sondern Menschen, die sich in einer schwierigen Situation befinden und Hilfe zur Selbsthilfe brauchen, um zurück ins Leben zu finden. 

Trotz des zeitraubenden persönlichen Einsatzes findet der Verein auch Momente der Ruhe, der Einkehr und der Feier. So bei der Einweihung des Denkmals für das Leben, das seit Sommer 2013 vor der Pfarrkirche in Ichenhausen steht, oder bei Besuchen kirchlicher Würdenträger und politischer Prominenz, die sich im Mutter-Kind-Haus über die Pionierarbeit des Förderkreises „Ja zum Leben“ informieren und mit finanzieller Unterstützung ihren Beitrag leisten. Gertrud Adlassnig

20.03.2019 - Bistum Augsburg