Lange wurde Theologie in Günzburg gelehrt, dann wanderte das Fach nach Augsburg

Alten Baum mit Erfolg verpflanzt

AUGSBURG – „Dillingen war eine Glanzstätte der Priesterausbildung in Europa. Die Sicherung dieser Priesterausbildung in einer zeitgemäßen Form gebietet aber die Verlegung des Seminars von Dillingen nach Augsburg“. So argumentierte Bischof Josef Stimpfle in einem Gottesdienst vor 50 Jahren. Damals hatte er die philosophisch-theologische Hochschule in Dillingen aufgelöst und den akademischen Unterricht in katholischer Theologie in die Universität Augsburg integriert. Zu dieser Zeit wurde sie gerade gegründet. 

„Bischof Stimpfle war klar, dass die Priesterausbildung in die Bischofsstadt gehört und dass die Stimme der Theologie in einer Metropole wie Augsburg unverzichtbar ist“, kommentiert dies Professor Jörg Ernesti, der heutige Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät (KThF) Augsburg. So wurde die KThF schon im Gründungsjahr der Universität Augsburg 1970 errichtet, hatte für ein Jahr lang ihren Sitz allerdings noch in Dillingen. 

1971 folgte dann der Umzug in die Räume auf dem Augsburger Campus. Die Theologie war die dritte Gründungsfakultät der Universität. Erst im Jahr 1972 folgten die philosophischen Fakultäten, 1981 die Naturwissenschaften, die Physik sogar erst 1988.

Im Oktober 1977 bekam die KThF zusammen mit den philosophischen Fachbereichen neue Gebäude. Im selben Jahr wurde ein Teil des erziehungswissenschaftlichen Fachbereichs in die katholische Theologie integriert. 2008/09 wurden die Studienabschlüsse europaweit auf vergleichbares Niveau umgestaltet. Für die KThF bedeutete das den Wechsel vom Diplomabschuss zum Bachelor- und Mastersystem.

Das Jahr 2005, in dem mit einem ökumenischen akademischen Festakt das 450-jährige Jubiläum des Augsburger Religionsfriedens gefeiert wurde, brachte auch Schritte zur Profilierung der KThF Augsburg mit sich. Es begannen die öffentlichen Veranstaltungen, die die Einrichtung eines bundesweit einzigartigen neuen Faches, nämlich der Theologie des geistlichen Lebens, vorbereiten sollten. Diese waren zunächst Gastvorträge und Studientage. 

Zum Wintersemester 2011/2012 wurde Professor Wolfgang Vogl zum Stiftungs-Juniorprofessor für dieses Fach ernannt. Denn der Lehrstuhl geht auf eine Stiftung durch den 2006 verstorbenen Mainzer Moraltheologen Professor Josef Georg Ziegler zurück. Dieser schlossen sich die früheren Augsburger Diözesanbischöfe Viktor Josef Dammertz und Walter Mixa als Zustifter an. Das Fach untersucht die Pflege der Theologie in spirituellen Gemeinschaften wie zum Beispiel in  Orden und die Auswirkung theologischer Lehrsätze auf das Glaubensleben. Heute bietet dieser Lehrstuhl einen eigenen Aufbaustudiengang für Master-Absolventen an. Als weiterer Schritt zur Profilierung der katholischen Theologie in Augsburg erfolgte 2005 die Einführung eines bundesweit einmaligen Aufbaustudiengangs Umweltethik. Hier soll normative Kompetenz zu umweltethischen Fragen durch interdisziplinären Unterricht vermittelt werden, mit Modulen aus Theologie, Kultur, Natur-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften.

Nachfolgerin in Dillingen

Die akademischen Lichter gingen in Dillingen durch die Verlagerung der katholischen Theologie nach Augsburg aber nicht aus. Schließlich hatte die ehemalige Universität der Jesuiten den akademischen Betrieb im bayerischen Schwaben über Jahrhunderte geprägt. Ab 1971 wurde in den frei gewordenen Räumen die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung eingerichtet. Institutionelle Verbindungen zwischen dieser Einrichtung und den Augsburger Theologen gibt es allerdings nicht, da die Akademie in Dillingen nicht für die Fortbildung der katholischen Religionslehrer zuständig ist. 

Aber zwei Dozenten in Augsburg forschen über Theologen in der Dillinger Zeit. Rainer Florie hat über den Jesuiten Laymann gearbeitet, der im 17. Jahrhundert einer der Pioniere der Moraltheologie und ein Gegner der Hexenverfolgungen war. Professor August Laumer betreut die kritische Edition der Werke von Johann Michael Sailer.  Heute sind an der KThF in Augsburg 700 Studierende eingeschrieben, laut amtierendem Dekan Ernesti mit steigender Tendenz. Auf der Homepage der Universität heißt es: „Die KThF ist eine kleine, aber durch das große Engagement der Studierenden eine sehr lebendige Fakultät“.

Martin Gah

30.04.2021 - Bildung , Bistum Augsburg