Frischer Anfang aus der Not heraus

„Alle in der Gemeinde erfreuen“

Söcking – Ein Stück Geschichte des gelebten Miteinanders geht zu Ende: Der seit 1987 bestehende Söckinger Zweigverein des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB)  hat aus der Entwicklung der letzten Jahre Konsequenzen ziehen müssen. Was vielleicht ein wenig traurig klingt, ist in Wirklichkeit ein ganz frischer Anfang: Auf zu neuen Ufern heißt es ab sofort. Dafür bietet sich der ortsbezogene Name Söckinger Ulrichskreis an – angelehnt an die stattliche Ortskirche St. Ulrich.

Nachdem Frau im Namen nicht mehr vorkommt, heißt es im Klartext, dass man ab sofort auch das „starke“ Geschlecht mit einbeziehen will. „Alle in der Gemeinde wollen wir mit unserem weiterhin vielfältigen Programm und abwechslungsreichen Veranstaltungen erfreuen“, blickt die erfahrene Organisatorin Renate Hartmann durchaus positiv in die Zukunft. 

An Fantasie hat es ihrem Team in den vergangenen 32 Jahren nie gemangelt, aber gegen eine Entwicklung, die sich stillschweigend über die letzten Jahre vollzog, sind die ehrenamtlich Engagierten trotz vieler Anstrengungen machtlos. 

Wenig junge Mitglieder

„Nachdem das Durchschnitts­alter unserer Damen schon letztes Jahr bei 76 lag, viele aus gesundheitlichen oder familiären Gründen nicht mehr so beweglich sein können, mussten wir der Realität ins Auge schauen und mit der Zeit gehen“, schildert Hartmann die Situation. Dass jüngere Frauen, die es in einem Ort mit knapp 7000 Einwohnern natürlich auch gibt, kein Interesse an einer festen Mitgliedschaft im Frauenbund haben, sei äußerst bedauerlich, aber nicht zu ändern. 

Sich ganz vom Verband zu trennen, war den Mitgliedern offenbar nicht schwergefallen. Groß war die Bereitschaft, an den alten Strukturen etwas zu ändern und Neuland zu betreten. Also kündigten die über 80 Mitglieder ihre Zugehörigkeit auf. 

„Wer sich jedoch weiterhin zum KDFB zugehörig fühlen wollte, konnte sich einem anderen Zweigverein anschließen“, beschreibt Hartmann das Prozedere. Die bisherige Jahresgebühr von 39 Euro kann in einem solchen Fall direkt an den Diözesanverband nach Augsburg überwiesen werden. 

Kritik an Zentralverband

Bei diesen grundsätzlichen Überlegungen kam auch Kritik am Kurs der Oberen auf Bundes-, Landes- und Diözesanebene auf. Zum Beispiel, was den Umgang mit der Laienbewegung  „Maria 2.0“ ­angehe. Viele hätten sich auch gern ein anderes Programmangebot des Zen­tralverbands gewünscht. 

Aufgrund der erwähnten Altersstruktur waren zum Beispiel Nachtwanderungen über 20 Kilometer mit Gebeten nicht mehr in dem Maße angesagt wie noch vor wenigen Jahren. „Nachdem an uns allen der Zahn der Zeit knabbert, wollen wir uns eher auf das gesellige Miteinander, das Achten aufeinander und das Feiern von Gottesdiensten konzentrieren“, erklärt die Organisatorin.

„Normal katholisch“ sein 

Kirchenpolitik will der neu entstandene Ulrichskreis keine betreiben. „Wir wollen einfach nur normal katholisch bleiben und zu einem gelingenden Leben am Ort unseren Beitrag leisten“, sagt Hartmann voller Zuversicht.

Dass der Neubeginn ohne die bislang starren Strukturen finanziell abgesichert sein wird, davon sind alle Beteiligten überzeugt. Mitgliedsbeiträge werden künftig keine erhoben. „Für unsere Auslagen stellen wir einfach ein Schweinchen auf, das klappt dann schon“, freut sie sich. 

Wohlwollend akzeptiert

Mit Wohlwollen akzeptiert wurde diese neue Entwicklung auch vom Pfarrgemeinderat, dessen Vorsitzender Michael Zink eine Einbeziehung von Jugendlichen und männlichen Gemeindegliedern äußerst positiv bewertet. Die Distanz zum zentralen Verband ermögliche vielleicht auch eine anders strukturierte Zukunft, die mit der Zeit geht. Renate Reitzig 

26.03.2023 - Frauen , Gesellschaft , Kirche