Alternative zu Halloween

Lichtermesse statt Gruselparty

NÖRDLINGEN – Eine Nacht der Lichter, eine Nacht der Heiligen lautete das Thema eines Gottesdienstes, der am Vorabend zu Allerheiligen auf dem Programm von St. Salvator stand. Um die Bedeutung des Anliegens noch zu unterstreichen, kam Weihbischof Florian Wörner, der die außergewöhnliche Heilige Messe in dem durch unzählige Kerzen und Lichteffekte erhellten Gotteshaus zelebrierte.

In Vorträgen hatte sich die Pfarreiengemeinschaft Nördlingen in der letzten Zeit mit den Heiligen beschäftigt. Fragen wie „Wie fern oder auch nah sind sie uns heute? Was haben sie mit meinem Leben zu tun? Was unterscheidet sie von mir?“ waren auch Teil einer Minis­trantenfreizeit, berichtet Pfarrer Benjamin Beck im Gespräch. Durch diese Beschäftigung rund um die „Freunde Gottes“ entstand die Idee, all die Impulse und neu erarbeiteten Zugänge den übrigen Gemeindemitgliedern, ja der ganzen Stadt zu präsentieren. So verschieden die Heiligen aller Zeiten auch sind, eins haben sie gemeinsam: Sie leuchten. Durch ihr Leben tragen sie das Licht, das Jesus Christus ist, in die Welt.

Diesen gemeinsamen Nenner, der herausgearbeitet worden ist, wollte man kommunizieren. Und so entstand der Plan einer Lichternacht. War es der verheißungsvolle Titel oder der angereiste Bischof? Jedenfalls hatten sich viele Nördlinger gegen Halloween und für die Heiligen entschieden: Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. In seiner Begrüßung versicherte Pfarrer Beck, dass die Pfarreiengemeinschaft an diesem Abend ganz bewusst einen Kontrapunkt zu Halloween setzen wolle, bei dem „Horrorhäuser“ im Trend seien, statt „Häuser des Friedens, des Lichtes und der Liebe wie unsere Kirche eines ist“. Bevor an Allerseelen Tod, Ende und Trauer im Mittelpunkt stehen, vermittelten die fröhlichen Lieder und die vielen Kerzen eine heitere Stimmung. 

Den Schwerpunkt legte Bischof Wörner auch auf das Leben, das auferstandene Leben der Heiligen bei Gott. In diesem Zusammenhang prägte er einen neuen Begriff, denn er nannte das Fest Allerheiligen das Ostern des Herbstes. In seiner Predigt führte er aus, welche Rolle die Heiligen für die Gläubigen haben. In einem recht verstandenen Glauben träten diese nicht in Konkurrenz zu Gott, dass man etwa eher sie anrufe, anstatt Gott. Nein, vielmehr erkläre sich Gott in ihnen. Der menschliche Verstand sei zu klein, um Gott zu begreifen, aber in den Heiligen werde er sichtbar. Sie seien die beste Auslegung und Interpretation des unfassbaren Geheimnisses Gottes. „Den schönsten Kommentar über Gott hat Gott selbst geschrieben in den Biografien der Heiligen“, und deshalb sei Allerheiligen „das Fest der Erkennbarkeit Gottes. Wer die Heiligen kennenlernt, lernt Gott kennen“. Denn sie stellen nicht sich in den Mittelpunkt, sondern verweisen mit und in ihrem Leben auf Gott, strahlen ihn aus.

Verbündete im Himmel

Noch einen weiteren Aspekt, der an Allerheiligen ins Bewusstsein tritt, führte der Bischof aus. Das ist die Gemeinschaft der irdischen mit der himmlischen Kirche. Früheren Generationen sei diese Verbundenheit bewusst gewesen. Heiligenbilder und Heiligenfiguren hätten einen festen Platz im Alltag der Menschen gehabt. Heute sei es aber genauso wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass wir nicht alleine sind, sondern im Himmel Verbündete haben, die weiter beten, wenn unser Gebet, unser Gottesdienst beendet ist, die mit uns verbunden sind und sich darum sorgen, dass wir alle den Weg der Heiligkeit betreten und zu Gott gelangen. 

Der Weihbischof gab mit seinen Ausführungen allen Besuchern Denkanstöße und neue Impulse. Mit diesem neuen Wissen um die Bedeutung des Hochfestes Allerheiligen zog die Gemeinde in einer langen Lichterprozession, die Allerheiligenlitanei betend und singend, durch die Stadt bis zum Friedhof, wo in der dortigen St. Emmeramskirche, die von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde für diesen Anlass freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden war,  der Abschluss dieses denkwürdigen Abends vollzogen wurde. Irmhild Mäurer