Ein echter kultureller und kirchengeschichtlicher Höhepunkt wartete am fünften Tag, dem Freitag, auf all jene Mädchen, Buben, Mütter, Väter und Großeltern aus der Diözese Augsburg, die bei der Familienwallfahrt der Diözese im Hotel „Il Castello“ untergebracht waren: Sie besichtigten, aufgeteilt in altersgemäße Gruppen, die Basilika di San Francesco. Schon zwei Jahre nach dem Tod des großen Heiligen, der hier begraben ist, wurde 1228 mit dem Bau der heute weltberühmten Kirche begonnen. Krönung des Tages oder gar der ganzen Reise war der Abschlussgottesdienst am Freitagabend, über den die Katholische SonntagsZeitung mit einem ausführlichen Rückblick auf die Wallfahrt in der Ausgabe vom 18./19. Juni berichtet.
Eine Basilika voller Kulturschätze
Die Basilika, die beim Erdbeben 1997 sehr schwer beschädigt wurde und deren Restaurierung unermessliche Kulturschätze der ganzen Menschheit rettete, teilt sich auf in Unter- und Oberkirche sowie die in der Barockzeit entstandene Krypta. Im angrenzenden Franziskaner-Konvent leben heute 55 Mönche aus aller Welt. Einer von ihnen: der aus dem Bistum Speyer stammende Franziskaner-Minorit Thomas Freidel. Er wirkt als Pilgerseelsorger und Direktor des Basilika-Museums, so dass den Augsburger Gästen eine überaus kompetente Führung zuteilwurde. Bruder Thomas ermöglichte außerdem unserer Zeitung das sonst streng verbotene Fotografieren.
Dass jährlich rund fünf Millionen Menschen die Basilika besuchen wollen, liegt nicht zuletzt an den weltbekannten Bildern des Giotto di Bondone und seiner Schule. 28 Szenen aus dem Leben des Franziskus markieren mit ihrer Lebendigkeit einen Meilenstein in der Entwicklung der Malerei. Wie Bruder Thomas („Behalten Sie es für sich!“) verriet, war Meister Giotto vermutlich in der Unterkirche öfter eigenhändig am Werk als im oberen Teil des Prachtbaus. Die dortigen Werke werden gemeinhin ihm zugeschrieben, wurden aber wohl überwiegend von Malern aus seiner Umgebung ausgeführt.
Ein Abschlussgottesdienst vereint
Gar nicht von Bondone, sondern von seinem Lehrer Cimabue stammt die wohl berühmteste Darstellung des „Poverello“ in der Unterkirche: Sie zeigt ihn neben der Gottesmutter mit dem Jesuskind, umgeben von Engeln, und kommt vermutlich dem wirklichen Franziskus, wie ihn auch eine zeitgenössische Biographie schildert, am nächsten.
Im Anschluss an die Führung wartete noch ein freier Nachmittag auf die Pilger, bevor am Abend in der Basilika der Abschlussgottesdienst die 450 Reisenden vereint. Pater Robert Haas, der die Musik „Fra Francesco“ komponiert hat, konnte erkrankt nicht mitreisen. Noch vor dem Schluss-Höhepunkt wagte Diözesanfamilienseelsorger und Gesamtleiter Christian Öxler auf Bitte der begleitenden Journalisten ein Resümee. Ob er denn vor sechs Monaten gedacht habe, dass es die Wallfahrt überhaupt geben werde? „Sicher war ich mir nicht, gehofft habe ich es schon!“