Augsburg feiert 800 Jahre Franziskaner – Erstes Kloster des Ordens in Deutschland

Von Franziskus selbst entsandt

AUGSBURG – Der heilige Franz von Assisi habe Einfluss auf seine Berufung gehabt, sagt der Historiker des Bistums Augsburg, Domkapitular Thomas Groll. Es habe ihn fasziniert, dass selbstgewählte Armut Freiheit schaffe, nämlich von materiellen Abhängigkeiten. Das könne dazu inspirieren, sich mehr an der Botschaft Jesu Christi zu orientieren. 

Freilich, räumt Groll ein, könne er das nicht in voller Konsequenz – auf materielle Sicherheit gänzlich verzichten. Aber Franziskus habe nie verlangt, dass Armut der Weg aller sein müsse.

Anlass für Grolls Bekenntnis ist der 800. Jahrestag des ersten Auftretens der Franziskaner im deutschsprachigen Raum – und zwar in Augsburg. Hier hielten laut Groll die noch von Franziskus persönlich entsandten Fratres im Oktober 1221 ihr  erstes Kapitel (beschließende Versammlung) ab. Wohl in den 1240er Jahren wurde ein Kloster gegründet, 1251 ist es erstmals erwähnt. Heute kündet noch die Barfüßerkirche von den franziskanischen Ursprüngen in der Fuggerstadt.

Eine kleine Episode bleibt dabei unberücksichtigt: Schon 1217 war eine Gruppe von Bettelmönchen nach Augsburg gekommen, die aber nur italienisch sprachen und von den Augsburgern fälschlich für „Katharer“ (also Ketzer) gehalten und schnell vertrieben wurden. 

Beim zweiten Besuch war dann ein des Deutschen mächtiger Mönch, Bruder Caesarius von Speyer, dabei. Die Gruppe wurde nun freundlich aufgenommen. Die Bürger schätzten die Bußpredigten und die Seelsorge der Franziskaner. Von der Kirchenleitung wurden sie allerdings auch als unliebsame Konkurrenz betrachtet.

Armutsbewegungen

So etwa auch der damalige Papst Innozenz III., der mit franziskanischer Bedürfnislosigkeit nach dem Vorbild Jesu (Mt 10,9–10) wenig anfangen konnte, musste er doch neben Kaisern und Königen seine Macht behaupten. Gegen die wachsende Verweltlichung der Kirche wandten sich im 13. Jahrhundert zahlreiche Armutsbewegungen. „Franziskus stellte die Kirchenorganisation in Frage, aber er hat die Kirche immer anerkannt und sich auch der päpstlichen Autorität unterstellt“, sagt Groll und betont, Innozenz III. habe letztlich den missionarischen Eifer des Ordens begrüßt. Und als Bischof habe er selbst einmal über die Vergänglichkeit der Welt geschrieben.

Wo das Augsburger Kloster gebaut wurde, entstand gleichzeitig die Jakobervorstadt. Hierher zogen arme Handwerker und einfache Bürger. Die Franziskaner waren also am rechten Ort. Sie wurden jedoch mit Stiftungen reich bedacht. Damit sie nicht in Widersprüche gerieten, übertrugen sie ihren Besitz dem Heiligen Stuhl. Franziskus, erklärt  Groll, geriet selbst in Zweifel, ob er Bücher besitzen durfte. Ohne sie konnte er jedoch das Evangelium nicht verkünden.

Ansonsten waren die Mönche aber kompromisslos: Sie gingen barfuß oder trugen lediglich einfache Sandalen, ihre Kutte schürzten sie mit einem Strick. Sie bauten sich Hütten, schliefen in Hauseingängen oder erbaten, was sie zum täglichen Leben brauchten. Für Franziskus selbst war das vollkommene Glück, durchfroren vor der Klostertür zu stehen, nicht eingelassen zu werden und das zu ertragen. Man darf ihn laut Groll allerdings nicht als Sozialrevolutionär missverstehen. Bekannt ist seine Nähe zur Schöpfung, zur Natur (siehe etwa seinen „Sonnengesang“). 

Es entstanden auch Frauenorden. Die Franziskanerinnen, die sich später dem Schuldienst widmeten, sind bis heute in Augsburg. Minoriten („Minderbrüder“) und Kapuziner in der Stadt gingen dagegen erst während der Reformation und endgültig in der Säkularisation unter.

Ökumenische Feier

1536 wurde die Barfüßerkirche evangelisch. Sie galt zeitweise als größte evangelische Kirche in Augsburg. Die evangelische Pfarrerin Gesine Beck lädt dazu ein, das Jubiläumsjahr ökumenisch zu feiern, und Groll begrüßt das ausdrücklich. 

Die zentrale Festwoche beginnt mit einem Eröffnungsgottesdienst am Donnerstag, 20. Mai, um 18 Uhr auf dem Elias-Holl-Platz. Er wird von Bischof Bertram Meier und Regionalbischof Axel Piper gefeiert. Vorgesehen sind zudem Stadtführungen, Vorträge, Pilgerwege, spirituelle Angebote und kulturelle Veranstaltungen.

Andreas Alt

Infos: 

www.barfuss-im-herzen-der-stadt.de.