Jan Davidoff

Vegetatives neu inszeniert

WETTENHAUSEN – Ehemaligen Schülern des St.-Thomas-Gymnasiums Wettenhausen wird die Gymnastikhalle noch als Unterrichtsraum für Sport und Schul­theater in Erinnerung sein. Jetzt heißt sie Dominikus-Böhm-Bau und ist ein Kunstraum geworden.Die erste Ausstellung im neuen Raum ist von Jan Davidoff. Sie trägt den Titel „Einsicht“.

Der Freundeskreis des Klosters, die gemeinnützige GmbH zur Entwicklung des Klosters und der Förderverein Kunst in Bayer­isch-Schwaben waren für die Organisation verantwortlich, in Zusammenarbeit mit vielen lokalen Firmen, wie die Vorsitzende des Freundeskreises Simone Miller berichtet. Jan Davidoff stellt in Deutschland und Europa sowie auf der Internationalen Kunstmesse in Dubai aus, lebt und arbeitet in München und Schondorf am Ammersee. 

Geboren wurde Davidoff (Foto) 1976 in Norden, zwischen Emden und Aurich gelegen. In München begann er ein Studium der Architektur. Aber das wurde ihm zu trocken. Also wechselte er zu Malerei und Grafik an der Hochschule der Bildenden Künste. Seine Frau Viktoria stammt aus Günzburg und besuchte das St.-Thomas-Gymnasium. 

Davidoff sieht sich durch expressionistische Holzschnitzereien und die Street Art beeinflusst. Letztere ist laut der Internetseite hackenteer.com die reifere Schwester des Graffiti, bei der der Bildteil gegenüber dem Wort dominiert, und wird oft auf große Wände gemalt. Großformatig sind auch Davidoffs Bilder. Im Gespräch mit der Kunstwissenschaftlerin Flora Nieß, wie Simone Miller eine ehemalige Schülerin des Wettenhausener Gymnasiums, erläuterte der Künstler bei der Vernissage die Werke, die im Dominikus-Böhm-Bau zu sehen sind. Natürliche Strukturen, vor allem die von Pflanzen, hätten den Künstler schon immer beeindruckt. 

Aber er wollte Blumen malen, ohne in den Kitsch abzudriften. So wählt er zum Beispiel für Pflanzen matte Schwarz- und Grautöne. Die Hintergründe dafür sind aus bunten Farbpigmenten und glänzenden Lacken. Dadurch verändert sich der Charakter der Bilder je nach Lichteinfall und nach Standpunkt des Betrachters.

Eines dieser Bilder sieht Günzburgs stellvertretende Landrätin Monika Wiesmüller-Schwab, Mitglied im Beirat der Kloster GmbH, als Symbol für das Kloster. Darauf wendet eine fast verblühte Sonnenblume dem Betrachter ihre reichen Samen zu. Wie die Blume habe das Kloster schon viele Jahre überstanden, aber immer noch genügend Kraft für die Zukunft. 

Sonnenblumen sind nicht die einzige Struktur, die den Künstler fasziniert. Auch Disteln und Bäume haben in der Ausstellung ihren Platz sowie auf dem großformatigsten Bild ein Ast, der aus einem Gewässer ragt. Menschenmassen spielen in der Ausstellung ebenfalls eine Rolle, auch wenn das nicht auf den ersten Augenblick ersichtlich ist. Die grauen Farbflecken auf dunklem Grund wirken wie ein Strahlenkranz, der Urknall oder eine Explosion. Auf den zweiten Blick merkt man, dass die hellen Flächen Silhouetten menschlicher Körper sind. 

Die Ausstellung ist bis zum 6. Oktober sonntags zwischen 14 und 17 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Der Eintritt ist frei. Für Schüler können Führungen und Workshops unter Telefon 01 52/56 95 36 02 gebucht werden. Die Finissage findet am Sonntag, 6. Oktober, um 14.30 Uhr statt. Martin Gah

18.06.2019 - Bistum Augsburg , Kunst