Ernannter Bischof Bertram Meier:

Corona zwingt uns zur Katakombenkirche

Bertram Meier(59), ernannter Bischof von Augsburg, sieht die Christen durch die Pandemie in ihre Anfangszeit zurückgeworfen. Das Corona-Virus "zwingt uns zur Katakombenkirche", sagte Meieram Sonntag. "Die ersten Christen hatten keine eigenen Immobilien für Gott, sie stellten ihre Häuser ihm und ihren Schwestern und Brüdern zur Verfügung. Der Geistliche lud die Gläubigen ein, diese Tradition wiederzubeleben. "Entdecken Sie Ihre Häuser und Wohnungen als Kirchen, als Räume, wo sie mit Gott ins Gespräch kommen können." Hauskirchen seien das, was jetzt wieder gebraucht werde.

"Die Corona-Krise schickt uns auf eine Suchexpedition nach dem Willen Gottes. Da bin ich mir sicher - für mich persönlich, aber auch für die Kirche", sagte Meier. "Spüren wir nach, welche Konsequenzen diese Erschütterung für das kirchliche Leben in den Gemeinden und Klöstern haben könnte."

Der ernannte Bischof erinnerte in diesem Zusammenhang an den Lebensweg der heiligen Edith Stein (1891-1942), die sich als geborene Jüdin "bewusst den Glauben abgewöhnt hat". Nachdenklich geworden sei die "selbst ernannte Atheistin" durch ihre Erlebnisse in einem Lazarett, wo Tausende Soldaten an Flecktyphus, Ruhr und Cholera gestorben seien. Allmählich habe sie sich von dort aus in das Geheimnis des Christentums hineingetastet, bis zu ihrem gewaltsamen Tod im Vernichtungslager Auschwitz.

Jetzt gehe es nicht um Glaubenssätze und Moralvorschriften, nicht um Rechtgläubigkeit, sondern um eine Haltung, die sich im Dienst am Nächsten bewähren müsse, betonte Meier. Der Augsburger Domdekan hätte eigentlich am Samstag zum Bischof geweiht werden sollen. Der Termin wurde für unbestimmte Zeit verschoben.

KNA

23.03.2020 - Bischöfe , Bistum Augsburg , Corona