Großer Beifall für „Übungen“

Bischof erläutert synodale Wege und schwört Gremium auf hörende Begegnung ein

AUGSBURG (jm) – Eben noch in Frankfurt bei einer Tagung zum interreligiösen Dialog, stieß Bertram Meier erst am Freitagabend zum Diözesanrat der Katholiken (dazu auch Seite 14). Müde? Gestresst? Im Gegenteil: Das Gre­mium erlebte einen quicklebendigen, höchst beredten und amüsanten Bischof, der als „Übungsleiter“ für viel Schwung sorgte. „Synodale Übungen – was der Diözese nottut“, hatte er selbst den Tagesordnungspunkt überschrieben. 

Meier erläuterte zunächst seine Sicht zum synodalen Weg in Deutschland und auf weltkirchlicher Ebene, bevor er sich den zahlreichen Fragen stellte, um so zugleich echte synodale Haltung vorzuleben. Diese sei – so auch die Vorstellung von Papst Franziskus – gekennzeichnet durch aufgeschlossene Begegnung und das intensive Hören aufeinander. Erst nach einer Zeit der Sättigung und Reife dürfe die nötige „Unterscheidung“ getroffen werden.

„Ich lasse mich nicht unter Druck setzen“, habe der Papst seine ruhige und abwägende Haltung auch in der Privataudienz mit ihm erläutert, erzählte der Bischof dem Gremium. So sei beispielsweise „die Zeit noch nicht reif“ für die Klärung der Frage, ob es „viri probati“ geben soll. Auch bei der jetzt begonnenen weltkirchlichen Synode werde Franziskus mit großem Bedacht vorgehen und wohl erst 2025 ein zusammenfassendes postsynodales Scheiben verfassen.

Deshalb sollte auch auf diözesaner Ebene in aller Ruhe die Stellungnahme erarbeitet werden.
Meier ermunterte die Räte, bis hinein in die kleinsten Einheiten der Pfarrei eigene „synodale Übungen“ der Begegnung und des Zuhörens anzusetzen, auch und gerade mit Menschen anderer Überzeugungen. „Die Kirche ist ihrem Wesen nach synodal“, betonte er – alle seien „gemeinsam unterwegs“.

Dieser gemeinsame Weg erfordere aber auch eine gemeinsame Kultur, und hier seien ihm zuletzt beim Synodalen Weg in Deutschland erhebliche Bedenken gekommen. Gesprächsbeiträge per roter Karte abzuwürgen und gleichsam nach dem Grundsatz, es dürfe kein Stein auf dem anderen bleiben, Sakramentalität und historische Entwicklung zu übergehen, sei bei allem Erneuerungsbedarf nach der Missbrauchs­affäre die falsche Vorgehensweise. 

„Wir sind nicht die Erfinder der Kirche“, betonte der Bischof. Und er sei kraft seines Amtes nicht „Notar, sondern Hüter“. Deshalb werde er am Synodalen Weg auf Landesebene zwar weiter teilnehmen, sich aber sehr genau überlegen, was sinnvoll und machbar ist – und dabei auch weltkirchliche Aspekte einbinden.

Insbesondere bewege ihn die Frage: „Wie weit darf ich in Grundfesten eingreifen?“ Dazu zähle der sakramentale Charakter der Kirche und des Priestertums als „Wirbelsäule des Leibes Christi“. Ebenso wenig wie der Priester auf einen Sockel gestellt gehöre, ebenso wenig stehe sein Weiheamt zur Disposition. 

Viel Beifall gab es für den Bischof, dass er sich trotz des langen Arbeitstags so viel Zeit für die Fragen der Frauen und Männer im Gremium nahm. Unter Moderation von stellvertretender Vorsitzender Sieglinde Hirner ging es etwa um die sozial-karitativen Dienste oder den Umgang mit Kirchenfernen und Ausgetretenen, für die Meier eine „Pastoral der angelehnten Tür“ empfahl.

Freigestellte Mitarbeiter

Gelungen fiel auch die Premiere von Generalvikar Wolfgang Hacker als Bischöflicher Beauftragter aus: Nach dem von ihm zelebrierten Eröffnungsgottesdienst in der Basilika St. Ulrich und Afra informierte er unter anderem über die Vorbereitungen auf das Ulrichsjahr 2023. Ein sehr ernstes Anliegen war ihm die im Gremium bestürzt aufgenommene Nachricht von der Freistellung dreier Leitender Bistumsmitarbeiter. Hier, so betonte der Generalvikar, gehe es unter Meidung einer Vorverurteilung um ein klares Zeichen an alle Gläubigen und auch nach außen: „Wir schauen genau hin – wir schauen nicht weg!“

04.11.2021 - Gremien