Fastnachtsbrauch

Trommler Albert als Skulptur

BURGAU – Auf dem Burgauer Rathausplatz wurde ein Denkmal zum 425. Gründungsjubiläum der fastnachtlichen Kinderbrotspeisung enthüllt. „Es erinnert daran, dass es auch bei uns Zeiten gab, zu denen nicht alle Kinder satt wurden“, sagte der Burgauer Künstler Rolf Eichelmann. Er zögerte nicht lange, als ihm die Stadt anbot, ein Kunstprojekt mit Schülern zum Jubiläum des Brauches zu leiten. 

Laut Bürgermeister Konrad Barm ist die Kinderbrotspeisung einer der ältesten praktizierten Bräuche in Schwaben. Seit 425 Jahren ziehen in der kleinen Stadt im Landkreis Günzburg an einem Tag in der Faschingswoche die Kinder durch die Straßen, um mit Faschingssprüchen um Nahrung zu betteln. Dabei wurden und werden sie von einer Narrenfigur angeführt. Diese Figur war ursprünglich der „Leimer“. 

Zur Wiederbelebung des Brauches nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte der Burgauer Albert Vogele senior die Figur des Trommlers Albert. Dieser trägt die Uniform eines Stadtpolizisten aus der Wilhelminischen Zeit und einen künstlichen Schnauzbart. Statt mit einem Säbel ist der Polizist mit einer Trommel ausgestattet. Der Trommler befreit die Grundschulkinder am Rosenmontag aus dem Unterricht. 

Aus Altersgründen übergab Vogele die Darstellung dieser Figur an seinen Sohn Albert Vogele junior. Der wiederum gab sie vor einigen Jahren an seinen Schwiegersohn Bernd Burkhardt weiter. Vor einem Jahr wurde die Kinderbrotspeisung auf den Rußigen Freitag verlegt, um den Sinn der „Unterrichtsbefreiung“ zu erhalten. 

2018 wurde die Kinderbrotspeisung mit dem bayerischen Heimatpreis ausgezeichnet, und zwar vom damaligen Finanzminister und heutigen Ministerpräsidenten Markus Söder. Zum Gedenken an den Brauch fertigte Eichelmann mit einer Gruppe der zehnten Klassen der Mittelschule Burgau ein Denkmal aus Ton. Es entstand teils im Kunstunterricht, teils in der Freizeit der elf Teilnehmer im Alter von 16 und 17 Jahren. „Perfektion war dabei nicht mein Ziel. Ich wollte den Schülern vermitteln, dass man mit Teamarbeit etwas erreichen kann“, erzählt Eichelmann.

Junge Künstler verewigt 

Also entwickelte er ein Konzept mit 32 Schablonen, die die Schüler in den Ton drückten. Der obere Teil des Denkmals aus grün glasiertem Ton zeigt eine dreidimensionale Skulptur des Trommlers Albert. Im Sockel ist ein Relief zu sehen. Darauf zieht eine Schar Kinder mit einem Narren durch die Straßen. Rainer Mauss unterstützte Eichelmann bei der Betreuung der Schüler. Der Künstler Roland Bögner, ebenfalls aus Burgau, brannte das Denkmal.

Die Arbeiten dauerten von September bis Dezember 2018. Alle Teilnehmer hatten dabei immer viel Spaß, erzählen Justin Leon Krug und Natalie Fluhr. Beide meldeten sich freiwillig für das Projekt. Natalie, weil sie schon immer gern gestaltete und malte, Justin, weil es für ihn schön war, beim Jubiläumsjahr aktiv dabei zu sein. 

Alle Teilnehmer bekamen zum Dank für ihre ehrenamtliche Arbeit Urkunden der Stadt Burgau. Die Namen der jungen Künstler sind auch im Denkmal verewigt. Bürgermeister Barm sagte zu ihnen: „Ihr habt etwas geschaffen, das bleibt. Davon könnt ihr noch euren Enkelkindern erzählen.“ Vogele junior fügte hinzu: „Wenn mein Vater noch hier stehen könnte – er wäre sehr stolz auf euch.“

Martin Gah