Franziskanerinnen und Pallottiner pflegen Kooperation

Bereicherung für beide Seiten

FRIEDBERG – Zweieinhalb Jahre lebten die Dillinger Franziskanerinnen Schwester Veronika Görnert und Schwester Martha Dirr in und mit der Kommunität der Pallottiner in Friedberg. Für beide Gemeinschaften war das Zusammenleben der Schwestern und Brüder eine große Bereicherung. 

Nun haben die beiden Ordensfrauen bei der ehemaligen franziskanischen und nun protestantischen Barfüßerkirche in Augsburg einen neuen Konvent begründet. Die Zusammenarbeit mit den Pallottinern soll jedoch Bestand haben. Zahlreiche Meditations- und Exerzitienangebote werden weiterhin in Kooperation mit den Pallottinern durchgeführt. 

„Die Zukunft liegt in kongregations- und konfessionsübergreifenden Projekten“, sind Schwester Veronika und Schwester Martha überzeugt. Über zwei Jahre lang wohnten sie im Gästehaus der
Pallottiner und brachten damit franziskanische Spiritualität zu den Patres. Die Wohngemeinschaft der Brüder und Schwestern wurde auch von den Pallottinern sehr geschätzt. 

Im „Männerhaushalt“

„Ihr habt uns gut getan. In so einen Männerhaushalt gehören auch Frauen“, sagte Pater Michael Pfenning bei der Verabschiedung der beiden Franziskanerinnen im Rahmen eines Sonntagsgottesdienstes in der Pallottikirche, bei dem weitere Dillinger Franziskanerinnen zu Gast waren. Die Kombination aus franziskanischem Zweierkonvent und pallottinischer Gemeinschaft sei für beide Seiten ein Gewinn gewesen, stellte der Vize-Provinzial fest. 

„Für uns bedeutete der Aufenthalt in Friedberg eine Art Orientierungszeit, bevor wir wieder woanders hingehen“, erklärte Schwester Veronika. Konvente mit zwei Schwestern sind bei den Dillinger Franziskanerinnen keine Seltenheit. Nach zehn Jahren Engagement bei einem Projekt mit Migranten in Augsburg-Kriegshaber legten Veronika Görnert und Martha Dirr bei den Pallottinern eine Pause ein. 

Untätig waren sie in dieser Zeit jedoch nicht. Sie nahmen ihre jeweils halben Stellen in Augsburg wahr – Schwester Martha in einem Caritas-Hilfsprojekt für traumatisierte Flüchtlinge und Schwester Veronika bei Solwodi, einer Initiative zur Unterstützung von Frauen, die in Notsituationen geraten sind. Allein in Augsburg gebe es pro Jahr rund 1000 Frauen in Zwangsprostitution, erklärte Pater Michael beim Abschiedsgottesdienst.

Obwohl die beiden Franziskanerinnen in den vergangenen zwei Jahren vorwiegend in der Stadt tätig waren, gab es Kontakte zu den Mitgliedern der Pfarrgemeinde in Friedberg. Dazu zählen Meditationsabende, die Assisifahrt und das Osterseminar mit Pater Michael. „Wir haben eine gute gemeinsame Basis gefunden“, lobten die beiden Franziskanerinnen das zurückliegende Gemeinschaftsleben. Die beiden Gemeinschaften wurden zusammengeführt und pflegen ihre Partnerschaft weiterhin. So begleiten die Pallottiner die Dillinger Franziskanerinnen künftig bei der Zusammenlegung der Provinzen. 

Eine neue Chance für einen fruchtbaren Synergie-Effekt ergibt sich durch den Umzug der beiden Franziskanerinnen zur Barfüßerkirche. Die heute evangelische Kirche in der Altstadt von Augsburg wurde im 13. Jahrhundert von den Franziskanern (Barfüßern) erbaut. In der Reformationszeit wurde sie nach der Auflösung des Franziskanerklosters zum ersten evangelischen Gotteshaus in Augsburg. 

„Unsere Präsenz dort verspricht gelebte Ökumene“, sagt Schwester Veronika. „Wir werden sehen, wie wir uns in die dortige Gemeinde einbringen können. Vor allem die langjährige Erfahrung der Regens- Wagner-Provinz in der Inklusionsarbeit könne von Nutzen sein, schätzen die Schwestern. 

Heike John

03.10.2018 - Bistum Augsburg , Ökumene , Orden