Wallfahrer aus der ganzen Diözese pilgern zum Gegeißelten Heiland in der Wies

Ein Korb voller Sorgen und Ängste

STEINGADEN – Bereits vor zwei Jahren hatte Bischof Bertram Meier den Wunsch, mit den Gläubigen seines Bistums einen Glaubens- und Gebetstag beim Gegeißelten Heiland in der Wies zu begehen. Schon als Kind sei es für ihn stets ein Erlebnis gewesen, mit einer Wallfahrtsgruppe seiner Heimatpfarrei Kaufering zum Gnadenort vor den Bergen zu fahren. Nicht nur, weil er damals schulfrei bekam, auch wegen der großen Ehre, beim Gegeißelten Heiland von der Wies ministrieren zu dürfen, bekannte Bischof Bertram in seiner Predigt.

Aus der ganzen Diözese folgten Gläubige dem Aufruf ihres Oberhirten zum Gebets- und Glaubens­tag in die Wieskirche. Sie kamen in Bussen und Autos aus der Bischofsstadt Augsburg und auch vom Ries im Norden der Diözese, aus Pfaffenhofen an der Ilm über die mittelschwäbischen Stadt- und Landkreise Günzburg, Dillingen, aus Mindelheim und Markt­oberdorf, dem weiteren Allgäu, aus Lindau, Weilheim oder Murnau.

Die Pilger hatten Fahrgemeinschaften gebildet, so etwa Mitglieder der Pfarreiengemeinschaft Mindeltal, die mit ihrem Pfarrer Florian Bach und Kaplan Malachy zur Wies aufgebrochen waren. Etliche Gemeinschaften waren klassisch zu Fuß gewallfahrtet, etwa aus Murnau. Eine 14-köpfige Gruppe aus Birkland bei Peiting hatte sich mit ihrem Pilgerkreuz nachts um 2 Uhr auf den Weg gemacht. 

Wieskurat Pfarrer Florian Geis freute sich herzlich, an einem so schönen Sommertag so viele Pilger begrüßen zu dürfen, darunter auch „den ersten Pilger der Diözese“, Bischof Bertram. Es sei ein großes Geschenk, den Tag miteinander zu verbringen, erklärte er.  Unter dem Leitwort „Auf – in Gottes Namen“ begann das feierliche Pontifikalamt. In seiner Predigt bekannte Bischof Bertram, dass die Wies für ihn schon immer eine geistige Oase gewesen sei, denn vom Gegeißelten Heiland gehe stets viel Kraft und Trost aus. „In der überdimensionalen Tabernakelnische steht die Figur des Erlösers mit der Schuld der ganzen Welt beladen. Obwohl gebunden, scheint es, als strecke er mir einladend seine Hand entgegen. Die Pilger aller Zeiten und aller Herren Länder verstehen die Botschaft dieser Kirche: Vor Jesus Christus kann ich meine Sorgen und mein Leid, meinen Kummer und meine Tränen tragen. Er versteht mich, denn er leidet selber, er ist einer von uns geworden. Vielleicht haben auch wir nach diesem Wallfahrtstag die Kraft und den Mut, die ausgestreckte Hand Jesu neu zu ergreifen“, rief der Oberhirte ermunternd den Pilgern zu.

Seit jeher werden an den Seitengängen der Wies-Apsis Briefe in den unterschiedlichsten Sprachen für den Gegeißelten Heiland hinterlegt. Gläubige und Zweifelnde kommen mit ihren Sorgen und Ängsten zum Gnadenbild. Auch an diesem besonderen Tag wurde jene alte Tradition gepflegt. Ein Korb war in der Mitte der Wieskirche aufgestellt, in den die Pilger ihre ganz persönlichen Bitten und Anliegen schriftlich einlegen konnten. Diese Bitten wurden in der nachmittäglichen Pontifikalvesper vor den Gegeißelten Heiland getragen. 

Zwischen Pontifikalgottesdienst und Pontifikalvesper wurde ein buntes Programm geboten. An der Südseite der Kirche konnte man ein Mittagessen unter schattigen Bäumen genießen. Den Ausblick über die Wiesen zum nahen Wald und zu den Allgäuer Alpen gab es kostenlos dazu. An den mit Blumen geschmückten Tischen konnte man mit seinen Nachbarn in ein angeregtes Gespräch kommen. „Wo kommst Du her? Was hat Dich bewegt, den Glaubens- und Gebetstag mitzumachen?“ Und herrlich zu erfahren, dass Christen eine wunderbare Gemeinschaft bilden. 

Wer wollte, konnte die angebotenen Beichtgelegenheiten in Anspruch nehmen oder dem Lobpreissingen einer Gruppe junger Musikanten lauschen.  Es gab zahlreiche Infostände mit Büchern, Prospekten oder der KatholischenSonntagsZeitung. Zudem konnt man sich über Radio Horeb, „katholisch1tv“ oder das Pilgerbüro informieren, an einer Kirchenführung teilnehmen oder eine Führung durch das Wies-Museum erleben. Ingrid Paulus

24.06.2022 - Pilgerreise