Interview mit Diözesanadministrator Bertram Meier

„Das viele Gute bewahren und pflegen“

AUGSBURG – Das Domkapitel hat Domdekan Prälat Bertram Meier zum Diözesanadministrator gewählt (wir berichteten in Nr. 28, Seite 14). Somit leitet der 58-Jährige die Diözese, bis ein neuer Bischof bestimmt worden ist. Im Exklusivinterview berichtet Meier, was dieses Amt mit sich bringt und wie er mit der Verantwortung, die damit verbunden ist, umgeht.

Herr Diözesanadministrator, als Durchschnittsbürger erlebt man, dass zum Beispiel eine Bürgermeisterwahl ziemlich aufregend sein kann, weil mehrere Wahlgänge nötig sind. Wie muss man sich Ihre Wahl vorstellen?

Die Wahl zum Diözesanadministrator verläuft nach den Vorgaben des Kirchenrechts, wie sie im Canon 119 des kirchlichen Gesetzbuches formuliert sind. Es wird schriftlich, frei und geheim gewählt. Bei den ersten beiden Wahlgängen ist die absolute Mehrheit der anwesenden Mitglieder des Domkapitels nötig, das heißt, bei zehn Domkapitularen braucht der Gewählte mindestens sechs Stimmen. Wenn zwei Wahlgänge erfolglos sind, gibt es eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten, die den größeren Stimmenanteil erhalten haben.

Mit welchen Gefühlen haben Sie Ihre Wahl aufgenommen?

Mit durchaus gemischten Gefühlen. Einerseits habe ich mich über das Vertrauen der Mitbrüder gefreut, andererseits habe ich auch hohen Respekt vor dem Anspruch des Amtes. Doch ich wollte mich der Verantwortung nicht entziehen – und ich bin zuversichtlich, dass wir es mit vereinten Kräften schaffen. Dankbar bin ich, dass der ehemalige Generalvikar Domkapitular Harald Heinrich, dessen Stellvertreter ich ja war, sofort seine Bereitschaft signalisierte, mir als Ständiger Vertreter und Kenner des Bischöflichen Ordinariates zur Seite zu stehen.

Wie der Name „Administrator“ schon andeutet, geht es bei Ihrem Amt eher ums Verwalten als um das Gestalten. Was bedeutet das?

Hier gilt die Vorgabe von Canon 428 des kirchlichen Gesetzbuches: „Sede vacante nihil innovetur – Während der Sedisvakanz darf nichts verändert werden.“ Ich darf also keine grundlegenden und weitreichenden Entscheidungen treffen, die den neuen Bischof binden würden. Ich kann zum Beispiel keine Pfarrer ernennen, nur Pfarradministratoren. Trotzdem geht das Leben im Bistum weiter, und es wird wohl auch Situationen geben, die entschieden werden müssen. Da können wir nicht warten und vertrösten, bis der neue Bischof kommt. Ich sehe meine Aufgabe darin, mitzuhelfen, dass die Kirche von Augsburg in den nächsten Wochen und Monaten auf Kurs und in ruhigem Fahrwasser bleibt.

Wie gehen Sie mit der Verantwortung um, die auf Ihren Schultern lastet?

Mag sein, dass ich es zu leicht nehme, aber ich versuche, mit Ernst und Gelassenheit die Dinge anzugehen. Die Jahre, die ich in Italien verbringen durfte, könnten mir dabei helfen, eine gewisse Leichtigkeit zu bewahren. Ich brauche keine Bäume ausreißen und keine neuen pflanzen. Ich möchte versuchen, das viele Gute, das ich im Bistum sehe, zu bewahren, zu düngen und zu pflegen. Trotzdem habe ich auch einen geistlichen Rat für die Zeit der Sedisvakanz: Nutzen wir sie für eine „geistliche Vertiefung“ in verschiedenen Kontexten und Ebenen! Gehen wir in uns! Betrachten wir als Einzelne sowie in Gruppen und Gemeinschaften die Geographie unserer Diözese, damit wir zusammen mit dem neuen Bischof verantwortet Neuland unter den Pflug nehmen können. Gerade die geistliche Entwicklung unserer Gemeinden ist mir ein großes Anliegen. Mit der Raumplanung 2025 ist eine Struktur geschaffen, doch wir müssen sie mit noch mehr Leben erfüllen.

Sie hatten in der Amtszeit des letzten Bischofs viele Aufgaben, unter anderem waren Sie Leiter des Seelsorgeamtes? Diese werden Sie wohl kommissarisch weiterführen. Wie schaffen Sie es, die viele Arbeit zu bewältigen?

Diözesanadministrator ist ein Dienst auf Zeit. Er erlischt, wenn der neue Bischof sein Amt antritt. So behalte ich auch in der Sedisvakanz die Leitung des Seelsorgeamtes, und mir ist dabei nicht bang: Denn ich kann auf sehr kompetente und motivierte Abteilungsleiter bauen, die um ihre Verantwortung wissen und mich entlasten. Ich weiß um den Teamgeist, der im Haus Sankt Ulrich herrscht. Gemeinsam werden wir es schaffen, diese Übergangszeit zu bewältigen und auch zu gestalten. Jedenfalls bin ich jetzt schon froh, wenn ich mich wieder ganz dem Seelsorgeamt widmen kann. Und was noch wichtig ist: Mir hilft es immer, am Abend den Tag in Gottes Hand zurückzulegen und gut zu schlafen. Nach einer ausgeruhten Nacht kann es am Morgen wieder losgehen – meist mit der Feier der Heiligen Messe, der Kraftquelle für den Tag. Interview: Gerhard Buck

17.07.2019 - Bistum Augsburg