Klosterapotheke Neuburg (Mittwoch, 18. April 2018 12:00:00)

Klosterapotheke besticht mit nostalgischem Charme

Sr. Benigna hatte alles im Griff

NEUBURG – Der deckenhohe, typische Apothekerschrank mit unzähligen Schubladen und Glasvitrinen, in denen immer noch riesige alte Chemikaliengläser stehen, dominiert den mittelgroßen Raum der Klosterapotheke der Elisabethinerinnen in Neuburg/Donau. Sie ist heute noch eingerichtet wie zu Zeiten der letzten Apothekenschwester. 

Schwester Benigna, mit bürgerlichem Namen Maria Zach, kümmerte sich bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 1988 darum, dass Ordensschwestern und alle Stationen des Frauenkrankenhauses mit Medikamenten versorgt wurden. Allerdings sei die Apotheke zu dieser Zeit nur mehr eine Verteilapotheke gewesen, erklärt Apotheker Nicolaus Weigl. Er führt mit seinem Sohn Dominik die Apotheke der Barmherzigen Brüder, die Neuburg 1980 verließen. 

1981 hatte es eine Gesetzesänderung gegeben, wonach Krankenhäuser alle Medikamente in einer zugelassenen Apotheke beziehen mussten. Die Hausapotheke der Elisabethinerinnen wurde damit zum reinen Verteilzentrum für interne Zwecke und bezog alles aus der Apotheke der Barmherzigen Brüder.

Die Klosterapotheke geht auf eine alte Tradition der Ordensschwestern zurück. Das hat Generaloberin Schwester Maria Goretti Böck einer Chronik entnommen: Es sei „Sitte und Gewohnheit, dass die Elisabethinerinnen überall eine eigene Hausapotheke unter Leitung einer oder mehrerer Schwestern für ihre Krankenhäuser halten, schon der Bequemlichkeit, dann auch des Kostenpunktes wegen“, heißt es darin. Daher versuchten die Ordensschwestern schon zu Beginn ihres Wirkens in Neuburg, eine eigene Hausapotheke aufzubauen. Was ihnen aber nicht so leicht gelang, da es bereits zwei öffentliche Apotheken in der Stadt gab – die Hofapotheke in der Oberen Stadt und die Apotheke der Barmherzigen Brüder. Besonders die Fratres misericordiae, allen voran der damalige Apotheker, zugleich Prior, hätten sich heftig dagegen gesträubt, weil sie Mindereinnahmen befürchteten. 

Die Wohltäterin der Elisabethinerinnen, Kurfürstinwitwe Maria Leopoldine, unterstützte jedoch die Ordensfrauen, so dass 1844 eine Hausapotheke genehmigt wurde. Allerdings mit der Auflage, dass sie keine Medikamente nach auswärts abgeben und Apotheke wie Medikamente stets unter strenger Kontrolle des ordinierenden Hausarztes stehen sollten. Kompliziert herzustellende Medikamente sollten zudem aus der Apotheke der Barmherzigen Brüder bezogen werden.

Strenge Visitation

Zunächst war die Klosterapotheke nahe des Hauptpforteneingangs im ersten Eckzimmer links untergebracht. Doch als der Augsburger Regierungsdirektor Braunwärt im Jahre 1877 zur Visitation kam, stellte er fest, dass das „bisherige Apothekenlokal feucht und daher ungeeignet“ sei, weil die Rohstoffe für die Medikamente rasch verdürben. 

Es habe sich „ein Sturm gegen die Apotheke erhoben“, berichtet die Chronik. Aber mit der Wahl eines neuen Raumes und „allen Bitten und Zusage der Erfüllung der auferlegten Bedingungen und Einschränkungen wurde die Hausapotheke gnädigst geduldet“.

Wie ihre Vorgängerinnen stellte auch Sr. Benigna zunächst noch selber Infusionslösungen, Augentropfen und Salben her. Stationsapotheken wie heute gab es damals noch nicht, unter anderem aus Kostengründen. Sie waren auch nicht notwendig, denn Sr. Benigna war immer verfügbar. „Auch nachts konnte man sie jederzeit aus dem Bett holen“, erinnert sich Weigl. 

Sr. Ulrika erinnert sich noch gut an Sr. Benigna: „Sie hatte das alles gut im Griff.“ Sie sei eine energische Frau gewesen. Auch Margit Schreier und ihre jüngere Schwester Michaela Heckl-Stadler kannten die letzte Apothekenschwester, mit der sie weitläufig verwandt waren. „Sie war ganz eine liebe, konnte aber auch sehr streng sein“, erzählt Schreier (66). „Für uns Kinder war es ein Höhepunkt, wenn wir zu ihr in die Apotheke durften“, weiß Heckl-Stadler noch und schwärmt von den „riesigen Gläsern mit den wunderschönen Etiketten“ und dem einmaligen Flair der Klosterapotheke, in deren Schubladen sie hineinschauen durfte. Schreiers Sohn Peter, heute 37 Jahre alt, erinnert sich an die handgemachten Seifen, die er geschenkt bekam. 

Nicht nur als Apothekenschwester imponierte Sr. Benigna, sondern auch als Künstlerin. Sie konnte sehr gut zeichnen, kreierte wunderschöne Einträge in die Posie-Alben der Nichten ihres Bruders und gestaltete während ihrer Nachtschicht beispielsweise Tischkärtchen. 

Andrea Hammerl

Info: Am Tag der offenen Klöster diesen Samstag, 21. April, führen die Elisabethinerinnen ab 15 Uhr durch ihr Kloster in Neuburg. Auch die einstige Klosterapotheke ist zu besichtigen. Den Abschluss bildet eine Vesper um 18 Uhr.

18.04.2018 - Bistum Augsburg , Historisches