Misereor-Fastenaktion

Indien steht im Mittelpunkt

ERKHEIM – Einen Ausschnitt, wie vielfältig und bunt die Eine Welt ist, zeigte die diözesane Eröffnung der 60. Misereor-Fastenaktion in Erkheim (Allgäu). Hinter dem Titelthema „Heute schon die Welt verändert?“ wünschten sich Pfarrer Ralf Czech und Gemeindereferent Erich Zellhuber ein Ausrufezeichen. 

Mit großem Engagement hatte die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) die Aktion organisiert. Kirchliche Verbände und Gruppen präsentierten sich an rund 20 Infoständen. „Jeder kann ein Stück dazu beitragen, dass keiner zurückbleibt“, begrüßte Festprediger Monsignore Pirmin Spiegel die Besucher in der gedrängt vollen Kirche Mariä Himmelfahrt. Für ihn ist „die Achse des christlichen Lebens Nächstenliebe, und im Anderen das Gesicht Gottes zu erkennen“. Es brauche keine Fragen, sondern Antworten und Menschen, mit denen Gott etwas verändern könne. 

Indien stand im Mittelpunkt der Fastenaktion. Der Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Misereor sieht das Land mit 1,3 Milliarden Menschen als Schmelztiegel, dem jeden Monat eine Million junge Menschen auf den Arbeitsmarkt zufließt. Es sei ein riesiges Potential, das die Welt immens präge. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt bei 26 Jahren. 400 Millionen Menschen hätten nur einmal am Tag zu essen. Innerhalb des Landes gebe es große Unterschiede, sagte Spiegel. 

Eine der ärmsten Regionen beleuchtete Schwester Dorothy Gabriel Fernandes. Vor 20 Jahren erlebte sie in der Stadt Patna im Bundesstaat Bihar die Armut. Sie begann ein Hilfsprojekt mit einem kostenlosen Schulprogramm. Jährlich unterweist ihr 35-köpfiges Team rund 200 Kinder und Erwachsene. Viele kennen ihre Rechte nicht, können nicht schreiben und lesen. 

Hier setzt Sr. Dorothy an. Damit Tagelöhner nicht um ihre Stundenlöhne geprellt werden, bringt sie ihnen bei, Stundenzettel zu führen. „Die Arbeitgeber merken, dass wir uns um die Menschen kümmern und auch vor Gericht gehen“, schildert die 64-jährige. „Mit Unterstützung von Misereor schaffen wir es, Menschen eine Stimme und Kraft zu geben.“ 

Helfen heißt für Father Anthony Ray als Leiter von Kolping Indien auch Teilen. In seinen Projekten sollen sich die Menschen gegenseitig stützen. Kolping bringt ihnen Milchkühe, die zu ihrem Lebensunterhalt beitragen. Beim Projekt „Haus mit Herz“ bauen sie Toiletten und sorgen damit für die Gesundheit der Bevölkerung. 

„Als Menschheit und Christenheit zur Einheit werden, das geht nur über das Band der Solidarität“, sagte Domkapitular Wolfgang Hacker. Viele Schwestern und Geistliche aus Indien seien in Deutschland  im kirchlichen Dienst. In einem von Fahnen und Bannern geschmückten Festzug gingen die Kirchenbesucher mit der Musikkapelle Erkheim zur Festhalle. Darin dufteten indische Gerichte, die Mitglieder der KAB zubereiteten.

Josef Diebolder