Ökumenischer Gottesdienst gedenkt der Minderbrüder

Franziskus verbindet

AUGSBURG – Als die Barfüßerkirche in der Jakobervorstadt 1536 evangelisch wurde, konnte niemand ahnen, dass knapp 500 Jahre später Protestanten und Katholiken sich auf ihre gemeinsamen franziskanischen Wurzeln besinnen würden. In diesem Jahr feiern die beiden Konfessinen die Ankunft der Franziskaner („Barfüßer“) in Augsburg vor genau 800 Jahren. 

Ausgerichtet wird das Jubiläum von den Protestanten, denn ihre Barfüßerkirche war ursprünglich der erste Kirchenbau der Minderbrüder  nördlich der Alpen. Den Auftakt bildete ein Festgottesdienst im Dom mit Bischof Bertram Meier und Regionalbischof Axel Piper sowie der Barfüßer-Pfarrerin Gesine Beck.

Für die beiden Konfessionen schien die Gemeinsamkeit eine Selbstverständlichkeit zu sein. Bischof Bertram bescheinigte seinem Amtskollegen Piper, mit ihm ein „Super-Tandem“ zu bilden. Dieser brachte seinerseits zum Ausdruck, dass er mit franziskanischer Tradition und Frömmigkeit sehr viel anfangen könne. Pfarrerin Beck wirkte beeindruckt, dass sie an einer Feier im Dom teilnahm.

Sogar Papst Franziskus, der durch seine Namenswahl die Nähe zu Franz von Assisi zum Ausdruck bringt, übermittelte eine Grußbotschaft mit herzlichen Segenswünschen. Für die Geringsten da zu sein, sei ein prophetisches Zeichen, so der Pontifex Maximus, „das auch heute aufrüttelt. Entweder sind wir Geschwister, oder wir zerstören uns gegenseitig“, fügte er hinzu; das sei die Herausforderung unserer heutigen Zeit. Mit einem Anspiel wurde das Ringen von Franziskus vergegenwärtigt, ob er Brüder nach Norden senden solle oder nicht. Es meldeten sich schließlich 90 Freiwillige für die Mission, von denen 25 ausgewählt wurden. Mitte Oktober 1221 hatten sie Augsburg erreicht. Dann hat sich von hier aus die franziskanische Lebensweise wie ein Lauffeuer ausgebreitet.

Statt einer Predigt traten Bischof Bertram und Axel Piper in einen Dialog ein, die mit der Gretchenfrage eingeleitet wurde: „Wie stehst du zu Franziskus?“ Der katholische Oberhirte stellte fest, Franz habe das geistige Haus der Kirche renovieren wollen und erbeten, dass Gott bei ihm selbst anfängt. Für Piper eine Steilvorlage: „Das ist ein protestantischer Gedanke.“ Es gehe darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Bischof Bertram äußerte die Überzeugung, dass nach der Corona-Pandemie eine neue Zeit der Kirche beginne.

Eines von mehreren Grußworten sprach der Provinzial der deutschen Franziskanerprovinz, Pater Cornelius Bohl. Er erinnerte daran, dass das erste Ordenskapitel in Augsburg nur 30 Teilnehmer gehabt habe. Man habe auf das geblickt, was möglich war. „Sie wollten das Evangelium lehren“, sagte Bohl,„ aber indem sie es mit neuer Frische lebten.“ Darum gehe es auch heute. Der Dom war unter Corona-Bedingungen vollbesetzt. Gekommen waren viele Vertreter von Orden und geistlichen Gemeinschaften, insbesondere der franziskanischen Einrichtungen und Klöster in der Diözese. Andreas Alt

Information:

http://barfuss-im-herzen-der-stadt.de

26.05.2021 - Gedenken