Religionsschüler schufen Bildstock

Ein Gemeinschaftswerk

ILLERTISSEN – „Das war mal eine ganz besondere Sache und hat allen total viel Spaß gemacht.“ Die Begeisterung übers Bildstockprojekt am Kolleg der Schulbrüder in Illertissen steht den Oberstufenschülerinnen Amelie, Ann-Katrin und Lena ins Gesicht geschrieben. 

Mit einem Dutzend weiterer Schüler des Gymnasiums haben sie im Rahmen eines Projekt-Seminars in anderthalbjähriger Gemeinschaftsarbeit einen Bildstock entworfen, angefertigt und im Schulgelände aufgestellt. Es sei „echt anstrengend“ gewesen, den Bildstock zu bauen. „Aber wir haben dabei unglaublich viel über Organisation, Planung und vieles mehr gelernt“, erklärte Kolleg-Schüler Sebastian Schlüter bei der Segnung des Kunstwerks. 

Die Idee, im Rahmen des Projektseminars „Katholische Religion“ ein religiöses Kleindenkmal zu errichten, kam vom Roggenburger Prämonstratenserpater Christian. Er ist seit dem Schuljahr 2008/2009 am Kolleg der Schulbrüder in Illertissen Religionslehrer und Seelsorger. 

Mit dem Augsburger Architekten Rainer Heuberger, der vor allem im Kirchenbau beschäftigt ist, entwickelten die Schüler Ideen und entschieden sich für den Bildstock. Der Kunstreferent der Diözese Augsburg Felix Landgraf half, aus Karton ein Modell im Verhältnis eins zu eins zu bauen. 

Die Schüler gruben ein Loch und füllten es mit Zement. Das war schon mal der Grundstein, der den Bildstock tragen sollte. Zwei Tage lang schlugen sie im Steinmetzbetrieb Franz-Josef Wittner in Deiningen bei Nördlingen einen Sockel aus Drosselfelsstein. Ihm setzte die Arbeitsgruppe einen aus Ziegeln gemauerten, quadratischen Pfeiler auf. Sachkundige Elternhelfer standen den jugendlichen Maurern bei. 

Der krönende Abschluss des Bildstocks aus zwei runden Glasscheiben entstand in der Hofglasmalerei München. Die hintere Scheibe besprühten die Schüler mit Acrylfarben. So entstand ein farbenfrohes, durchscheinendes Muster. Die vordere Scheibe wurde auf einer Seite mit Folie abgeklebt, aus der Ritzen und Linien ausgeschnitten waren. Sie wurde so lange mit Sand bestrahlt, bis sich an den freiliegenden Stellen Furchen im Glas bildeten. Sie weisen ins Zentrum der Scheiben und auf das Schullogo mit einem stilisierten Kreuz, das von einer Sonne umgeben wird. 

Wegbegleiter

Auf dem Weg vom Parkplatz zum Schulgebäude passiert jeder Besucher den Bildstock. „Er soll allen ein Blickfang sein und mit seinem Kreuz im Zentrum daran erinnern, dass wir mit Christus den perfekten Wegbegleiter durchs Leben haben“, sagt Pater Christian. 

Die Projektseminaristen steuerten ihre eigene Deutung bei: Ihr zufolge steht der Sockelstein als Fundament für christliche Wertvorstellungen. Auf ihm baut sich das Mauerwerk aus einzelnen Steinen auf, die eine Gemeinschaft bilden, in der jeder einzelne seinen festen Platz und seine Aufgabe wahrnimmt. Die Farben und die Fragmentierung der Glasscheiben schließlich bilden die Schulfamilie in ihrer großen Vielfalt und Verschiedenheit ab.

Gerrit-R. Ranft

16.10.2019 - Bistum Augsburg , Jugend , Kultur , Kunst