Schwert aus Königsbrunn könnte aus der Zeit um 955 stammen

Zeuge der Lechfeldschlacht

KÖNIGSBRUNN – Wenn es auch keine ernsthaften Zweifel gibt, dass die Schlacht auf dem Lechfeld wirklich stattgefunden hat, so mangelt es doch an historischen Quellen und vor allem archäologischen Spuren. Unterstützt durch den Augsburger Bistumspatron, den heiligen Bischof Ulrich, siegte Kaiser Otto der Große 955 nach Christus über die Magyaren, also die Ungarn. Jetzt ist im Raum Königsbrunn ein eisernes Schwert aufgetaucht, das sich der Schlacht zuordnen lassen könnte.

Experten erklären nach dem Augenschein, dass das Schwert aus der Zeit der Schlacht auf dem Lechfeld stammen dürfte und damit wohl einem Krieger der Truppen Ottos gehörte. Es gibt aber Einwände. Die Waffe ist merkwürdigerweise nicht sehr stark verrostet und recht gut erhalten. Organische Teile wie eine Umwicklung des Griffs, eine Schwertscheide oder einen Gurt gibt es nicht mehr. Noch stärker fällt ins Gewicht, dass der genaue Fundort unbekannt ist. 

Das Schwert befand sich viele Jahre lang – quasi unbemerkt – im Besitz des Verwalters eines Gutshofs bei Lagerlechfeld, Herbert Birk. Er ist jetzt an Demenz erkrankt und in ein Altersheim gezogen. Ein Neffe von ihm hat das Schwert als Dauerleihgabe der Stadt Königsbrunn übergeben. Birk war seit 1984 auf dem jetzt nicht mehr existierenden Hof und kann keine Aussage mehr darüber machen, woher genau er es hat.

Schwert wird entsalzt

Die alte Waffe ist nun zunächst in die Thierhauptener Außenstelle des Landesamts für Denkmalpflege gebracht worden. Nach Auskunft einer Sprecherin wird es dort einer Entsalzung unterzogen, die mehrere Monate dauert. Vor allem Chlorid-Ionen, die dem Metall anhaften, werden ausgewaschen, um so eine Korrosion zu vermeiden und das Schwert langfristig zu erhalten. 

Laut dem Amt ist das Schwert 85 Zentimeter lang und hat neben der Klinge eine massive, gerade Parierstange und einen halbkreisförmigen Knauf. Verzierungen oder eine Marke der Schmiede sind nicht zu erkennen. Nach der chemischen Behandlung könnte das Schwert genauer analysiert werden.

Zur Frage seiner Echtheit hielt sich das Amt bedeckt. Die Leiterin des Königsbrunner Kulturbüros, Rebecca Ribarek, sagte jedoch, ihr gegenüber sei erklärt worden, es sei plausibel, dass es im 10. Jahrhundert geschmiedet worden ist. Das wäre zumindest ein deutlicher Hinweis darauf, dass es mit der Schlacht auf dem Lechfeld in Verbindung zu bringen ist.

Rebecca Ribarek wird es später obliegen, das Schwert der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, entweder im Archäologischen Museum der Stadt oder im schon existierenden „Infopoint 955“ zur Lechfeldschlacht nahe dem zentralen Busbahnhof und der Eisarena – bekannt vor allem durch seine geschichtstreuen Dioramen. Die Niederlage der halbnomadischen Magyaren auf dem Lechfeld bewirkte, dass sie sich in Ungarn niederließen, ein Königreich gründeten und damit sozusagen in die europäische Geschichte eintraten. Vorgesehen sei, dass in Königsbrunn neben dem Schwert auch die Nachbildung eines magyarischen Bogens präsentiert werde, so Ribarek. 

Die Ungarn waren gefürchtete, treffsichere Bogenschützen, die damals immer wieder plündernd über Westeuropa herfielen und kaum abzuwehren waren. Otto hatte zunächst Mühe, ein schlagkräftiges Heer gegen sie aufzustellen, weil er mit seinem Sohn Liudolf zerstritten war. Bischof Ulrich soll die beiden versöhnt und selbst durch die erfolgreiche Verteidigung Augsburgs maßgeblich zur Zurückschlagung der Magyaren beigetragen haben. 

Pferdegeschirr

Ob aber die Schlacht auf dem Lechfeld südlich oder eher nordwestlich von Augsburg stattfand oder es vielleicht nur eine Abfolge kleinerer militärischer Aktionen gab, ist ungeklärt. Vor etwa zehn Jahren wurde bei Todtenweis ein Pferdegeschirr gefunden, das einem ungarischen Krieger zugeordnet wird. Ansonsten gibt es Reste militärischer Befestigungen gegen die Magyaren wie die Haldenburg Schwabegg oder die Ungarnschanze bei Pöttmes.

Andreas Alt

Infos: 

www.955schlachtaufdemlechfeld.de.

20.06.2021 - Bistum Augsburg , Historisches