Auf dem Boden des Klassenzimmers im Maria-Ward- Gymnasium in Augsburg liegen rote und violette Tücher. Zwei winzige Liegestühle stehen darauf. Drumherum sitzen die Mädchen der fünften Klassen. Auf einem Tisch liegt eine fußballgroße goldene Kugel, daneben eine Babypuppe. Ein Stockwerk tiefer bietet sich ein ähnliches Bild bei den Jungs. Ein Kärtchen mit der Aufschrift „Eizelle“ erklärt besagte Kugel. Weitere, auf denen „Scheide“ oder „Gebärmutter“ steht, verraten, worum es hier geht: Sexualkunde. Ein Thema, über das jeder Bescheid zu wissen glaubt, das peinlich ist oder voller Fachbegriffe.
So empfand auch Sabine Eisenreich, Gymnasiallehrerin und Mutter von drei Kindern, den gängigen Sexualkundeunterricht. „Ihr kommt in die Pubertät. Da könnt ihr Kinder kriegen. Also passt auf!“ Verunsicherung rief das hervor, sagt sie. Fruchtbarkeit wurde als Gefahr dargestellt.
Etwas Besonderes
Ganz anders war der Ansatz, den sie durch das deutschlandweite Präventionsprogramm „My Fertility Matters“ (MFM) kennenlernte. Als Bildungsreferentin für Ehe- und Familienseelsorge der Diözese unterstützt sie das Projekt, das übersetzt bedeutet „Meine Fruchtbarkeit zählt“. Dessen Konzept berücksichtigt die Bedürfnisse von Schülern ab der vierten Klasse Grundschule. Das Motto „Nur was ich schätze, kann ich schützen“ vermittelt eine positive Beziehung zum Körper.
„Du bist zweifacher Sieger. Du bist aus einer von 20 gereiften Eizellen und einem von etwa 40 bis 60 Millionen Spermien entstanden. Du bist etwas Besonderes“, so erklärt Eisenreich die Botschaft, die die Jugendlichen mitnehmen. Die Faszination für die Vorgänge im eigenen Körper wird spielerisch und liebevoll nahegebracht.
In einem Workshop für alle Sinne schlüpfen die zehn- bis zwölfjährigen Jungs als „Agenten auf dem Weg“ in die Rolle eines Spermiums von der Reifung bis zur Befruchtung der Eizelle. In der Geschichte ruft Mr. Hypophyse zur James-Bond-Melodie bei Mr. Hoe, dem Hoden, an, damit der Spermien bildet.