Taufe einer Jugendlichen

Vom Glauben Zeugnis geben

AUGSBURG – Die wärmenden Sonnenstrahlen an diesem Frühlingstag tun gut. Ksenia, Sophia und Simone sitzen aber nicht auf einer Parkbank, um sich von der Sonne verwöhnen zu lassen, sondern in der Sakristei von St. Albert in Haunstetten. Dort ist es kühl wie in einem Keller. Das scheint den Mädchen nichts auszumachen. Sie basteln eifrig an Kerzen: Sophia und Simone an einer Osterkerze, Ksenia an ihrer Taufkerze, denn die 14-Jährige will sich am Samstag nach Ostern taufen lassen.

Mit am Tisch sitzt Andrea Ziller, die Ksenia auf das Sakrament, mit dem sie in die christliche Gemeinschaft aufgenommen wird, vorbereitet hat. Zwei Jahre Zeit hat sie dafür eingeplant, wo sonst meistens ein Kirchenjahr, in dem der Taufbewerber alle christlichen Feste miterleben kann, die Regel ist. „Die Mädchen kommen gerne, um über ihren Glauben zu reden, ihn zu reflektieren und herauszufinden, was er mit ihrem Leben zu tun hat oder welche Stellung er in ihrem Leben hat“, berichtet die ehrenamtliche Begleiterin.

Ihr ist es wichtig, dass ein Taufbewerber von seinem Glauben Zeugnis geben kann. Auswendig gelerntes Faktenwissen ist für sie nachrangig. „Natürlich haben wir die Zehn Gebote und wichtige Passagen aus der Bibel wie die Exodus-, die Moses- oder die Josefsgeschichte besprochen“, hebt Ziller hervor. Aber sie seien nicht an der Oberfläche stehengeblieben, sondern hätten sich auch darüber Gedanken gemacht, was ein Satz wie „Du sollst kein falsches Zeugnis geben“ für das eigene Leben bedeute.

Ksenias Eltern stammen aus Kasachstan. Ihre Mutter ist zwar getauft, aber nicht religiös aufgewachsen, ihr Vater ist ein orthodoxer Christ.Sie haben ihre Tochter gewähren lassen. Ihr Kleinkind haben sie in einen katholischen Kindergarten geschickt. Als Ksenia davon gesprochen hat, sich taufen lassen zu wollen, hat ihre Mama skeptisch gefragt: „Brauchst du das wirklich?“ 

In der dritten Schulklasse, erzählt Ksenia, hat sie in einem Gottesdienst eine Fürbitte sprechen dürfen. Ihre Freundin Sophia hat sie dann auch zum Bibeltheater mitgenommen. Bei den Familiengottesdiensten in St. Albert werden Szenen aus den Evangelien in einem Theaterstück mit Gewändern und Requisiten nachgespielt. „Dadurch habe ich mich mit dem Glauben auseinandergesetzt“, berichtet das Mädchen. Sie habe dies und jenes gegoogelt und realisiert, dass sie an Gott glaube. „Mit zehn Jahren war ich mir sicher, dass es Gott gibt“, erzählt Ksenia. 

Dass man zusammen etwas unternimmt, ist für Ksenia, Sophia, Simone und Sara, ein weiteres Mädchen aus der Gruppe, das heute nicht dabei ist, wichtig. Die Tauftreffen seien toll, weil man sich da einbringen, miteinander reden und austauschen könne, finden die Mädchen. 

Als Ksenia vor zwei Jahren vor der versammelten Gemeinde von St. Albert ins Katechumenat aufgenommen wurde, war sie sehr „nervös“ und alles kam ihr „fremd“ vor. Am ersten Fastensonntag dieses Jahres wurde sie im Dom zusammen mit anderen Taufbewerbern zum Empfang der jeweiligen Sakramente zugelassen. „Es war schön und ermutigend zu sehen, dass ich nicht die einzige bin“, erinnert sich das Mädchen an den Gottesdienst.

Am Samstag nach Ostern wird Ksenia nicht nur getauft und dann gefirmt, sie empfängt auch ihre erste heilige Kommunion. „Ich freue mich schon sehr, weil ich so lange darauf hingearbeitet habe“, bekennt sie. Noch ist nicht heraus, was Ksenia in dem Gottesdienst mit Pater Saju Korackal für ein Gewand anlegen wird. Momentan sind eine Albe oder eine weiße Jacke oder ein weißer Schal im Gespräch. 

„Muss ich da dann ganz allein im Altarraum sitzen?“ fragt sie besorgt. „Wir sitzen am Anfang mit dir in der Kirchenbank und wir gehen mit dir zusammen in den Altarraum“, beruhigt sie Andrea Ziller und versichert: „In keinem Moment stehst du alleine vorne.“ Gerhard Buck

18.04.2019 - Bistum Augsburg