Hilfsorganisation Kirche in Not erinnert am Solidaritätstag in Augsburg an verfolgte Christen in der Welt.

Geschundener Leib Christi

AUGSBURG – Im Haus St. Ulrich fand ein Solidaritätstag für verfolgte Christen statt, der von der Hilfsorganisation Kirche in Not organisiert worden war. Bischof Bertram Meier betonte in seinem Grußwort, wie wichtig der Einsatz für bedrängte Christen sei: Man sehe in unserer Welt nur den gesättigten, gesunden Leib Christi, dessen Organe ihre Arbeit tun und damit den Glauben weitertragen.

Wer katholisch sei, müsse aber auch den Leib Christi sehen, der verletzt und geschunden sei, erklärte der Bischof. Diesen Teil des Leibes wolle und müsse man stärken, das gehöre zur Identität der Kirche. Hier wolle man den Finger in die offenen Wunden legen und eine Sache an die Öffentlichkeit bringen, die sonst zu wenig wahrgenommen werde. Das sei ein Dienst am Frieden, den man nicht selber schaffen könne, sondern der eine Gabe von oben und ein Geschenk des Himmels sei. 

Wie wichtig gerade dieser Frieden ist und noch sein wird, betonte der Gastredner im Haus St. Ulrich, Patriarch Gregorios III. Laham, das ehemalige Oberhaupt der melkitischen griechisch-katholischen Kirche in Syrien. Seine Seligkeit hat bereits seit vielen Jahren Kontakt zur Hilfsorganisation und bestärkte die Notwendigkeit ihrer Arbeit. 

„Wir tragen persönlich Verantwortung für unseren Glauben“, mahnte der Patriarch eindringlich zu Beginn seines Vortrages. Wo Menschen in Not seien, da sei auch die Kirche in Not. In seiner Heimat Syrien könne man im Allgemeinen als Christ gut leben, dafür sei man dort dankbar. Und man wolle auch künftig daran arbeiten, mit den Muslimen gemeinsam in einer friedlichen Nachbarschaft zu leben. Seit über 1400 Jahren funktioniere das im Nahen Osten. 

Nun aber sei dieser Frieden immer mehr durch den islamischen Radikalismus bedroht, der zum Ziel habe, das Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen zu zerstören und den Christen das Leben so zu erschweren, dass sie den Nahen Osten verlassen. „Dabei ist das gemeinsame Miteinander der Schlüssel zu einem Frieden im Nahen Osten und in Europa“, sagte Patriarch Gregorios III. Laham. Für alle Probleme gebe es ein Heilmittel: den Frieden. 

Dieser könne aber nicht gehalten werden, wenn immer mehr Christen den Nahen Osten verlassen würden. Frieden bedeute Dialog und wenn auf der anderen Seite keiner mehr da sei, gebe es keinen Dialog mehr. „Die Präsenz der Christen im Nahen Osten ist wichtig“, erklärte er. „Wir Christen und Muslime müssen, können und wollen im Nahen Osten zusammenstehen, um eine bessere Zukunft zusammen aufzubauen.“ 

Die Hilfsorganisation Kirche in Not unterstütze Ausbildung, Ordensgemeinschaften, Evangelisierung, Mess-Stipendien, Fami­lienseelsorge, Flüchtlingshilfe, Bauprojekte, motorisierte Seelsorge, Schriftenapostolat und Medienarbeit, aber vor allem die Christen vor Ort mit allem, was benötigt werde. 

Einen kleinen Überblick über die Arbeit von Kirche in Not gab am Ende der Veranstaltung ein Dia­log zwischen Regina Lynch, Projektdirektorin der internationalen Zen­trale, und Volker Niggewöhner von Radio Horeb. Lynch gab im Interview eindrucksvolle persönliche Erfahrungen mit Christen in aller Welt preis, die sie auf ihren Reisen in den Nahen Osten, nach Kuba, Pakistan oder Afrika gemacht hatte. Was sie bei ihrer Arbeit immer fasziniert: die Menschen, denen sie begegnet und die überall auf der Welt in Gott Trost und Erfüllung finden. 

Ein Zeichen der Verbundenheit mit den verfolgten Christen weltweit setzten zum Abschluss des Solidaritätstags die Beter, die im Hohen Dom den Kreuzweg Jesu nachgingen, „stellvertretend und im Glauben tief verbunden mit jenen Millionen Menschen auf der Welt, die mit letzter Kraft und Todesmut dem Schmerzensmann nachfolgen, die ihr Kreuz, ihre Not kaum mehr tragen können“, wie Bischof Bertram zu Beginn formulierte. In seiner kurzen Ansprache lenkte der Bischof den Blick der Beter und Zuhörer auf Simon von Zyrene und Veronika, die als „Passanten“ zu zentralen Wegbegleitern Jesu werden.

  Anja Fischer/pba

Information

Die ganze Ansprache des Bischofs findet man unter www.katholische-sonntagszeitung, „Dokumentation“.

23.09.2021 - Christenverfolgung