Wie es Ruhestandspfarrer Pero Ljubicic in seiner Heimat Kroatien geht

Manches Dorf ist verlassen

KARLSHULD/KLENOVICA – Pfarrer Pero Ljubicic wirkt an einem Ort, wo andere Urlaub machen. Bis vor fünf Jahren leitete er die Pfarreiengemeinschaft Karlshuld-Weichering-Lichtenau. Seine einstigen Schäfchen besuchen den Ruhestandsgeitlichen jetzt regelmäßig in Kroatien.

In Klenovica kann sich Ljubicic der Seelsorge widmen. „Ich habe fast keine Bürokratie mehr“, freut er sich als Ruhestandsgeistlicher in seiner Heimat Kroatien. Was ihn näher an seine Familie gebracht hat, wenn auch die Pfarrei Ledenice mit den Filialen Zagoné und Klenovica, wo er wohnt, immer noch rund 300 Kilometer vom Wohnort seiner Mutter entfernt ist. 

Dafür liegt sein Pfarrhaus wunderschön am Hang mit Blick auf die Adria von seinem Wohnzimmer aus, oder wenn er auf die Terrasse tritt. Ein Ort, wo andere Urlaub machen, und so erhält Pfarrer Pero, wie er von den Einheimischen genannt wird, oft Besuch aus der alten Heimat – vor allem aus Karlshuld, wo er die letzten 14 Jahre vor Ruhestands-
eintritt wirkte. 

Jährliche Reisegruppe

Gute Tradition ist es geworden, dass eine Reisegruppe, alljährlich vom evangelischen Dekan i. R. Karl-Heinz Wendel angeführt, in die Karlshulder Partnergemeinde Beška nach Serbien fährt und auf dem Rückweg Station in Selce macht. Von dort ist es nur ein Katzensprung nach Klenovica, so dass ein Treffen mit Pfarrer Ljubicic fester Programmbestandteil ist. 

„Keine 200 Einwohner hat Klenovica“, erzählt der Pfarrer, „aber im Sommer leben bis zu 6000 Menschen hier“. Die Siedlung ist jung, gerade mal rund 50 Jahre alt. Entsprechend jung ist auch die Kirche: St. Margaretha besteht seit 18 Jahren. „Die Kirche wurde den Kommunisten zum Trotz gebaut“, erklärt Ljubicic lächelnd. Mehr als 80 Prozent der Kroaten sind katholisch, etwa elf Prozent der Einwohner orthodoxe Christen, der Rest konfes-
sionslos oder muslimisch. 

Wobei Ljubicic betont, dass kroatische Muslime nicht auffielen, ihre Frauen trügen keine Kopftücher. Im Sommer vor zwei Jahren seien arabische Touristen hier gewesen, erzählt er. Doch als die Frauen in ihren langen Gewändern ins Wasser gingen, seien sie ausgepfiffen worden. „Die Muslime haben provoziert“, sagt Ljubicic. „Aber im nächsten Sommer sind sie weggeblieben oder tragen jedenfalls keine Burkas oder Kopftücher mehr.“ 

Trotz des hohen Katholikenanteils ist der Kirchenbesuch eher spärlich. Allen drei Pfarreien zusammen gehören etwa 1000 Gläubige an. Seit fünf Jahren ist der heute 69-Jährige hier, als einer von zehn Pfarrern in zwölf Pfarreien des Dekanats. 

Der Kommunismus wirkt nach. Von den Einheimischen gingen nur eine Handvoll in die Kirche, erzählt Ljubicic. Aber dank der Touristen sei das Gotteshaus in der Hochsaison nicht selten mit 250 Personen voll – bis vor zum Altar stünden dann die Gläubigen. „Und die Klima-Anlage muss volle Pulle laufen“, ergänzt der Pfarrer. 

Gut gelaunt grüßt er alle, denen er zu Fuß oder im Auto begegnet, gibt nicht selten einen aus in den Gaststätten und ist eine Fundgrube an Geschichten aus seiner neuen Heimat. 

Pfarrer Pero ist nicht nur im Hafenstädtchen zuhause, sondern auch in den bis zu 800 Meter hohen Bergen dahinter. Dort liegen die Dörfer, die zu seiner Pfarrei gehören und die er regelmäßig besucht. Ohne Auto geht hier gar nichts. Und wenn es bis hinauf in die früheren Partisanendörfer aus dem Zweiten Weltkrieg geht, hilft nicht einmal das Auto. 

Die meisten Häuser sind verlassen, doch es wird neu gebaut. Wasser und Strom verlegen die Arbeiter, die mit ihrem Bagger sofort Platz machen, wenn der Pfarrer kommt. Den letzten Dorfbewohner hat Pfarrer Pero vor eineinhalb Jahren gesehen. Mittlerweile ist er offenbar verstorben. Das Dorf ist leer, doch zwischen den zerfallenen Hütten stehen neu errichtete oder renovierte Gebäude.

Andrea Hammerl

08.07.2020 - Bistum Augsburg , Priester