Comics zeichnen und viel mehr

Zeltlager der CAJ wurde dieses Jahr bei der Erzabtei St. Ottilien aufgebaut

ST. OTTILIEN – Lioba Mair ist der Ansicht, dass man einem das Comiczeichnen nicht  beibringen kann. Deshalb überlässt die Workshop­leiterin beim Sommercamp der Christliche Arbeiterjugend (CAJ) auf dem Gelände der Erzabtei St. Ottilien die Teilnehmer mit ihren leeren Papierbögen und einem Stapel Comics als Vorlagen bald sich selbst. Die Jugendlichen packen ihre Aufgabe ganz unterschiedlich an. 

Einer der Sommercamp-Teilnehmer zeichnet Sequenzen aus dem „Lustigen Taschenbuch“ ab, ein anderer zeichnet einfach das, was er gut kann: ein Auto, ein Porträt eines Bärtigen, einen Vogel. Einer setzt die aktuellen Wetteraussichten in Bilder um: Das Camp versinkt zunächst im Regen und wird dann von einem Wal verschluckt – bei Comics sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Zu Beginn sind die üblichen Hemmungen zum Ausdruck gekommen: „Ich weiß nicht, ob ich überhaupt zeichnen kann.“ Worauf Lioba Mair eine Standardantwort hat: „Jeder kann zeichnen.“ Die Schwierigkeiten sind aber schnell überwunden. Alle haben den ernsthaften Vorsatz, es wenigstens zu versuchen. Am Ende können einige recht ansehnliche Werke an die Wand gehängt werden.

„Comics“ ist in diesem Jahr das allgemeine Motto dieses Sommercamps, einer der zentralen Veranstaltungen der CAJ in der Diözese Augsburg. Sie ist die Jugendorganisation der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). „Comics sind bei Jugendlichen präsent“, sagt Betreuer Marcel Haas, der sich dieses Motto ausgedacht hat, und Lioba fügt hinzu: „Vor allem durch die Comicverfilmungen im Kino.“ Sie selbst ist „Batman“-Fan. An dieser bekannten Comicfigur aus dem Superhelden-Milieu gefällt ihr vor allem, dass sie keine Superkräfte besitzt und sich in seinen Kriminalfällen mit Köpfchen trotzdem in der Regel durchsetzt. Jedenfalls ist das Zeltlager, das aus einer Reihe von Schlafzelten und drei Funktionszelten besteht, flächendeckend mit Comicsymbolen geschmückt.

Bunte Mischung

Allerdings sind Comics nur einer von vielen Programmpunkten beim Sommercamp. Es ist eine Mischung aus kreativen, informativen und aktiven Angeboten, hinzu kommen Andachten und Gottesdienste. Auch eine Klosterführung ist vorgesehen. Ansonsten ist die CAJ-Gruppe von der Erzabtei St. Ottilien unabhängig, aber Lucia Schuster, eine der Betreuerinnen, berichtet, dass einer der Benediktiner immer mal wieder im Camp vorbeischaut, um sicherzugehen, dass die Jugendlichen mit allem Nötigen versorgt sind und keine Probleme haben.

Pastoralreferent Christoph Hausladen, der als geistlicher Begleiter dabei ist, weist darauf hin, dass sich das Sommercamp in die Aufgabenstellung der CAJ einfügt, Jugendliche auf den Beruf vorzubereiten. Besonders wendet man sich an Mittel- und Realschüler, die oft weniger als Gymnasiasten gefördert werden. „Wir machen zwar keine professionelle Beratung, aber hier im Camp ist Raum, über solche Dinge zu reden. Lioba Mair fügt hinzu, dass bei der CAJ Toleranz und Nächstenliebe hochgehalten werden: „Niemand wird bei uns ausgeschlossen, jeder wird anerkannt. Das habe ich bei der CAJ schätzen gelernt.“

Das Sommercamp findet jedes Jahr an einem anderen Ort in Schwaben statt. Die diesmal 22 Teilnehmer kommen aus dem gesamten Bistum, und mit dabei sind auch zwei Jungs aus Afghanistan, die im Asylverfahren stecken. Sie sind Muslime. Dass sie mitfahren konnten, geht nach Aussage von Lucia Schuster auf das Café Schülertreff  zurück. Im Vorjahr wurden erstmals sechs Asylbewerber mitgenommen, die dort gelandet waren. Nach (beiderseits) guten Erfahrungen meldeten sich diesmal die beiden Afghanen.

Und noch etwas ist der CAJ wichtig: Das Sommercamp soll eine preiswerte Ferienbeschäftigung bieten, die sich auch Jugendliche leisten können, die wenig oder kein Geld haben. Notfalls kann die CAJ sogar Fördermittel loseisen. Auch das entspricht dem Selbstverständnis der Jugendorganisation. 

Andreas Alt

07.08.2019 - Bistum Augsburg , Jugend