Zum 200. Geburtstag von Karl Kempter erklingt die Pastoralmesse im ganzen Bistum

Sein Werk gehört zum Christfest

BURGAU – Als Karl Kempter am 17. Januar 1819 in Limbach bei Burgau geboren wurde, ahnten seine Eltern nicht, dass er 200 Jahre später noch in aller Munde sein würde – zumindest in der Diö­zese Augsburg. Der schwäbische Komponist traf mit seiner Pastoralmesse genau ins Schwarze: Die Kempter-Messe wird bis heute in vielen Pfarreien an Weihnachten aufgeführt. Zum 200. Geburtstag des früheren Augsburger Domkapellmeisters sind alle Sänger im Bistum aufgerufen, die Messe gemeinsam zu singen.

Der musikalische Geschmack ist einem ständigen Wandel unterworfen. Da ist es umso verwunderlicher, dass sich eine Komposition Karl Kempters, zu der Zeit Organist der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg, behaupten konnte. Sie wird in der Weihnachtszeit von den Augsburger Domsingknaben ebenso gesungen wie von unzähligen Kirchenchören landauf und landab.

In manchen Pfarreien gab es zwar in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) eine kurze Unterbrechung: Seelsorger und Organisten bevorzugten zeitgemäße Deutsche Messen, die in Fülle entstanden. Da und dort wurde der Kirchenchor sogar in die Wüste geschickt, denn unter aktiver Teilnahme der Gläubigen verstand man den Volksgesang. Aber es dauerte nicht lange und Pfarrer, Organisten, Pfarrgemeinderäte und Gläubige entdeckten wieder, welchen Schatz sie mit den lateinischen Messen besitzen. 

Seit Kindheit bekannt

Schon bald sehnten sich die Gläubigen an Weihnachten nach der Pastoralmesse von Karl Kempter. Sie war den meisten seit Kindheitstagen vertraut, und wenn gar ein kleines Orchester mitwirkt, dann lässt sich nichts Innigeres und Froheres denken als die Melodien dieser weihnachtlichen Messe.

Beim Kyrie gibt der Komponist den Hirten das Wort. Sie bitten um Erbarmen. Sie sehnen sich nach dem Messias. Sie hoffen auf den Retter der Welt. Die „Pastoralmesse“ war eigentlich nicht für die Christmette gedacht, sondern für die Messe am frühen Weihnachtsmorgen, die „Missa in aurora“, auch „Hirtenamt“ genannt. Vielfach war die Heilige Messe am frühen Morgen nicht so gut besucht wie die Christmette und das Hochamt. Darum fand auch die Uraufführung der Pastoralmesse 1851 im Hohen Dom zu Augsburg nicht am frühen Morgen, sondern bei der Christmette statt.

Im Gloria suchte Karl Kempter, den ganzen Jubel der Engel auszudrücken: Gott die Ehre und Friede den Menschen auf Erden. Das ist die frohe Botschaft, die es immer wieder zu verkündigen gilt. Das ist auch das Anliegen des Komponisten. Wie sehr dies Kempter am Herzen liegt, macht der Schluss deutlich: Entgegen dem liturgischen Text greift er nochmals auf den Anfang zurück und erneut singt der Chor vom „Frieden den Menschen auf Erden“. 

Das Credo findet seinen Höhepunkt, wenn der Text von der Menschwerdung Gottes spricht: „Et incarnatus est.“ Die ganze Bedeutungsschwere dieses Geschehens hat Karl Kempter einfach und überzeugend in eine ergreifende Melodie übersetzt.

Kempters Vater, der Lehrer und Organist in Limbach war, entdeckte sehr früh das musikalische Talent seines Sohnes und vertraute ihn dem Augsburger Domkapellmeister Michael Keller an. Dieser förderte den jungen Musiker nach Kräften. Mit 18 Jahren erhielt er die Stelle des Organisten an der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg, zwei Jahre später wurde er Domorganist. 

1865 wurde Kempter zum Domkapellmeister ernannt. Mit 46 Jahren war er am Ziel seiner Wünsche angelangt. Nur gut fünf Jahre waren ihm noch gegönnt. Sie waren überschattet von einem Nervenleiden. Am 12. März 1871 starb Domkapellmeister Karl Kempter.

Königliche Wertschätzung

Unentwegt hatte Kempter komponiert. Er schuf mehr als 120 Werke, darunter Oratorien, Messen, Vespern und Litaneien. Ein Marsch von ihm kommt alljährlich in der „Alten Kapelle“, einer Wallfahrtskirche in Regensburg, zur Aufführung. Er wird gespielt, wenn das Jesuskind an Weihnachten in die Krippe gelegt wird. Seine Oratorien „Johannes der Täufer“, „Maria“ oder „Die Hirten von Betlehem“ fanden großen Anklang. Sogar König Ludwig II. von Bayern, der gute Musik zu schätzen wusste und für Richard Wagner schwärmte, sprach ihm seine Anerkennung aus. 

Die meisten Werke gerieten schon bald in Vergessenheit. Mancherorts erklingt an Fronleichnam noch sein „Adoro te“. Die Pastoralmesse aber wurde zur beliebtesten Weihnachtsmesse und verkündet die Freude der Heiligen Nacht, die der Engel den Hirten verkündet hat: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren. Es ist Christus, der Herr.“ Karl Kempter machte sich mit den Hirten auf den Weg, um Gott zu loben und zu preisen.

Ludwig Gschwind

Aufführungen der Kempter-Messe

Am Wochenende vom 19. und 20. Januar wird die Pastoralmesse von Karl Kempter in zehn Kirchen in der Diözese aufgeführt. Alle Sänger, die die Messe kennen, sind eingeladen mitzusingen.

Samstag, 19. Januar

- Augsburg, Hoher Dom, 16 Uhr Probe, 18 Uhr Cantate Domino.

- Donauwörth, Münster Zu Unserer Lieben Frau, 16 Uhr Probe, 18 Uhr Heilige Messe.

- Kempten, Pfarrkirche St. Mi­chael, 16 Uhr Probe, 18 Uhr Heilige Messe.

- Schrobenhausen-Mühlried, Pfarrkirche Heilig-Geist, 15 Uhr Probe, 18 Uhr Heilige Messe.

- Sonthofen, Pfarrkirche St. Michael, 18.30 Uhr Probe, 20 Uhr Geistliches Konzert.

Sonntag, 20. Januar

- Burgau, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, 17 Uhr Probe, 18 Uhr Heilige Messe.

- Kaufbeuren, Stadtpfarrkirche St. Martin, 19 Uhr Heilige Messe, Probe bereits am Donnerstag, 17. Januar, um 20 Uhr.

- Memmingen, Pfarrkirche St. Josef, 18 Uhr Probe, 19 Uhr Heilige Messe.

- Nördlingen, Pfarrkirche St. Salvator, 9 Uhr Probe, 10 Uhr Pontifikalamt.

- Weißenhorn, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, 16 Uhr Probe, 18.30 Uhr Heilige Messe.

02.01.2019 - Bistum Augsburg , Kirchenmusik