Bischof Voderholzer und Regionalbischof Weiss

„Wir sollten so etwas viel öfter tun"

REGENSBURG (pdr/sm) – Das Reformationsgedenken ist zwar vorbei, dennoch wollen katholische und evangelisch-lutherische Christen auch weiterhin eng und sichtbar zusammenarbeiten und wirken. Dieses Signal ging erneut vom Ökumenischen Abendgebet am vergangenen Sonntagabend in der Regensburger Schottenkirche St. Jakob aus.
Gastgeber waren der katholische Bischof von Regensburg Rudolf Voderholzer und der evangelisch-lutherische Regionalbischof Hans-Martin Weiss, die unter dem Motto „Das Beten macht das Herz weit!“ an den Versöhnungsgottesdienst von katholischen und evangelisch-lutherischen Christen im vergangenen Jahr erinnerten. Dieser wurde auf den Tag genau am 11. März 2017 in der Regensburger Drei­einigkeitskirche gefeiert und war einer der Höhepunkte des Reformationsgedenkens in Regensburg. Katholische und evangelisch-lutherische Christen sicherten an jenem Abend einander feierlich zu, den Weg zur Einheit mit Kraft und Zuversicht, und vor allem unumkehrbar, weiter zu beschreiten.

Stimmungsvolle Feier

„Das, was katholische und evangelisch-lutherische Christen bereits jetzt gemeinsam tun können – wie beispielsweise zusammen zu be­ten –, das sollten wir auch gemeinsam tun“, rief Bischof Rudolf Voderholzer am Sonntagabend den Gläubigen beider Konfessionen zu, die seiner Einladung und der von Regionalbischof Weiss gefolgt waren. „Wir haben so viele schöne Kirchen, so viele hochbegabte Sänger und außerdem die wunderbare Tradition des Stundengebetes. Wir sollten deshalb so etwas viel öfter tun“, sagte der Regensburger Oberhirte im Anschluss an die vom Stundengebet getragene Feier, die von einer Schola der Regensburger Domspatzen musikalisch mitgestaltet wurde. Die im 12. Jahrhundert erbaute Schottenkirche St. Jakob, eines der bedeutendsten hochromanischen Bauwerke Deutschlands, war während des Ökumenischen Abendgebets in ein stimmungsvolles Licht getaucht.

Beten lernen

Regionalbischof Hans-Martin Weiss wiederum erinnerte in seiner Ansprache an die Bedeutung des Gebetes Jesu, das Vaterunser: „Es ist für uns Christen über alle Konfessionsgrenzen hinweg das maßgebliche Gebet, an dem wir immer wieder neu lernen und einüben können, was ein Gebet überhaupt ist, was wir in einem Gebet sagen können und wie wir es sagen können.“ Auch für ihn persönlich, so Hans-Martin Weiss, habe das Vaterunser bis auf den heutigen Tag eine immense Bedeutung – genauso wie die Auslegung Martin Luthers dazu in dessen Kleinem Katechismus: „Luthers einfache und klare Formulierungen haben mir immer dabei geholfen herauszufinden, wie ich beten kann und wie ich nicht beten soll, hat mir immer dabei geholfen, das zu beichten, was wirklich relevant ist und was nicht unter den typischen Luther-Begriff der „Puppensünden“ fällt – die hat er nämlich nicht für mitteilenswert erachtet. Ich bete fast täglich vor dem Einschlafen – mal hastig, mal konzentriert – und immer wieder schaue ich dabei auf einen Tag zurück, an dem ich anderen Menschen etwas schuldig geblieben bin. Denke ich zu viel drüber nach, besteht die Gefahr, dass ich Gedanken über das, was ich schuldig geblieben bin, nachhänge, die mir dann den Schlaf rauben. Nicht immer, aber doch sehr oft waren mir dann einige Gedanken Martin Luthers zum Vaterunser eine große Hilfe.“
Eine weitere wichtige Hilfe für ein richtiges und authentisches Gebetsverständnis sei ihm, so Regionalbischof Weiss, außerdem das Buch „Wie wir beten können“ des 2016 verstorbenen evangelisch-lutherischen Theologen und Bestsellerautors Jörg Zink gewesen, welches er und sein Bruder zur Konfirmation am Palmsonntag 1971 geschenkt bekommen hätten, genauso wie das Buch „Wir beten. Gebete für Menschen von heute“ von Manfred Seitz und Friedrich Thiele.
„Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie aus dem Gebet heraus zur Ruhe und zur Besinnung finden. Und dass wir über die Konfessionsgrenzen hinweg uns über unser Gebet austauschen und voneinander lernen. Dazu helfe uns Gott!“, schloss Regionalbischof Weiss seine Ansprache. Wie passend, dass die anwesenden katholischen und evangelisch-lutherischen Gläubigen im Anschluss gemeinsam das Vaterunser anstimmten.

14.03.2018 - Bischöfe , Bistum Regensburg