Chorarbeit in Corona-Zeiten (Mittwoch, 22. April 2020 15:02:00)

Proben in den eigenen vier Wänden

Chorarbeit in Corona-Zeiten

BERATZHAUSEN (pdr/md) – Seit Mitte März finden in Beratzhausen infolge der Corona-Pandemie keine Singstunden mehr statt, Gottesdienste zelebrieren nur die Priester alleine. Da auch die Dauer dieses Ausnahmezustandes unklar ist, jedoch mittel- oder langfristig Auftritte der Chöre geplant sind, müssen diese anders als üblich vorbereitet werden.

In der Pfarrei St. Peter und Paul in Beratzhausen sind vier Chöre aktiv, die alle Resi Dinauer, die Pfarrkirchenmusikerin, leitet: Kinderchor, Jugendchor „Die schiefen Töne“, Choryphäen und Kirchenchor. 

Ein Konzert des Kinderchores und des Jugendchores am 22. März, für das lange und intensiv geprobt worden war, musste abgesagt werden. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes an „Laetare“ durch den Kirchenchor fiel ebenso aus wie ein von den Choryphäen umrahmter moderner Kreuzweg am 29. März in der Kapelle des örtlichen Senioren- und Pflegeheimes. Dies und mehr ist für die Sängerinnen und Sänger, von denen viele seit Jahrzehnten singen, nur schwer zu verkraften. Ganz zu schweigen von den wöchentlichen Zusammenkünften, bei denen neben der Musik auch der Ausgleich zum Alltag und der Austausch am Rande der Proben wichtig ist.

Seit 1990 ist Resi Dinauer Kirchenmusikerin in Beratzhausen. Zuvor war sie schon als Sängerin in ihrem Heimatkirchenchor beziehungsweise als Kirchenmusikerin in einer Nachbarpfarrei aktiv, blickt also auf weit über 30 Jahre kirchenmusikalisches Wirken zurück. „Es hat nie ein Ostern gegeben, wo ich nicht gesungen oder gespielt habe“, schaut sie zurück. Und es stehen Projekte beziehungsweise Auftritte an. Während sich diese beim Kirchenchor vor allem am Kirchenjahr orientieren (Maiandachten, Pfingsten, Fronleichnam und mehr), stehen für die Choryphäen die Umrahmung der Trauung einer Chorsängerin im Juni und ein geistliches Konzert im Oktober auf dem Terminplan. Wie sollen diese Auftritte vorbereitet beziehungsweise die Chorsänger bei Laune gehalten werden?

Proben bei sich daheim

Für den Kirchenchor schwebte Chorleiterin Resi Dinauer schon längere Zeit eine Messe des Burglengenfelder Chorleiters und Komponisten Hubert Zaindl vor. Diese hat sie nun für diese Wochen und darüber hinaus zum Proben in den eigenen vier Wänden vorgesehen. Zudem hatte Zaindl angesichts der Corona-Krise an ihm bekannte Kolleginnen und Kollegen Übungsdateien für diese Messe geschickt. Das gab dann den Ausschlag, dass sich die Beratzhausener Kirchenmusikerin dafür entschied. 

„Es war also Material da, das man dann auch weiterverschicken durfte“, konkretisiert Dinauer. Aber wie läuft es nun faktisch ab? Vorgaben dazu gab es nicht. „Ich habe einfach geschaut, welche Möglichkeiten es für mich gibt, wie ich es machen kann“, schildert die Chorleiterin. „Jeder probiert aus, was für seine Situation das Beste ist“, so Dinauer weiter. Und sie entschied sich – je nach Altersgruppe – für E-Mails beziehungsweise einen Messengerdienst. 

Die Lieder beziehungsweise Messteile spielt Resi Dinauer auf ihrem Klavier zu Hause ein – bei neuen Stücken jeweils mit besonderer Hervorhebung der jeweiligen Singstimme. Das bedeutet, dass sie den gesamten Chorsatz sowie den mit der Sopran-, Alt-, Tenor- und Bassmelodie hervorgehobenen Satz einspielt – bei einem vierstimmigen Lied also fünf Versionen beziehungsweise Dateien. „In der Regel geht die Aufnahme auf das Diktiergerät im Smartphone problemlos. Ärgerlich ist, wenn ich mich bei längeren Stücken verspiele. Dann kann es schon etwas dauern.“

Noten im Briefkasten

Auf digitalem Weg erhalten die Sänger die Dateien der eingespielten Stücke und können sich dann die jeweiligen Stimmen abspeichern und anhören. Die Sänger der Choryphäen haben ihre Noten zu Hause, was bedeutet, dass bei bereits bekannten Liedern die Notenblätter nur aus den persönlichen Ordnern zum Üben genommen werden müssen. Neue Sätze kommen per E-Mail. Anders beim Kirchenchor, wo sich die Chornoten im Schrank im Probenraum befinden. Da jedoch die Messe von Hubert Zaindl für den Chor neu ist, hat die Chorleiterin die frisch gekauften Partituren bei mehreren Spaziergängen in die Briefkästen der Sänger geworfen. Die Kommunikation im Vorfeld und danach lief und läuft hauptsächlich über E-Mail.

Auch die jungen Sängerinnen und Sänger des Kinder- und des Jugendchores erhielten Material – vor allem das Programm des abgesagten beziehungsweise verschobenen Konzerts, damit diese Lieder nicht in Vergessenheit geraten und selbst geprobt werden können. Bleibt zu hoffen, dass dieses Konzert und das der Choryphäen mittel- bis langfristig ebenso stattfinden kann wie die Hochzeit. Von den kirchlichen Festen im Frühjahr und Sommer ganz zu schweigen.

22.04.2020 - Bistum Regensburg