Weihbischof Josef Graf feiert Pontifikalgottesdienst auf dem Fahrenberg

„Der Glaubende braucht Vorbilder“

FAHRENBERG (dob/sm) – Zur Eröffnung der Wallfahrtssaison auf den Fahrenberg hat Weihbischof Josef Graf am vergangenen Sonntag in der Wallfahrtskirche „Zu Unserer Lieben Frau“ einen Pontifikalgottesdienst gefeiert. In der Predigt beschrieb Graf das Glaubensvorbild der Gottesmutter.

Die Einladung an den Weihbischof, einmal zu einem Fahrenbergfest zu kommen, hatte noch Pfarrer Marek Baron ausgesprochen. Zu Beginn der Altötting-Wallfahrt vor dem Pfingstfest in der St.-Albertus-Magnus-Kirche in Regensburg wiederholte sein Nachfolger als Pfarrer von Waldthurn, Norbert Götz, dieses Anliegen beim Weihbischof. Dieser  kam der Bitte umgehend beim Dreifaltigkeitsfest nach. 

Schon am frühen Morgen waren wieder zahlreiche Wallfahrer aus Bärnau auf den 801 Meter hohen Berg gekommen und lösten zum 201. Mal ihr jahrhundertealtes Versprechen bei einem Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskapelle ein. Nach Missernte und Hungersnot hatten sich damals die Bärnauer zum Fahrenberg aufgemacht, um ihre Bitten und ihren Dank zur Muttergottes zu bringen. Auch nach schweren Kriegszeiten erfuhren die Menschen durch die Wallfahrt Trost und Hilfe.

Voller Freude hieß der Waldthurner Pfarrer am vergangenen Sonntag den hohen Würdenträger willkommen und zelebrierte mit ihm den Festgottesdienst, assistiert von Diakon Janusz Szubartowicz. 

„Zu einem Wallfahrtsort zu kommen, der durchweht ist vom Gebet der Menschen, die hier vertrauensvoll  ihre Anliegen zu  Maria bringen, ist immer ein besonderes Erlebnis“, versicherte der Weihbischof. Es sei aber auch ein Ort, an dem man Gott nahe sei. Eine Woche nach dem Pfingstfest feiere die Kirche den Dreifaltigkeitssonntag. An diesem Tag dürfe man einen Blick in das innerste Geheimnis Gottes werfen. 

Marienbild Chagalls

In der Predigt erinnerte der Weihbischof an das Jahr 1977: Als er damals Abitur machte, wurde der französische Maler russisch-jüdischer Herkunft, Marc Chagall, gerade 90 Jahre alt. Vor diesem großen Geburtstag zog sich der damals bereits berühmte Maler in die Einsamkeit zurück, um das Ganze seines langen Lebens in einem gemalten Bild zu bedenken. Zu Ehren seines 90. Geburtstages hielt man den Atem an, als der Meister dabei sein neues Bild enthüllte, das eine Summe seines Lebens ausdrücken sollte. Das Bild war gewaltig und typisch für Chagall. Es zeigte viele kleine Details und vier schwebende Engelsgestalten, die einen üppigen Baldachin schleppten und die Hauptfigur im Zentrum des Bildes umgaben. Viele meinten dort Papst Johannes XXIII. zu erkennen. Und genau dorthin, ins Zentrum, hatte der Künstler das Bild Mariens gestellt. Groß und in kräftigen fließenden Farben stand Maria da als Mutter mit dem Kind auf dem Arm. 

Die Gäste waren erstaunt über dieses Motiv und ihr Interesse steigerte sich, als sie hörten, was Chagall mit dem Bild vorhatte. Man fragte ihn, ob er es verkaufen wolle. Seine Antwort lautete: „Die Mutter gehört dem Volk.“ Und vertraute er das Bild einer Gruppe von Kunststudenten an, die es auf einen Lieferwagen bauten und damit auf eine Art Tournee gingen. Entlang der südfranzösischen Küste wurde das Bild von Ort zu Ort gefahren, damit es alle besichtigen konnten. Viele Menschen sahen es. Man strömte zusammen, um es anzuschauen und nicht wenige, so berichtet man, beteten davor. 

„Der Glaubende braucht Vorbilder“, betonte der Festprediger, genau solche, wie Maria auf dem Fahrenberger Hochaltarbild. „Maria ist aus dem Volk gekommen“, so Weihbischof Graf. Vielleicht spürten die Marienverehrer das auch: „Maria ist eine von ihnen.“ Maria sei keine Mächtige, sondern eine Frau aus dem einfachen Volk und ein einfaches Mädchen, „eine Frau aus einem unbedeutenden Dorf“. Maria sei darin, wie sie ihren Weg mit Gott ging, den Gläubigen ein Vorbild, auch als es ein schmerzlicher Weg wurde, treu bis unter das Kreuz. 

Dem Glauben treu bleiben

Der Glaube sei in der heutigen Zeit, in der sich auch in unserem Land viele Menschen von der Kirche abwendeten, nicht mehr selbstverständlich, sagte Weihbischof Graf und sprach die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle an. Erst kürzlich habe ihm jemand gesagt:  „Allmählich schämt man sich ja schon zu sagen, wenn man praktizierender Christ ist.“ Am Arbeitsplatz werde man schief angeschaut, wenn man Kirchgänger ist oder aktiv im Pfarrgemeinderat mitarbeitet. „Da begegnet man Unverständnis, Spott und Kopfschütteln.“ 

Trotzdem bat der Weihbischof die Gläubigen: „Halten sie weiter der Kirche die Treue auch unter dem Kreuz.“ Die Kirche sei seit jeher immer eine Welt der Sünder: „Wir leben immer auch auf den Schultern der vorangegangenen Generationen, müssen heute aushalten, was im früheren Leben falsch lief.“ Künftigen Generationen gehe es mit uns nicht anders. „Der Blick auf die Muttergottes mag uns Trost geben“, so der Weihbischof abschließend.

18.06.2019 - Bistum Regensburg , Wallfahrt