Faszinierende Gebilde im Wallfahrtsmuseum

Waldwesen – Engelswesen

NEUKIRCHEN BEIM HEILIGEN BLUT (hb/md) – Faszinierende Gebilde aus Holz in Form von Waldgeistern und Engels­wesen bevölkern derzeit den Ausstellungsraum im Dachgeschoss des Wallfahrtsmuseums Neukirchen beim Heiligen Blut und regen die Fantasie des Betrachters an. 

Die 117 eindrucksvollen Einzel­exponate in den Vitrinen und an den Stellwänden bedürfen keiner detaillierten Beschriftung, sondern bringen als Wald- und Engelswesen die Botschaft im Holz zum Ausdruck. Gesplittert, zerrissen oder als Abfallholz zerhackt, bewahrt jedes auch noch so kleine Holzteilchen die Schönheit eines lebenden Baumes. Beim Streifen durch den Wald findet man unendlich viele dieser minimalen Zeugen eines großen Ganzen. 

Um den Charakter des Baumes zu erhalten, werden die Teile so unverändert verarbeitet, wie sie im Original gefunden wurden. Lediglich eine Fixierung der zusammengefügten Holzstücke mit Heißkleber bietet den nötigen Halt und verbietet Schrauben oder Sägen. Diese fließenden Formen eines gewachsenen Baumes spiegeln sich in den Figuren und Bildcollagen wider. So erzählen sie mit der Lebendigkeit ihrer schwingenden Linien, der Bewegung und dem Rhythmus ihrer Strukturen, ihrer Vielfalt der Holzfarbigkeit vom Wesen und von der Schönheit des lebenden Holzes und fabulieren eine Welt der tänzerischen Traum- und Fabelwesen – der Gnome und Engel. 

Sie führen uns vor Augen, dass „alle Dinge voller Seele und Geister sind“. „Jedes Stück Holz ist ein Individuum“, gibt die Künstlerin Elfriede Winter Einblick in ihre schöpferische Tätigkeit und fügt hinzu, dass selbst kleinste Teilchen nicht nach dem aussehen, was daraus später entsteht. „Ich finde die Sachen im Wald oder auf Holzarbeitsplätzen und lasse mich davon inspirieren. Doch nicht immer sehe ich in einer Wurzel oder einem Holzstück gleich das endgültige Motiv. Einiges muss ich mehrmals zusammensetzen, bis ich damit zufrieden bin. Manche Objekte dauern in ihrer Fertigstellung zwei bis drei Jahre, eben so lange, bis ich das richtige Teilchen – beispielsweise einen zweiten passenden Engels­flügel – dazu gefunden habe.“

Die Holzstrukturen werden pur belassen, und auch auf Farben wird verzichtet, denn die Farbkontraste im Holz sind von Natur aus vielfältig. Eine perfekt „durchdachte“ Zusammensetzung verleiht den vollplastischen Gebilden eine gewisse Ästhetik und lässt sie beim Betrachten aus verschiedenen Blickwinkeln in einer völlig anderen Form erscheinen. Auch Astlöcher, dünne Holzschichten oder Rindenteile ergeben ein vielsagendes Bild. Die Holzkünstlerin findet es nach ihren Worten zerstörerisch, aus einem ganzen Stück eine Figur herauszusägen. Stattdessen fügt sie aus einzelnen Holzteilen etwas zusammen – ähnlich dem Recyceln. 

Seit knapp fünf Jahren ist Elfriede Winter sehr produktiv und sieht die Linien und Strukturen des Holzes in Wellen, Schwüngen, Astlöchern oder wie in Strudeln. Insgesamt sind der Kreativität der Künstlerin keine Grenzen gesetzt. Aber auch der Betrachter interpretiert in jedes Objekt etwas anderes hinein. Elfriede Winter ist hoch erfreut, wenn ihre Wald- und Engelswesen die Fantasie der Menschen beflügeln und die Figuren individuell gedeutet werden. Sie möchte ihre Mitmenschen inspirieren, künftig aufmerksamer durch die Natur zu gehen, denn Holz ist nicht nur zur Herstellung von Papier und Pellets geeignet, sondern auch für Aufsehen erregende Gebilde, die tänzerische Figuren oder engelsgleiche Wesen symbolisieren. 

In jedem Exponat steckt eine spezielle Botschaft, erfuhr Bürgermeister Markus Müller bei der Ausstellungs­eröffnung auf Nachfrage nach dem Lieblingsobjekt der Künstlerin. Sie zeigte ihm das „Elfen-Bolschoi-Ballett“, in dem drei tanzende Elfen ihre Kräfte bündeln – und das sie ihrem Ballettlehrer gewidmet hat. Dass die Künstlerin an Engel glaubt, zeigt ihre Beziehung zu den Ausstellungsstücken. Doch nicht alle Figuren sind Engel – manche sind auch einfach Waldwesen.

Elfriede Winter hofft, dass die Ausstellung guten Anklang findet und ein Erfolg wird. Die Präsentation kann bis zum 30. August zu den Öffnungszeiten des Wallfahrtsmuseums besichtigt werden: Dienstag bis Freitag von  9 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 12 Uhr sowie von 13 bis 16 Uhr.

09.06.2020 - Bistum Regensburg