Statements von Bischof Rudolf Voderholzer bei der ersten Synodalversammlung

Hoffnungen und Erwartungen

FRANKFURT (red) – Klar und deutlich hat Bischof Rudolf Voderholzer seine Hoffnungen und Erwartungen zum Synodalen Weg auf der ersten Synodalversammlung in Frankfurt zum Ausdruck gebracht.

In einem Statement ging er auf die MHG-Studie ein, an deren Schlussfolgerungen, so der Bischof, sich die Foren des Synodalen Weges weitgehend orientierten. Die Schlussfolgerung, dass Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, katholische Sexualmoral und eine Machtkonzen­tration auf Männer in der Katholischen Kirche hauptursächlich seien für den sexuellen Missbrauch, sei aber nicht durch die empirischen Daten und die Forschungsergebnisse gedeckt.

„Solche Schlussfolgerungen müssen so lange als unwissenschaftlich und als Projektionen gelten, als nicht durch vergleichende Studien mit vergleichbaren Institutionen erwiesen wird, dass es tatsächlich diese katholischen Spezifika sind, die zu den fürchterlichen, beschämenden und viele Kinder und Jugendliche zutiefst traumatisierenden Taten geführt haben. Es gibt aber noch keine hinreichende Zahl von Studien, die einen Institutionenvergleich erlauben“, sagte Bischof Voderholzer.

Er rief die medizinische Fachwelt auf, die wissenschaftliche Qualität der Studie noch genauer unter die Lupe zu nehmen. „Mir wäre sehr viel wohler, wenn an der Wiege unserer Veranstaltung noch mehr Klarheit und auch Aufrichtigkeit herrschte.“

Die Sendung der Kirche

In einem anderen Statement drückte Bischof Voderholzer die Hoffnung aus, dass sich das Forum, das sich mit dem Thema „Macht und Partizipation“ beschäftigt, ein wesentliches Element der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils berücksichtigen werde. Die Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ spreche von der einen Sendung der Kirche, die sich in vielen Diensten und Ämtern ausdrücke und verwirkliche. 

„Während denen, die mit dem geistlichen Dienstamt betraut sind, die Verkündigung, die Leitung und die Heiligung aufgetragen ist, kommt den getauften und gefirmten Frauen und Männern, wie das Konzil sich ausdrückt, vor allem der Weltdienst zu, das heißt die Durchdringung der weltlichen Lebensbereiche mit dem Evangelium. An zwei Stellen spricht das Konzil von der unmittelbareren Mitarbeit am Dienst der Priester und Bischöfe, an 88 Stellen entweder ausdrücklich oder der Sache nach vom „Weltdienst“: Politik, Wissenschaft, Kunst, Kultur, Medienwelt – mit allen Chancen der Berücksichtigung der Option für die Armen – und ­so weiter. Diese Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils scheint mir noch lange nicht hinreichend wahrgenommen, geschweige denn ausgeschöpft“, sagte der Bischof. 

Er erhoffe und erwarte sich von den Beratungen des Synodalen Prozesses, dass diese spezifische Sendung der „Weltchristen“, wie er anstelle des diskriminierenden Wortes „Laien“ es vorziehe zu sagen, tiefer bedacht und gestärkt werde, im Sinne des Evangeliums und zum Wohl der Gesellschaft. Die Fixierung auf das Thema „Amt“ schwäche und verdunkle die in der Taufe und Firmung gründende Sendung. „Stärken wir alle getauften und gefirmten Christinnen und Christen, dass sie Missionare des Alltags sein können!“, appellierte der Bischof.

Tragfähige Basis

In einem dritten Statement drückte Bischof Voderholzer seine Hoffnung aus, dass der Dialog im Synodalen Prozess auf „tragfähiger Basis“ geführt werde. Die Katholische Kirche habe eine solche feste Basis, weil in ihr ein Einvernehmen darüber bestehe, was als theologisches Argument Geltung beanspruchen könne. Diese Basis sichere auch das hohe Gut der weltweiten Einheit der Katholischen Kirche.

Eine erste Bezugsgröße sei die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments. „Dass unser gemeinsames Beraten auf der Basis der biblischen Überlieferung geschehen muss, ist auch im Blick auf die Schwestern und Brüder der aus der Reformation hervorgegangenen kirchlichen Gemeinschaften wichtig“, so der Bischof. 

„Ein Dialog auf fester Basis wird uns Katholiken auch deshalb möglich sein, weil wir uns auf die Lehrverkündigung der Kirche, insbesondere der 21 ökumenischen Konzilien stützen, unter denen das letzte, das Zweite Vatikanische Konzil, als das uns zeitlich nächste, besonders herausragt. Ich erhoffe mir, ja ich erwarte, dass wir immer wieder auf die Lehre des Konzils hören und in seinem Lichte beraten. Das Konzil hat das Christus­ereignis und seine Bezeugung durch die Kirche wieder neu ins Zentrum der Aufmerksamkeit gestellt“, stellte der Bischof heraus. 

Sakramentalität

Entscheidend sei es, das Thema von der „Sakramentalität“ her zu bedenken: Die Transparenz der geschöpflichen Wirklichkeiten, auch der Geschlechterpolarität für die Offenbarung und deren Bezeugung und Darstellung. 

„Das ewige Wort des Vaters kann deshalb nur entweder als Mann oder Frau Mensch werden. In der Transparenz der geschöpflichen Geschlechterpolarität gründen die Sa­kramentalität der Ehe und auch die konkrete Gestalt des Priestertums als Befähigung, Christus als Bräutigam der Kirche darzustellen“, sagte der Bischof. 

Nicht zuletzt, so der Bischof, habe der Dialog eine feste Basis durch die Lehrverkündigung der Päpste seither: Papst Paul VI., Johannes Paul I. und II., Papst Benedikt XVI. und in Kontinuität mit seinen Vorgängern der Heilige Vater Papst Franziskus. 

„Die Berufung auf diese Bezugsgrößen gibt einem Argument in der Synodalversammlung Gewicht, macht unsere Beratungen zu einem Dialog auf festem Grund und bewahrt uns vor Spaltung. Ich hoffe und wünsche mir, dass wir nicht mit Betroffenheit, sondern mit solchen Argumenten auf tragfähigem Grund zu überzeugen versuchen“, sagte Bischof Voderholzer.