Erster ökumenischer Krippenweg

60 Stationen in Altstadt

REGENSBURG (epd/sm) – Der Regensburger Krippenweg könnte einer der längsten in Bayern werden: An über 60 Stationen sollen heuer in der malerischen Altstadt zum ersten Mal die Szenen des biblischen Geschehens von Bethlehem sichtbar gemacht werden. Die Idee zum ersten ökumenischen Krippenweg hatten die beiden christlichen Kirchen. Mit Unterstützung der Stadt und des Krippenvereins kann er nun umgesetzt werden. Präsentiert werden Krippen unterschiedlicher Kunststile und Provenienz im öffentlichen Raum. Besucher können die Krippen vom 28. November bis zum 6. Januar nahezu rund um die Uhr in Augenschein nehmen.

Bischof Rudolf Voderholzer beteiligt sich persönlich an dem Gemeinschaftsprojekt: An der Alten Wache neben dem Neupfarrplatz bestückt er sieben große Vitrinen mit seinen Krippenschätzen. Voderholzer besitzt eine umfangreiche Privatsammlung. Für den Aufbau ist der Krippenverein zuständig.

Vorsitzender Glas kann im Weg durch die Stadt nur Vorteile sehen: Er lässt sich trotz Corona-Auflagen gut begehen, und das meist 24 Stunden lang. An den Dezember-Adventssamstagen sowie am 2. Januar findet jeweils um 11 Uhr auch eine ökumenische Andacht an einem der Krippenorte statt, der Ende November über www.regensburg-stern.de bekanntgegeben werde.

Sterne sollen den Weg zu den über 60 Stationen in der Altstadt leuchten: „Niederschwellig, anrührend und öffentlich mitten in der Stadt erinnern wir an das Zentrum von Weihnachten und setzen einen deutlichen Akzent christlicher Verkündigung“, sagt der evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler. Ausdrücklich lobte er „die sehr gute ökumenische Zusammenarbeit“ bei der Entwicklung der Idee, die längst vor Ausbruch der Corona-Pandemie entstanden sei. In diesem schwierigen Jahr 2020 aber sei „die stärkende und tröstende Botschaft von der Geburt des Heilands besonders wichtig“.

Im Haus der evangelischen Kirche „Am Ölberg“ wird beispielweise eine schwebende Krippe zu sehen sein, die die Figuren der Heiligen Familie bei der Geburt Jesu zeigt. In der Neupfarrkirche ist eine feste Krippe geplant, bei der mit der Verkündigung, der Herbergssuche von Maria und Josef, der Heiligen Nacht und der Huldigung durch die Heiligen Drei Könige der Weihnachtskreis nachgestellt wird, sagte Krippenvereinsvorsitzender Franz Glas. Zwar könne eine Verlegung in die Dreieinigkeitskirche notwendig werden, weil die Kirche saniert werden muss. Am Nordturm der größten protestantischen Kirche soll aber auf jeden Fall eine beleuchtete Krippe im Freien stehen.

Auch in der Stadtbücherei am Haidplatz wird es eine Krippe geben – die Dreikönigs-Krippe, „aber mit modernen Figuren“, sagte Glas. Ein Rassismus-Eklat wie in Ulm sei daher nicht zu erwarten. „Unsere Figuren sind gesichtslos. Rassistisches kann ich dabei nicht erkennen.“

Der Krippenweg bilde den Facettenreichtum christlicher Darstellungskunst ab. Deshalb findet man in Regensburg auch orientalische, volkstümliche, ja sogar Krippenfiguren, die in Oberpfälzer Tracht gewandet sind. Eine neapolitanische, reich verzierte Krippe werde der Besucher in der Kramgasse bei einem Antiquitätenhändler in der Auslage finden. Etwa die Hälfte der Krippen wird von Regensburger Kaufleuten gestellt. Sogar das historische Alte Rathaus Regensburgs, in dem sich der Immerwährende Reichstag (1663-1806) versammelte, ist in einer der Krippen als Miniatur nachgebildet.

Schon jetzt freut sich Krippenvereinsvorsitzender Glas auf den ersten ökumenischen Krippenweg, den er als Katholik mit evangelischer Ehefrau gerne besuche. „Dieser Weg ist ein Ruhepol zur Besinnung und eine gute Vorbereitung auf die Weihnachtszeit.“

11.11.2020 - Bistum Regensburg