Ausstellung "Der göttliche Funke II"

"Origineller Evangelist"

REGENSBURG (pdr/md) – Bischof Rudolf Voderholzer hat im profanierten Kirchenraum von St. Ulrich neben dem Regensburger Dom die Ausstellung „Der göttliche Funke II“ in seiner Funktion als Schirmherr eröffnet. Dort sind bis zum 31. Oktober monumentale Gipsfiguren, Glasarbeiten sowie Lithografien zur Taufe Christi aus der Hand des Künstlers Markus Lüpertz zu sehen. Die Ausstellung soll Initiativimpuls für ein dauerhaft in St. Ulrich als Museum des Bistums Regensburg bleibendes Kunstwerk von Markus Lüpertz sein.

Prachtvolle Kirchenfenster, wie sie nebenan das Innere des Regensburger Doms in geheimnisvolles Licht tauchen, sind zum großen Teil Stiftern aus dem Mittelalter zu verdanken, meist reichen Bürgern oder Adeligen, die beim Dombau die Finanzierung für die kostspieligen Kunstwerke übernahmen. 

An diese Tradition soll nun in St. Ulrich angeknüpft werden. Dort gibt es die Chance, die bisher schlichten Klarglasscheiben von St. Ulrich an der Westfassade durch zeitgenössische Fenster mit einer expressiven Bildsprache eines der berühmtesten Künstler unserer Tage zu gestalten, Markus Lüpertz. Für insgesamt fünf Fenster an der Westfassade, die große Fensterrose sowie vier Lanzettfenster, werden nun mit der Ausstellung „Der göttliche Funke II“ Sponsoren gesucht.

Bischof Rudolf, der als Schirmherr dieses Vorhaben unterstützt, schätzt an Lüpertz besonders die „erfrischende und außerordentlich inspirierende Art, die Kunst zu erschließen“ und seine „fundamentaltheologische Begründung des Glaubens in all seinen Dimensionen“, wie er bei der Eröffnung erklärte. Darum sei Lüpertz für ihn ein „moderner, origineller Evangelist“. 

Er freut sich, dass von Lüpertz nun die große Geschichte der Glaskunst in Regensburg fortgemalt werde. „Sie werden mit Ihrer Kunst diese altehrwürdige Kirche dauerhaft bereichern und ungemein aufwerten“, sagte Bischof Rudolf. 

Da die profanierte Kirche St. Ulrich Eigentum des Freistaates Bayern ist, wäre das Projekt ohne die Bayerische Staatsregierung nicht möglich gewesen. Besonders dankte Bischof Rudolf daher dem Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, und Regierungspräsident Axel Bartelt, die „die Idee positiv aufgenommen haben und die Realisierung der Künstlerfenster überzeugt mittragen“. Für die Unterstützung vonseiten der Stadt Regensburg sprach er Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Kulturreferent Wolfgang Dersch seinen Dank aus. Besonderen Respekt zollte er Dr. Maria Baumann, Leiterin der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg, und ihren Mitarbeitern „für allen Einsatz, für allen Charme, für alle Hartnäckigkeit bei der Verwirklichung dieses großartigen Projekts.“

Begeisterung und Glaube

Maria Baumann hat sich intensiv mit Markus Lüpertz auseinandergesetzt. Sie stellte die ausgestellten Werke vor und ordnete sie in das Denken des Künstlers ein. Interessant ist dabei, wie er auf Kunst und Religion blickt. Die haben für ihn nämlich durchaus etwas gemeinsam: „Begeisterung und Glaube sollte der vertrauensvolle Gottsucher ebenso wie der Kunstbetrachter in sich tragen“, fasste Baumann zusammen und zitierte Lüpertz selbst: „Verlieren wir den Glauben, können wir auch unserem Nächsten nicht mehr glauben. Verliert man den Glauben, endet man in einer Art Zynismus.“

Florian Luderschmid, der als Regierungsvizepräsident den Freistaat Bayern vertrat, wünschte dem Projekt „alles Gute, einen guten Verlauf, und hoffen wir auf den Funken Gottes, der dann überspringt, irgendwann durch diese tollen Glasfenster!“

Licht malt

„Gottes erstes Wort gemäß der biblischen Überlieferung ist ‚Licht‘. ‚Gott sprach: Es werde Licht, und es wurde Licht‘ (Gen 1,3)“, betrachtete Bischof Rudolf die Glaskunst im Licht der Schöpfungsgeschichte. „Das Licht ist das erste Geschenk des Schöpfers an seine noch wüste, leere und finstere Welt.“ Licht mache sichtbar, lasse leuchten. Und: „Man kann auch sagen, dass Licht malt.“ Für die Kunst im Allgemeinen, aber insbesondere für die Architektur sei das Licht immer ein wichtiger Werkstoff gewesen. Die einzelnen Stile ließen sich sogar darin unterscheiden, wie sie das Licht einsetzen. Die Romanik sei sehr sparsam mit dem Licht gewesen. Die Gotik hingegen, für die die Kirche St. Ulrich neben der Liebfrauenkirche in Trier und St. Elisabeth in Marburg eines der frühesten Zeugnisse in Deutschland ist, habe versucht, die Mauern aufzulösen und in Lichtwände zu verwandeln. „Wände, die auf ihre Weise transparent werden für das Göttliche, die Heilsgeschichte, mit biblischen Szenen und Heiligen, hoffentlich hier bald dem heiligen Ulrich, hier in St. Ulrich.“ 

15.09.2021 - Bistum Regensburg