Zu Instruktion der Kleruskongregation

Votum für geistliche Umkehr

TIRSCHENREUTH (pdr/sm) – Bischof Rudolf Voderholzer hat die 400. Fatima-Wallfahrt im oberpfälzischen Tirschenreuth zum Anlass genommen, die aktuelle Instruktion der Kleruskongregation ausdrücklich zu begrüßen und sein Votum öffentlich zu begründen. 

Am 20. Juli hatte die vatikanische Kleruskongregation im Auftrag von Papst Franziskus eine Instruktion mit dem Titel „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ veröffentlicht. Sie wendet sich an eine Kirche, die zumindest in Westeuropa viele Pfarrgemeinden auflöst, die das sakramentale Priestertum an den Rand drängt und Neuevangelisierung vielerorts als Strukturpoblem und Aufweichungsprozess verstehen will.

Die römische Orientierung wurde heftig kritisiert, votiert sie doch unmissverständlich für eine geistliche Umkehr als Voraussetzung missionarischer Wirkkraft, ein Weg, den die Katholiken mit ihren Pfarreien und den berufenen Priestern gehen sollen.

Mehr als Whatsapp-Gruppe

Für Bischof Voderholzer bestärkt die Instruktion die 2000-jährige Erfahrung der Kirche, dass Verkündigung, Seelsorge und Caritas lebendige Gemeinschaft brauchen: „Wir sind als Kirche eben mehr als eine Whatsapp-Gruppe, mehr als ein Facebook-Freundeskreis: Wir sind eine lebendige Gemeinschaft, und der erste und wichtigste Lebensraum ist die Pfarrei mit der Pfarrkirche. Wie gut, dass es dann doch den Pfarrer gibt, und in Tirschenreuth auch den Herrn Kaplan mit vielen ehrenamtlichen Schwestern und Brüdern, die da sind, ein offenes Ohr haben für die Sorgen und Nöte, die die Katechese schulisch und außerschulisch halten und andere unterstützen und dazu befähigen, und die vor allem die Feier der Eucharistie am Sonntag und an den Feiertagen vor allem, aber auch am Werktag gewährleisten.“

 Die Instruktion, so der Bischof weiter, ermutige die Pfarreien, sich missionarisch zu erneuern und nicht in pastoraler Routine zu erstarren oder sich gar nur noch um sich selbst zu drehen: „Die Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Tirschenreuth ist so gesehen eine vorbildliche Pfarrei. Zum mittlerweile 400. Mal laden Sie ein zur Monatswallfahrt. Die Prediger von auswärts bereichern und variieren die Verkündigung. Und die Prozessionen, von denen wir hoffen, dass sie bald wieder wird stattfinden können, tragen den Glauben auch sichtbar hinaus, hinaus auf den Marktplatz, hinein in die Lebens- und Arbeitswelt, zum Zeichen dafür, dass Sie auch an die „Ränder“ gehen wollen, sich nicht damit begnügen – als Heilsversicherungs-Konzern gewissermaßen –, dass die Leute zwar ihre Beiträge zahlen, aber ansonsten möglichst keine Dienste in Anspruch nehmen. Im Gegenteil! Sie laden ein, erinnern daran: Kirche, das sind wir alle, die wir getauft und gefirmt sind, und jeder und jede hat seine Aufgabe.

 Die Instruktion begründe und bestärke, so der Bischof, dass Leitung und Letztverantwortung in einer Pfarrei nur dem priesterlichen Dienst eines Pfarrers zukommen können: „Der Pfarrer ist ja nicht einfach nur Vorsitzender eines Gemeindevereins, den man abwählen und nach irgendwelchen bloß weltlichen Gesichtspunkten beurteilen und austauschen könnte. Die Leitung der Kirche durch das geweihte Dienstamt macht deutlich, dass die Kirche als Ganze und auch jede Pfarrei selbst erst einmal Frucht einer Mission ist, nämlich Frucht der Sendung des Gottessohnes in diese Welt. Der Priester, der in der Person Christi, des Hauptes der Kirche, handelt, vergegenwärtigt das bleibende Voraus und das notwendige Gegenüber Christi zu seiner Kirche.“

 Wie Bischof Rudolf erläuterte, stützt sich die Instruktion auf ein Verständnis der Kirche als Stiftung Jesu, die teilhat an einer göttlichen Sendung, die den Menschen Gnadengeschenke Gottes anbietet, die sie sich niemals selbst besorgen können: „Wo wir aber mit dem Glauben der Kirche von Anfang bejahen und bekennen, dass in Jesus Christus der ewige Sohn des Vaters Mensch geworden ist, dass er uns in seinem Tod und in seiner Auferstehung mit Gott versöhnt hat und dass er im Heiligen Geist in der Kirche sakramental gegenwärtig ist bis zum Ende der Zeiten, da kann die sakramentale Struktur der Kirche nicht in eine Quasi-Demokratie, und das Weihepriestertum nicht in ein Delegationsamt der Gemeinde umdefiniert werden. Schon von der Struktur der Offenbarung her, von der Schöpfungs- und Erlösungsordnung her, besteht erst einmal eine „Asymmetrie“ zwischen Schöpfer und Geschöpf, zwischen Gott und Mensch, zwischen Erlöser und Erlösten. Und die sakramentale Struktur der Kirche macht dies sichtbar und bekräftigt das bleibende Voraus Christi als Haupt seiner Kirche.“

 Die Instruktion würdige den priesterlichen Dienst und anerkenne Bedeutung, Schönheit und die besondere Berufung, die ihm zugrunde liege. „Man bilde sich nicht ein, dass man anstelle der schlechtgeredeten Priester dafür mehr andere kirchliche Berufe bekommt. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn wir aber vom Himmel wieder mehr Priesterberufe erbitten und empfangen, wird es auch in den vielen anderen pastoralen Berufen, angefangen bei den Religionslehrern und -lehrerinnen, den Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten, den Kirchenmusikern, den Diakonen und nicht zuletzt den Ordenschristen auch wieder mehr Berufungen geben. Davon bin ich überzeugt, und in diese Richtung muss doch erst einmal all unser Bemühen und, mehr noch, unser Beten zielen.“

 Übrigens verweist das Wort „Pfarrei“ selbst auf die himmlische Verwurzelung der Christen. Das deutsche Wort stammt aus dem griechischen „paroikia“. Die Griechen bezeichneten damit eine „Fremdlings-Existenz“. Wer zur paroikia gehört, dessen Bürgerrecht ist im Himmel, dort hat er seine eigentliche Heimat. Bischof Rudolf: „So wird schon sprachlich daran erinnert, dass die Kirche nicht im irdischen Horizont aufgeht und in irdischen Kategorien allein fassbar ist, sondern, wie es jeder Kirchturm in seiner stummen Predigt als Zeigefinger nach oben verkündet, ein steter Verweis ist auf die wahre Heimat und die alles erfüllende Zukunft im Himmel.“

Ganz besondere Freude

 Für Regionaldekan Pfarrer Georg Flierl war es „eine ganz besondere Freude“, dass Bischof Rudolf Voderholzer trotz Corona an der 400. Wallfahrt für die Kirche in Tirschenreuth teilnahm. Schon seit mehreren Jahrzehnten werde der Termin jeweils am Dreizehnten des Monats wahrgenommen. „Wir haben es auch versucht, während der strengen Coronaauflagen durchzuhalten“, sagte Pfarrer Flierl bei der Begrüßung zu Beginn des Gottesdienstes. Bischof Rudolf lobte dieses Engagement. Er schaue mit großer Dankbarkeit auf das pfarrliche Leben in Tirschenreuth, das sich auch in der Corona-Zeit nicht habe unterkriegen lassen. „Wir lassen nichts ausfallen, wir lassen uns etwas einfallen, das war und bleibt unsere Devise.“

Seit dem Jahr 1986 gibt es die Monatswallfahrt schon. An jedem Monatsdreizehnten findet sie statt: Unter normalen Umständen beginnt sie mit einem Rosenkranzgebet, es folgen eine heilige Messe und die Aussetzung des Allerheiligsten. Im Anschluss begeben sich die Teilnehmer auf eine Lichterprozession, die momentan leider ausfallen muss. Die Besonderheit: Die traditionsreiche Verehrung eines Gnadenbildes, das auf das Jahr 1692 zurückgeht, wurde seit den 1980er Jahren durch die Wallfahrt im Geiste Fatimas neu belebt. Sie ist mittlerweile zu einem Anziehungspunkt für zahlreiche Pilger aus der gesamten Region geworden.