Oberammergau

Erstmals ökumenischer Segen für Passionsspiele

Der Segen für die Oberammergauer Passionsspiele ist erstmals gemeinsam von katholischer und evangelischer Kirche erteilt worden. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx und Bayerns Landesbischof Heinrich Beford-Strohm sprachen am Dienstag in München ein Segensgebet für das Spiel vom Leiden und Sterben Jesu.

Die 42. Oberammergauer Passionsspiele finden vom 16. Mai bis 4. Oktober 2020 statt. Die Spielleitung um Christian Stückl und Abdullah Karaca wird unterstützt von Stefan Hageneier, verantwortlich für Bühnenbild und Kostüme, und Markus Zwink für Chor und Orchester. Die Proben beginnen im Dezember.

Zu dem Termin war eine Delegation aus Oberammergau mit Stückl und Karaca sowie einigen Laienspielern, darunter die beiden Jesus-Darsteller, ins Erzbischöfliche Palais gekommen. Auch Bürgermeister Arno Nunn, Weihbischof Wolfgang Bischof sowie der theologische Berater der Passionsspiele, der Moraltheologe Ludwig Mödl, nahmen teil.

Stückl schreibt noch am Text für das Spiel, verriet aber bereits, dass er dieses Mal nicht nur die Leidensgeschichte darstellen werde. Er wolle noch mehr aus dem Leben Jesu erzählen, wie dieser sich der Leute am Rand der Gesellschaft angenommen habe. Die Bergpredigt und die Seligpreisungen sollen stärker einbezogen werden sowie der Aufruf zur Feindesliebe. Deutlicher solle werden, was Jesus getan und was ihn letztlich ans Kreuz gebracht habe. Demnächst führt Stückl Gespräche mit Vertretern großer jüdischen Organsisationen. Dabei soll es um das Engagement gegen Antisemitismus gehen.

Marx dankte den Oberammergauern für ihren Einsatz, die „größte Geschichte aller Zeiten“ wieder auf die Bühne zu bringen. Er selbst sei 2010 dreimal in der Vorstellung gewesen. Für 2020 habe er bereits die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz eingeladen. Bedford-Strohm würdigte gleichfalls die Anstrengung der Mitwirkenden und welche Kraft sie beim Spiel entfalteten. Er sei immer wieder beeindruckt, welche Schauspieltalente aus dem Ort hervorgingen. Der Landesbischof betonte, es gebe keinen katholischen, evangelischen oder orthodoxen Christus, sondern nur den einen Herrn Jesus Christus. „Und der war Jude“, fügte der Kardinal hinzu.

Der Brauch geht auf das Jahr 1633 zurück. Damals starben 84 Menschen während des Dreißigjährigen Krieges an der Pest. Die Einwohner gelobten daraufhin, alle zehn Jahre die Passion Jesu aufzuführen, damit Gott der Krankheit ein Ende bereite. Der Überlieferung nach starb danach niemand mehr an der Pest.

KNA

06.11.2019 - Bayern , Kultur , Theater