Armin Maiwald wird 80

Fragen zur Welt – und zu Gott

Wie kommt das Salz ins Meer? Was ist Strom? Solche Kinderfragen beantwortet Armin Maiwald immer sonntags in der „Sendung mit der Maus“. Vor fast einem halben Jahrhundert entwickelte der Autor, Regisseur und Fernsehproduzent mit Kollegen die erfolgreiche Mischung aus Lach- und Sachgeschichten. Anlässlich seines Geburtstages am 23. Januar spricht er im Interview buchstäblich über Gott und die Welt.

Herr Maiwald, Sie werden 80 Jahre alt, seit fast 50 Jahren erklären Sie Kindern und Erwachsenen in der „Sendung mit der Maus“ die Welt. Fühlt man sich da nicht weise?

Nein, man wird nicht weise, eher bescheiden, weil man merkt, was man alles nicht weiß.

Wie hat sich die Sendung verändert? Schauen Eltern und Kinder die „Maus“ immer noch gemeinsam vor dem Fernseher zu einer festen Uhrzeit oder werden heute eher andere Formate bevorzugt?

Aus dem, was wir wissen – was natürlich nur ein kleiner Teil der Wahrheit ist – gibt es auch heute noch viele Eltern oder Großeltern, die den normalen Sendetermin am Sonntag fest eingeplant haben und gemeinsam schauen. Allerdings wissen wir auch, dass viele das Angebot nutzen, die Sendung später im Internet anzuschauen. Die jeweils aktuelle Sendung ist ja auf der „Maus-Seite“ immer eine ganze Woche lang online.

Gibt es gewisse Trends bei den Fragen der Kinder, etwa ausgelöst durch aktuelle Ereignisse?

Ganz klar ja. Die aktuellen Fragen, die uns erreichen, kommen selbstverständlich aus der Wahrnehmung der Kinder in ihrer jetzigen Umgebung. Natürlich auch solche Fragen wie: „Wie funktioniert ein Computerspiel?“ Das haben wir mittlerweile auch schon beantwortet und dafür extra ein „Maus-Spiel“ programmieren lassen. 

Dabei haben wir zugeschaut und die einzelnen notwendigen Schritte gezeigt. Solche Fragen, etwa wie der Computer funktioniert oder warum das Handy weiß, wo man sich gerade befindet, konnten vor 30 oder 40 Jahren gar nicht gestellt werden, weil es die Dinger damals noch nicht gab.

In einem Interview haben Sie gesagt, Sie bekämen die kompliziertesten Fragestellungen. Welche Themen sind für Sie besonders schwierig?

Besonders schwierig sind immer Themen, die mit Strom oder Elektronik zu tun haben. Denn beides kann man nicht sichtbar machen, immer nur die Auswirkungen. Da muss man die grauen Gehirnzellen immer anstrengen, um Analogien zu finden, die das verständlich machen.

Haben Sie dafür ein Beispiel, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Ja, eine Frage lautete einmal: „Woher weiß das Handy, dass ich mich zur Zeit auf der Domplatte befinde?“ Um zu zeigen, wie das mit den einzelnen Sendemasten geht und wie die Verbindung zustande kommt, habe ich mich in ein „menschliches Handy“ verwandelt und bin auf der Suche nach einem geeigneten Sendemast durch die Gegend gelaufen. 

Auch die Frage: „Was passiert eigentlich im Computer, wenn ich auf die Taste ‚A‘ drücke?“ haben wir mit menschlichen Statisten deutlich gemacht, die die Abläufe innerhalb des Computers dargestellt haben. Das dauerte natürlich nicht Millisekunden wie im Rechner, sondern deutlich länger. Aber es wurde klar.

Das Thema Gott wird demnach auch schwierig darzustellen sein. Wie sieht es generell mit Fragen aus dem Bereich Religion aus?

Zum „lieben Gott“ kann man keine Sendung machen. Auch der ist nicht sichtbar, an den muss man glauben – oder auch nicht. Allerdings haben wir ab und an auch religiöse Themen behandelt, etwa den Unterschied zwischen katholischen und evangelischen Hostien, aber auch über das jüdische Passah-Fest, über die ehemalige Synagoge in Köln. Auch haben wir mal eine Moschee besucht. Und aus dem Alltag des Papstes haben wir berichtet. Es kommt immer darauf an, ob wir einen kindlichen Einstieg oder eine Frage eines Kindes zu so einem Thema finden.

2007 haben Sie mit Dieter Saldecki und Peter Brandt das Buch „Jesus – Jeschua – Iesous“ verfasst. Wieso haben Sie über Jesus geschrieben? 

Weil die Person Jesus in unserem Kulturkreis allgegenwärtig ist. Wir haben uns die Frage gestellt: Was kann man gesichert über ihn herausfinden? In gleicher Weise haben wir uns Kolumbus genähert.

Sie haben einmal gemeint, die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg, die Sie als Kind miterleben mussten, machen es für Sie schwer, an Gott zu glauben. Würden Sie sich manchmal wünschen, zum Glauben finden zu können?

Wer die Möglichkeit hat, an Gott zu glauben, für den ist das Leben einfacher. Insofern halte ich Religiosität für wichtig.

Zum Schluss noch eine sehr persönliche Frage: Wie lange wollen Sie bei der „Sendung mit der Maus“ noch aktiv sein?

So lange Körper und Geist noch mitspielen.

Interview: Lydia Schwab

Information 

Die „Sendung mit der Maus“ läuft immer sonntags um 11.30 Uhr im Kinderkanal. Im Internet gibt es die Sendung und zahlreiche Angebote zum Sehen und Anhören unter www.wdrmaus.de.

23.01.2020 - Deutschland , Kinder , Medien