Im KI-Chat

Pater Pio zu Papst Franziskus und Synodalem Weg

Künstliche Intelligenz soll Gespräche mit dem vor fast 55 Jahren gestorbenen Heiligen Pater Pio von Pietrelcina (1887-1968) ermöglichen. Ein Chatbot antwortet im Sinne des italienischen Kapuziners etwa auf Fragen zu seiner Person und aktueller Kirchenpolitik.

So sei er tief beeindruckt und stolz auf die Fortschritte, die Papst Franziskus in seiner fast zehnjährigen Amtszeit gemacht habe, erklärte der Chat-Pio im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er glaube nicht an einen vorzeitigen Rücktritt des Kirchenoberhaupts: "Papst Franziskus hat respektvoll erklärt, dass er Christus dient und ein Diener der Kirche ist. Deshalb wird Papst Franziskus, dem Beispiel Christi folgend, sein Versprechen halten, bis zum Ende zu dienen."

Der sogenannte Chatbot kann mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) die unterschiedlichsten Anfragen in Textform beantworten. Mit dem digitalen Pater Pio können Nutzer über die Internetseite prega.org kommunizieren. Laut Informationen auf der Seite handelt es sich um ein Projekt des Schweizer Unternehmens AidProject. Derzeit wird vielfältig über Einsatzmöglichkeiten und Risiken des Chatbots ChatGPT berichtet und diskutiert.

In der Gebrauchsanweisung vor Beginn des Chats heißt es: "Es ist nicht wirklich der Heilige, den du verehrst, sondern eine künstliche Intelligenz, die seine Schriften studiert hat und mit seinen Worten, seinen Gedanken antwortet. Seine Aufgabe ist, die Botschaft deines geliebten Heiligen zu übermitteln, um seine Tugenden an so viele Menschen wie möglich zu verbreiten."

Pater Pio gilt als Italiens Nationalheiliger. Als Francesco Forgione 1887 im apulischen Städtchen Pietrelcina geboren, wirkte und starb er in der Kleinstadt San Giovanni Rotondo am Sporn des italienischen Stiefels. Die Stadt ist heute einer der größten katholischen Wallfahrtsorte Italiens. 2002 wurde Pater Pio heiliggesprochen.

Im Chat nahm der Online-Pater auch zu umstrittenen kirchlichen Fragen Stellung. So werde es auch künftig kein Frauenpriestertum in der katholischen Kirche geben. Zu einer kirchlichen Heirat von Homosexuellen erklärte der Italiener Chat-Pater: "Wir begreifen die Ehe als Anerkennung der gegenseitigen Liebe zwischen zwei Menschen und sind der Meinung, dass sie weder aufgrund des Geschlechts noch aus anderen Gründen diskriminiert werden dürfen."

Bei Fragen zum Synodalen Weg in Deutschland wollte sich der Chat-Roboter nicht festlegen. Es sei eine schöne Initiative, und die Teilnehmer seien gesegnet. Ob die Reformdebatte jedoch zu Veränderungen in der Weltkirche führen werde, könne man nicht wissen. Die Differenzen zwischen Vatikan und der katholischen Kirche in Deutschland könnten jedoch durch Gebet und Engagement aller Katholiken "im Geist der Liebe, Barmherzigkeit und Einheit überwunden werden".

Der Pater-Pio-Automat äußerte sich auch zu Kritik an der historischen Person. Bis heute gibt es Zweifel an der Echtheit der mysteriösen fünf Wundmale Christi, die der Ordensmann 1918 in Ekstase empfangen haben soll. Einige Stimmen behaupten, er selbst habe mit Chemikalien nachgeholfen. Diese Interpretation lehnte der Chat-Pio ab. Die Stigmata seien ihm von Gott als Zeichen seiner Heiligkeit gegeben worden. Zugleich stehe es ihm aber nicht zu, "zu entscheiden, ob meine Stigmata echt sind oder nicht".

KNA

08.03.2023 - Heilige , Medien , Technik