Nach dem Feuer von Nantes

Verdächtiger gesteht Brandstiftung in Kathedrale

Eine Woche nach dem Brand in der Kathedrale von Nantes in Westfrankreich hat ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Diözese die Tat gestanden. Ein Richter ordnete in der Nacht auf Sonntag Untersuchungshaft für den 39-Jährigen wegen "Zerstörung und Beschädigung durch Feuer" an, wie französische Medien berichteten.

"Er hat vor einem Untersuchungsrichter zugegeben, drei Brände in der Kathedrale gelegt zu haben", sagte Staatsanwalt Pierre Sennes der Zeitung "Presse-Ocean". Der Festgenommene räumte den Angaben zufolge ein, an der großen Orgel der Kathedrale, an einer kleinen Orgel und einer elektrischen Schalttafel Feuer verursacht zu haben.

"Mein Mandant hat sich kooperativ gezeigt", sagte der Anwalt Quentin Chabert der Zeitung. Der Verteidiger fügte hinzu: "Er bedauert die Taten sehr, das Geständnis war für ihn eine Befreiung." Sein Mandant sei "von Gewissensbissen geplagt und von dem Ausmaß der Zerstörung sehr mitgenommen". Im Falle einer Verurteilung drohen dem Mann laut Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe in Höhe von 150.000 Euro.

Das Feuer in der gotischen Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale in Nantes war am Samstag vergangener Woche an drei weit voneinander entfernten Stellen in der Kirche ausgebrochen. Laboruntersuchungen erhärteten den Verdacht auf Brandstiftung.

Der Verdächtige, ein aus Ruanda stammender Flüchtling, war bereits wenige Stunden nach dem Brand festgenommen worden, kurz darauf aber wieder auf freien Fuß gekommen. Der Mann arbeitet als Freiwilliger für die Diözese Nantes und war am Vorabend des Brandes für die Schließung der Kathedrale verantwortlich. Da es keine Einbruchsspuren gab, geriet er rasch ins Blickfeld der Ermittler.

Bei dem Feuer brannte die große Orgel der Kathedrale vollständig ab. Auch ein großes Buntglasfenster in der Fassade sowie Gemälde wurden zerstört oder beschädigt. Mehr als 100 Feuerwehrleute waren bei den Löscharbeiten im Einsatz. Philippe Charron von der regionalen Kulturbehörde gab jedoch an, dass "die meisten Werke gerettet werden konnten". Eine Schätzung zu den Restaurierungskosten gibt es noch nicht.

Frankreichs Premierminister Jean Castex kündigte an, der Staat werde sich "voll und ganz am Wiederaufbau beteiligen". Mit dem Brand sei ein wichtiger Teil des religiösen Erbes und ein Symbol des katholischen Glaubens zerstört worden, bedauerte die Französische Bischofskonferenz.

In der Kathedrale in Nantes hatte es zuletzt 1972 gebrannt. Damals hatte ein Dachdecker ein Feuer im Dachstuhl ausgelöst. Die Kirche war zwischen 1434 und 1891 im Flamboyant-Stil der Spätgotik erbaut worden und zählt zu den bedeutendsten Werken der französischen Spätgotik. Der Bau des Gotteshauses, das den Aposteln Petrus und Paulus geweiht ist, begann 1434 und zog sich über Jahrhunderte. So entstanden Mittelschiff, Querhaus und Seitenschiffe im 17. Jahrhundert; erst 1891 wurde die Kirche mit dem Chor und der Vierung fertiggestellt.

Der Brand weckte auch Erinnerungen an den Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame im April 2019. Das Gotteshaus wurde dabei schwer beschädigt. Die Wiedereröffnung ist im Sommer 2024 geplant.

KNA