Ausblick auf 2018

Jugendliche erobern Rom

Jugend, Reisen und ein Papst, der heiliggesprochen wird: 2018 verspricht einige Besonderheiten. Franziskus‘ sechstes Pontifikatsjahr steht im Zeichen einer Synode und auch etlicher geplanter Reisen.

Das neue Jahr hat kaum angefangen und schon stehen für den Heiligen Vater wichtige Termine auf dem Programm. So besucht Franziskus vom 15. bis 22. Januar die südamerikanischen Länder Peru und Chile. Dort sind Treffen mit Vertretern der Kirche und Politik vorgesehen. In Peru wird der Schwerpunkt auf dem Austausch mit Indigenen liegen – also ein kleiner Ausblick auf die Synode im Oktober 2019, bei der es um die Völker Amazoniens geht. Erwartet werden wichtige Reden des Papstes zum Umwelt- und vor allem zum Lebensschutz: In Chile wurde vor Kurzem die Abtreibungsregelung ausgeweitet.

Zu diesem Thema wird der Papst wohl auch bei seinem Besuch in Irland sprechen. Die Iren werden demnächst über eine mögliche Lockerung des Abtreibungsgesetzes abstimmen. In der Hauptstadt Dublin findet vom 21. bis 26. August das katholische Weltfamilientreffen statt. Erwartet wird, dass der Papst zumindest bei der Abschlussmesse dabei ist.

An die „Ränder Europas“

Eine Reise in ein deutschsprachiges Land ist nicht geplant. Stattdessen wird der Papst wieder die „Ränder Europas“ aufsuchen. Diesmal geht es zu den baltischen Staaten: Mitte September stehen Estland, Lettland und Litauen auf dem Programm. Ob es wirklich alle drei Länder sein werden und die Reise stattfinden kann, ist nicht so selbstverständlich, wie man zunächst denken könnte. Die geopolitische Lage ist kompliziert. Die Spannungen zwischen den baltischen Nato-Staaten und Russland sorgten in jüngster Zeit durchaus für Unruhe.

Gerne würde der Papst in diesem Jahr auch Indien besuchen. Die Bischöfe des Subkontinents haben das Kirchenoberhaupt bereits eingeladen. Noch fehlt aber die Einladung der indischen Regierung. Sie pflegt zwar ein gutes diplomatisches Verhältnis mit dem Vatikan. Doch gleichzeitig spielen wohl auch innenpolitische Diskussionen eine Rolle.

Auch innerhalb Italiens sind wichtige Besuche geplant. So kündigte Erzbischof Francesco Moraglia, der Patriarch von Venedig, an, dass der Papst die Lagunenstadt besuchen will. Ebenfalls als sicher gilt eine Fahrt nach Süditalien. Franziskus will sich auf die Spuren des heiligen Pater Pio begeben. Am 17. März reist er nach Pietrelcina und San Giovanni Rotondo an den Geburtsort und die Wirkungsstätte des heiligen Kapuzinerpaters. Pater Pio ist der heute populärste Heilige Ita-
liens. Seine sterblichen Überreste waren während des Heiligen Jahrs der Barmherzigkeit in den Petersdom überführt worden, wo die Gläubigen sie über mehrere Wochen verehren konnten.

Jugend und Synodenväter

2018 werden junge Katholiken frischen Wind in den Vatikan bringen. Zur Bischofssynode mit dem Titel „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“  werden nicht nur hunderte Bischöfe aus der Weltkirche erwartet. Auch etliche Jugendliche werden teilnehmen, wenn auch nicht als stimmberechtigte Synodenväter. Die Zusammenkunft findet vom 3. bis 28. Oktober im Vatikan statt. Vom 19. bis 24. März sind Jugend-Vertreter zu einem Vorbereitungstreffen eingeladen, das vom Generalsekretariat der Bischofssynode in Rom organisiert wird.

Außerdem gibt es im Vatikan weitere wichtige Termine für junge Leute. Dazu zählt die internationale Ministrantenwallfahrt vom 29. Juli bis 4. August, bei der Zehntausende junge Messdiener erwartet werden. 

Personalentscheidungen

Einige Posten im Vatikan sollen neu besetzt werden: Kardinal Francesco Coccopalmerio als Präsident des Rates für Gesetzestexte und Kardinal Angelo Amato als Präfekt der Heiligsprechungskongregation
feiern in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag und scheiden wohl aus. Sehr wahrscheinlich wird der Papst auch einen neuen Leiter der vatikanischen Finanzbehörde berufen. Die Stelle ist seit Juni 2017 verwaist, seit der bisherige Leier, Kardinal George Pell, in seine Heimat Australien ging, um sich dort gegen Missbrauchsvorwürfe zu verteidigen.

Große Papstschreiben werden nicht erwartet, wichtige Konferenzen im Vatikan aber schon: So ist für Mai eine ökumenische Weltkonferenz zu den Themen Rassismus und Populismus anberaumt. Und nachdem Franziskus bereits seine Vorgänger Johannes XXIII. und Johannes Paul II. heiliggesprochen hat, kommt wohl ein weiterer Papst hinzu: Paul VI. Mit ihm würde der zweite Pontifex heiliggesprochen, der am Zweiten Vatikanischen Konzil teilgenommen hat. 

Betrachtet man die Jugendsynode und die Reisen, die Franziskus vorhat, so fällt auf, dass ein Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils der rote Faden aller päpstlichen Aktivitäten im neuen Jahr ist: die Frohe Botschaft in die Gegenwart zu übermitteln.

Mario Galgano

03.01.2018 - Jugend , Papst , Vatikan