Was lehrt der Islam?

Bücher, die vom Hass erzählen

Die meisten Vertreter muslimischer Verbände werden nicht müde zu betonen, der Islam sei eine Religion des Friedens. Terror, Hass und Hetze seien keine Erscheinungsformen des „wahren“­ islamischen Glaubens. Was aber lehrt der Islam wirklich, in Schulen und im Gottesdienst? Der deutsche Fernsehjournalist Constantin Schreiber hat nachgeforscht – und Erschreckendes aufgedeckt.

Mehr zufällig stieß Schreiber, der privat und beruflich häufig in Ägypten ist, auf ein Schulbuch aus diesem islamischen Land. Eine Freundin hatte ihn auf „problematische Inhalte“ aufmerksam gemacht. Auch Schreiber, der gut arabisch spricht, war irritiert. „Scheußlich“, empört er sich heute. Kurz entschlossen machte er sich die Inhalte der Fibeln aus muslimisch geprägten Ländern zur Rechercheaufgabe.

Mehr als 100 verschiedene Schulbücher aus Afghanistan, Ägypten, dem Iran, Palästina und der Türkei ließ er sich schicken. Sein erschreckendes Resümee: „Die Schulbücher dort sind kein Mittel zur Bildung, sondern zur Ideologisierung.“ In den Büchern, die er gesichtet hat, „wird Geschichte zum Teil falsch dargestellt“. Auch finden sich frauenverachtende Inhalte. „Minderheitenrechte werden oft total ignoriert.“ 

Antisemitismus und Hass

Zudem stieß der Journalist, der für die ARD arbeitet, in fast allen Schulbüchern – bis auf eines aus der Türkei – auf Antisemitismus, eine Überhöhung der muslimischen Gemeinschaft als „das beste Volk“ sowie eine zum Teil fast hass­erfüllte Ablehnung des Westens. Seine Erkenntnisse hat Schreiber in dem Buch „Kinder des Koran – Was muslimische Schüler lernen“ festgehalten.

Seine Buchsichtung, gibt Schreiber zu, war nicht repräsentativ. Und doch ist er sich sicher: Fast überall in der islamischen Welt „werden Inhalte vermittelt, die uns beunruhigen sollten“. Die Autoren der Schulbücher inszenierten „einen Kulturkampf, von dem wir nichts mitbekommen“. In etlichen Lehrbüchern werde ein mittelalterliches Weltbild und ein simples Freund-Feind-Schema gezeichnet, in dem der Westen der imperialistische Feind ist, allen voran die USA. 

Besonders problematisch sind nach Schreibers Erkenntnissen die Inhalte in Afghanistan und dem Iran. Dort werde nicht nur ein besonders kruder Judenhass mit fast sämtlichen gängigen Klischees propagiert. Die freiheitliche Demokratie des Westens werde auch mal als „Weltenfresser“ dargestellt, der sämtliche Muslime bedrohe. 

Schreiber befürchtet, eine ganze Generation könnte mit Ablehnung oder sogar Hass auf den Westen aufwachsen – wenn sie tatsächlich dem folgt, was in den Büchern vermittelt wird. „Besser keine Bildung als eine solche“, urteilt die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing. Ziel solchen Lehrmaterials sei nicht eine kritische Auseinandersetzung mit den geschilderten Aussagen, sondern eher der Befehl: „Nimm das an!“ 

Da die Inhalte oft nicht sachlich, sondern emotional aufbereitet seien, fürchtet Schreiber, dass Kinder „damit über Jahrzehnte geprägt“ werden. Linkenpolitikerin Sevim Dagdelen bezeichnet Schreibers Buch als „verdienstvolle Arbeit“, die auch zeige, wie die türkische Regierungspartei AKP unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan das gesamte Bildungssystem in Richtung einer fundamentalistischen Lesart des Islams umgekrempelt habe. 

FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg sagt, die Erkenntnisse Schreibers müssten Eingang in die Integrationskurse für Flüchtlinge finden. Zudem gehe es nicht an, dass mit deutschen Steuergeldern Antisemitismus gefördert werden. Der Journalist hatte herausgefunden, dass einige Schulbücher – etwa in Afghanistan – auch mit deutschen Hilfsgeldern finanziert wurden. 

Schreiber gilt als Kenner des Islams. Er war mehrere Jahre Korrespondent der Deutschen Welle in Dubai und später bei NTV für die Berichterstattung aus dem Nahen Osten zuständig. Auch für das ägyptische Fernsehen hat er gearbeitet, bevor er 2017 zur ARD wechselte und dort gelegentlich die Tagesschau oder das Nachtmagazin moderiert.

Bereits vor gut zwei Jahren hatte Schreiber ein erstes Buch über den Islam publiziert. Er wollte damals wissen, was in Deutschlands muslimischen Gotteshäusern gepredigt wird, und hatte dafür über acht Monate lang regelmäßig Moscheen in Leipzig, Berlin, Hamburg, Magdeburg, Potsdam und Karlsruhe besucht. 

Warnung vor Deutschland

„Der rote Faden, der sich leider durch die Predigten, die ich besucht habe, gezogen hat, war die Warnung vor dem Leben draußen in Deutschland“, berichtete Schreiber damals. Viele Imame hätten ein Weltbild vermittelt, frei nach dem Motto „Du kannst nicht Muslim und Demokrat zugleich sein“. Keine einzige Predigt sei ein Brückenschlag zur freiheitlichen Gesellschaft gewesen. 

Stattdessen wurde davor gewarnt, Freundschaften mit Nichtmuslimen einzugehen. Gegen Juden, Armenier und Jesiden wurde gehetzt. Das wiederum deckt sich mit den Inhalten diverser Schulbücher, die Schreiber jüngst untersucht hat. So war in einer afghanischen Fibel zu lesen, Juden und Christen kämen unweigerlich in die Hölle. 

Von muslimischer Seite wurde Schreiber seinerzeit vorgeworfen, er sei voreingenommen an seine Recherchen herangegangen und wolle mit seinem Buch polarisieren und Misstrauen schüren. Der Journalist hatte sich aber eigenen Aussagen zufolge bewusst „normale Moscheen“ ausgesucht, keine „Salafisten-Treffs“, die der Verfassungsschutz im Visier hat. Seine Recherchen unterfütterte er durch Interviews mit Islamwissenschaftlern und anderen Experten.

Prediger oder Schulbücher, die offen zur Gewalt gegen Andersgläubige aufrufen, fand Schreiber zwar nicht. Allerdings hatten etliche Predigten mit der deutschen Lebens­realität kaum etwas tun. Sie wirkten „wie aus der Zeit gefallen“. Wenn die Imame Bezug auf die deutsche Gesellschaft nahmen, stellten sie diese – von zwei Ausnahmen abgesehen – als Quelle von Versuchungen und Gefahren dar. 

Verklärte Verhältnisse

Ein arabischer Imam im Berliner Wedding bezeichnete die westliche Gesellschaft sogar als „gewaltigen Strom, der dich auflöst, dich auslöscht“. Die Lebensverhältnisse im Nahen Osten oder in der Türkei werden dagegen gerne verklärt oder als paradiesisch beschrieben. Lediglich eine Berliner Moschee habe sich offen für Integration eingesetzt, schreibt Schreiber in seinem ersten Islam-Buch. 

Der 39-jährige Journalist fand zudem heraus, dass der Terror von Islamisten in den deutschen Moscheen kaum thematisiert wurde. Nur wenige Tage nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 habe ein türkischer Imam zwar kurz Bezug auf das Attentat genommen und den „Islamischen Staat“ kritisiert. Nur wenige Sätze später prangerte er aber Weihnachten als die „größte aller Gefahren“ an. 

Der Katholik Schreiber empfand dies als „Verhöhnung aller Integrationsdiskussionen“. Vor allem in arabischen Moscheen wurde der Deutsche Zeuge von Bittgebeten, in denen Allah angerufen wurde, er möge Israel vernichten oder die Muslime im Kampf gegen die Christen unterstützen. Auch schildert Schreiber in „Inside Islam“ eine Kluft zwischen öffentlichen Aussagen von Gemeindeverantwortlichen und deren Predigten. 

Von Muslimen erfuhr er, dass sogar in Kreisen, die als liberal gelten, den Töchtern aus Migrantenfamilien strenge Vorschriften gemacht werden: welche Ausbildung sie absolvieren müssen zum Beispiel oder welche Kleidung sie zu tragen haben. Gepflogenheiten und Bräuche der „Ungläubigen“ werden vehement angelehnt. Die Folge: In etlichen von Zuwanderern dominierten deutschen Schulen, hat Schreiber beobachtet, trauen sich die Lehrer schon seit Jahren nicht mehr, Weihnachtsbäume aufzustellen.

Andreas Kaiser

Buchtipp

„Kinder des Koran – Was muslimische Schüler lernen“ (ISBN 9783430202503) ist im Econ-Verlag erschienen und im Handel für 18 Euro erhältlich. „Inside Islam – Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird“ (ISBN 9783548377667), erschienen bei Ullstein, kostet 10 Euro.

29.05.2019 - Deutschland , Islam