Weyers' Welt

Einmal Kafarnaum, bitte!

Von Berlin aus fliege ich nach Tel Aviv. Dann geht es mit dem Bus an den See Genezareth nach Kafarnaum. Unser Glaube ist kein Märchenbuch mit Fantasiegestalten. Die Bibel nennt Name, Adresse und Zeitpunkt. Am vierten Sonntag geht es im Markusevangelium um Jesus in Kafarnaum, und zwar an einem Sabbat.

Man kommt also nach Kafarnaum, steigt dort aus und steht genau dort, wo Jesu Füße auch gestanden haben. Mich packt das Staunen. Gott ist so konsequent Mensch geworden, dass ich ins Reisebüro gehen und eine Fahrkarte nach Kafarnaum, heute Tell Hum, kaufen kann. Kein Reisebüro wird mich für verrückt halten. "In Kafarnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte." Niemand kann mir eine Fahrkarte nach "hinter den sieben Bergen" zu den sieben Zwergen verkaufen. Die wohnen nirgends.

Von Jesu Predigt in Kafarnaum sagt Markus: "Die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre." Markus sagt nicht, was Jesus an jenem Sonnabend gepredigt hat, wohl aber, was er nach der Predigt getan hat. Offensichtlich gab es nach der Predigt einen Tumult in der Synagoge. Warum sollte man nicht über Jesus und seine Worte verschiedener Meinung sein dürfen? Zu allen Zeiten entzündet sich an Jesus auch Hass, Ablehnung und Wut. Wir können ein Lied davon singen. Die Christen sind die zur Zeit am meisten verfolgte Menschengruppe der Welt.

Aus dem Geschrei des Mannes in der Synagoge schlägt Jesus blanke Ablehnung entgegen: "Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth?" Dieses Geschrei wird bis zum Ende der Welt nicht verstummen. Was tut Jesus? Er sagt nichts Gewaltiges, er tut nichts Gewalttätiges. Er steht in der Synagoge von Kafarnaum und sagt: "Schweig." Und die Geister des Hasses und der Zerstörung verschwinden.

Pfarrer Klaus Weyers

28.01.2018 - Gottesdienst , Nahost