ESSEN – Friedlich, barmherzig, gebildet und den Menschen zugewandt: Der heilige Liudger war Missionar, Gründer des Benediktinerklosters Werden und erster Bischof von Münster. In Essen wird der Heilige aus Friesland bis heute verehrt. In Erfüllung eines Gelübdes findet jedes Jahr ein Fest mit Reliquienprozession statt: diesen Sonntag zum 890. Mal.
Seit 1128 ist es Tradition: Der kostbare Silberschrein mit den sterblichen Überresten des Heiligen wird nach dem Festgottesdienst unter hohen Sicherheitsauflagen von je vier Männern rund eine Stunde durch die geschmückten Straßen Werdens getragen. Begleitet wird die feierliche Reliquienprozession von der eucharistischen Ehrengarde, dem Blasorchester, Fahnenträgern, Messdienern, Priestern und zahlreichen Gläubigen.
In der Krypta an der Brückstraße in der ehemaligen Abteistadt – 1929 wurde Werden zu Essen eingemeindet – liegt der heilige Liudger begraben. Das „Fest der Umtragung der Gebeine“, wie das Ludgerusfest früher genannt wurde, geht auf den 28. Abt von Werden zurück. Weil die Einwohner nur knapp einer Hungersnot entgangen waren, gelobte Abt Bernhard von Wevelinghoven (1125 bis 1138), jedes Jahr die sterblichen Überreste in einer Prozession durch den Ort tragen zu lassen. Dieses Versprechen wird bis heute gehalten. Nur der Termin – ursprünglich am Vorabend des Bartholomäus-Festes (24. August) – wurde vor einigen Jahren auf den ersten Septembersonntag verlegt.
Der große Missionsbischof der christlichen Frühzeit und Apostel der Friesen und Sachsen hat bei den „Waddischen“, wie sich traditionsverbundene Werdener gern nennen, viele Spuren hinterlassen. Nach dem Tod des Heiligen am 26. März 809 bei Billerbeck war schnell ein Streit um seine letzte Ruhestätte entfacht: Werden und Münster wollten ihn bei sich beerdigt haben. Hildigrim, Bischof von Reims und Bruder des Verstorbenen, schritt ein und setzte sich für Werden ein. Zu Lebzeiten soll Liudger den Wunsch einer Beisetzung an der Ruhr geäußert haben.