Harald „Toni“ Schumacher ist einer der erfolgreichsten Fußballtorhüter der Welt. Der heute 66-Jährige wurde mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister und Vize-Weltmeister. In seinem Buch „Anpfiff“ prangerte er 1987 Missstände im deutschen Fußball an. Zum Beginn der neuen Bundesliga-Saison am kommenden Freitag erzählt Schumacher im Exklusiv-Interview von seiner Sicht auf den Sport und welche Rolle der Glaube für ihn spielt.
Herr Schumacher, können Sie sich ein wenig charakterisieren?
Ich bin ein absolut ehrlicher Typ. Das ist nicht immer von Vorteil. Außerdem bin ich ein Gerechtigkeitsfanatiker, bin verlässlich, ehrgeizig und leidenschaftlich – leider mitunter auch ungeduldig. Ich stehe für Ehrlichkeit, Leidenschaft, Ehrgeiz und Fleiß. Das ist meine persönliche Viererkette.
Glauben Sie an Gott, und wie sieht ein Impulse in unser Leben bringender Glaube aus?
Ja, ich wurde von meinen Eltern zu einem gläubigen Menschen erzogen. Sonst hätte ich nicht immer einmal wieder versucht, den lieben Gott zu „bestechen“, wenn es um ein für unsere Mannschaft wichtiges Spiel ging … (lacht) Natürlich hat das nicht immer geklappt. Ich wusste dann, dass er halt wichtigere Dinge zu tun hatte … Im Ernst: Ich denke, es ist wichtig sich immer wieder vor Augen zu halten, dass es im Leben nicht immer um unseren persönlichen Vorteil geht.
Bundestrainer Jogi Löw sieht Gott als „höhere Instanz und eine Form von Liebe und Uneigennützigkeit“ an. Sehen Sie das ähnlich?
Liebe und Uneigennützigkeit auf jeden Fall. Vor allem aber ist er für mich jemand, der immer ansprechbar ist. Wir Menschen tendieren ja dazu, uns nur dann bei ihm zu melden, wenn wir eine Bitte haben oder alleine nicht mehr weiter wissen. Bei ihm dürfen wir das. Ohne schlechtes Gewissen.
Sie sind ein Mensch, der seine Meinung sagt. „Lieber ein Knick in der Karriere als ein Knick im Rückgrat.“ Sind Typen mit Ecken und Kanten heute gefragter als weichgespülte Milchbubis?
Man schaut natürlich mehr auf Typen, die eine klare Haltung haben und diese auch äußern. Dazu gehört jedoch auch Mut. Auch dazu haben mich meine Eltern erzogen.