BDKJ-Bundesvorsitzender zur Vorsynode

Kirche soll „Begleiterin“ sein

INGOLSTADT – Vom 19. bis 24. März kommen junge Katholiken aus aller Welt zu einer Vorsynode nach Rom, um die Jugend­­­sy­node im Herbst vorzubereiten. Aus Deutschland nehmen Magdalena Hartmann (22) von der Schönstatt-Mädchenjugend Rottenburg sowie Thomas Andonie teil. Der 27-Jährige stammt aus Weiden in der Oberpfalz und ist seit vergangenem Jahr Vorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Schon in seiner Jugend engagierte er sich vielfach in der kirchlichen Jugendarbeit. Im Interview mit unserer Zeitung erzählt er, was er sich von der Vorsynode erhofft und wie junge Menschen über die Kirche denken. 

Herr Andonie, Sie dürfen die deutsche Jugend bei der Vorsynode in Rom vertreten. Wie sind Sie zu der Ehre gekommen?

Gemeinsam mit Magdalena Hartmann wurde ich als Vertreter von der Deutschen Bischofskonferenz ausgewählt. Ich freue mich über das Mandat. Als Bundesvorsitzender des BDKJ vertrete ich 660 000 Mitglieder in 17 Jugendverbänden und spreche für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Kirche, Staat und Gesellschaft. 

In den katholischen Jugendverbänden geschieht seit 70 Jahren kontinuierlich Jugendpastoral, aber auch beispielsweise in der Jugendsozialarbeit oder den Freiwilligendiensten. Unsere 72-Stunden-Aktion unter dem Motto „Uns schickt der Himmel“ wurde in dem Antwortbrief der deutschen Bischöfe zur Vorbereitung der Jugendsynode als ein gutes Beispiel nach Rom gemeldet. 

Von vergangenen Synoden ist bekannt, dass kleinere Gruppen Themen erarbeiten, die dann im Plenum besprochen werden. Wie wird die Vorsynode ablaufen? 

Eine Vorsynode ist ein zukunfts­orientiertes Instrument zur Vorbereitung einer Synode. Bei der Vorsynode treffen sich 300 junge Menschen aus der ganzen Welt und rücken ihre Anliegen in den Fokus. Es ist derzeit vorgesehen, dass verschiedene Themen in verschiedenen Sprachen bearbeitet werden. Besonders ist, dass wir nicht nur in Rom diskutieren, sondern junge Menschen zwischen 16 und 29 Jahren weltweit über die sozialen Medien mitsprechen können. Ich bin sehr gespannt, wie die konkrete Arbeit in Rom sein wird.

Sie schöpfen aus einer langjährigen Erfahrung in der Jugendarbeit. Was bewegt junge Christen heutzutage?

Ich nehme wahr, dass junge Christinnen und Christen sichere Räume, Geborgenheit und Antworten suchen. Eine Heimat, in der sie willkommen sind, die sie mitgestalten und in der sie sie selbst sein können. Mit Fragen, Zweifeln und allem, was sie bewegt – im Leben, Miteinander und im Glauben. Dabei geht es darum, den Glauben zu erforschen und kennenlernen zu können, in Gemeinschaft eine Beziehung zu Gott aufzubauen und dabei auf wichtige Lebensfragen selbst Antworten finden zu können.

Mit welchen Hoffnungen fahren Sie nach Rom? 

Ich hoffe zunächst, dass die Anliegen der jungen Menschen in einer wertschätzenden, offenen und ehrlichen Atmosphäre diskutiert werden können. Junge Menschen können in der Kirche Heimat finden. Ich spüre bei ihnen große Sehnsucht nach Glauben. Die Kirche soll für sie in ihrer Vielfalt Begleiterin sein. 

Welche Themen möchten Sie ansprechen?

In Erhebungen wie der Sinus-Milieu-Studie wird deutlich: Um als Begleitung in Frage zu kommen, braucht es Glaubwürdigkeit. Daher werden wir auch über „heiße Eisen“ in der Kirche sprechen müssen. Das betrifft Themen wie Mitbestimmung, die Rolle von Frauen in der Kirche wie auch den Umgang mit Homosexuellen.

Wenn Sie in Ihren Freundeskreis schauen: Wie wird dort die katholische Kirche wahrgenommen?

Ob mit Bezug zur Kirche, ihr fernstehend oder kritisch gegenüberstehend spüre ich, dass die aktuellen Bemühungen der Kirche in Deutschland zur Glaubwürdigkeit und Offenheit erkannt und sehr positiv aufgenommen werden. Besonders bei den der Kirche fernstehenden und kritisch gegenüberstehenden Freundinnen und Freunden merke ich, wie Papst Franziskus sie berührt und zum Nachdenken bringt. 

Welche Einflüsse spielten bei Ihrer eigenen religiösen Sozialisation eine Rolle? 

Das ist im Nachhinein sehr schwer zu beschreiben. Ich glaube, dass vor allem die Akzeptanz, Offenheit und Mitbestimmung, wie ich es besonders in den Jugendverbänden erfahren durfte, dazu geführt haben, dass ich die Kirche meine Heimat nennen kann. Ich konnte mit Zweifeln kommen und wusste, dass sie ernst genommen werden. 

Entscheidungen wurden, teils auch kontrovers, diskutiert. So konnte ich Gott in Gemeinschaft kennenlernen und im Glauben wachsen und erwachsen werden. Durch das Engagement in den Verbänden konnte ich lernen, dass ich etwas bewirken kann – und gemeinsam mit Gleichgesinnten etwas bewegen kann. So fand ich Heimat in der Kirche.

Für Papst Franziskus ist es sehr wichtig, dass die Anliegen der Jugend gehört werden. Werden Sie ihn in Rom treffen?

Ob Papst Franziskus dabei sein wird, ist noch offen. Es würde mich sehr freuen, wenn er bei den Beratungen der vielen jungen Menschen dabei wäre.

Haben Sie die Chance, eventuell sogar bei der offiziellen Jugendsynode im kommenden Herbst dabei zu sein?

Das kann ich noch nicht sagen. Ich würde mich aber über eine weitere Teilnahme sehr freuen. Der BDKJ fordert, dass so viele junge Menschen wie Bischöfe bei der Jugendsynode in Rom teilnehmen und mitsprechen können. 

Interview: Matthias Altmann

20.02.2018 - Jugend , Vatikan , Weltkirche