Vor zweieinhalb Jahrzehnten wurde Schwester Maria Ancilla Hohenegger zur Äbtissin der Benediktinerinnen-Abtei Säben gewählt. Damals gehörten dem über die Südtiroler Landesgrenzen hinweg bekannten Kloster oberhalb des Städtchens Klausen mehr als ein Dutzend Ordensschwestern an. Heute besteht die Gemeinschaft aus nur noch drei Frauen – zu wenig, um das Klosterleben aufrecht zu halten.
Da sie das weitläufige Gebäude auf dem Säbener Berg weder nutzen noch die jährlichen Unterhaltskosten aufbringen können, wird das geschichtsträchtige Kloster aufgegeben. Das teilte Äbtissin Ancilla kürzlich mit. Die Entscheidung sei mit Ivo Muser, dem Bischof von Bozen-Brixen, abgestimmt. Zwei Schwestern wechseln in die Südtiroler Zisterzienserinnenabtei Mariengarten in St. Pauls. Die dritte Schwester möchte in die Salzburger Abtei Nonnberg übertreten.
Das sich oberhalb der 5000-Seelen-Gemeinde Klausen an der Eisack befindliche Kloster Säben gehört zur Tiroler Kirchengeschichte wie kein zweiter Ort. Als erster Bischofssitz Tirols und bedeutendes historisches Kultur- und Kunstzentrum kann Säben als Wahrzeichen des Eisacktals bezeichnet werden. Veröffentlichungen nennen den spirituellen Kraftort, der jahrhundertelang der Pflege monastischer Tradition diente, die „Akropolis von Tirol“.
Der erste Bischofssitz
Bereits vor Christi Geburt zogen sich die Menschen der Region bei Gefahr auf den Felskopf zurück. In unmittelbarer Nähe fanden Archäologen bei Grabungen Reste aus der frühen Bronzezeit. In der Spätantike lebten in diesem Gebiet christliche Romanen. Zwischen dem vierten und sechsten nachchristlichen Jahrhundert entstand hier der erste Bischofssitz Tirols – auch wenn das Land noch nicht so hieß.
Der erste urkundlich erwähnte Bischof auf Säben ist Materninius Sabionensis, der in der Synode von Grado (571 bis 576) genannt wurde. Auch der zweite historisch belegte Bischof, der heilige Ingenuin († um 605), dessen Grab in der Heilig-Kreuz-Kirche freigelegt wurde, ist für die Tiroler Kirchengeschichte von Bedeutung. Er gilt als Patron der Bergleute und wird neben Kassian und Albuin als dritter Patron des Bistums Bozen-Brixen verehrt.