Ein Hauch von Israel, dazu viele jüdische Speisen und ein weltoffenes Klima – auf diese Melange trifft der Besucher, sobald er das Restaurant „Schalom“ in der Chemnitzer Heinrich-Zille-Straße betreten hat. Der Duft vermischt sich an diesem Herbsttag mit den warmen Farben von dunklem Eichenholz und dem Vielstimmenklang der Gäste unter den hohen Decken.
Ein wandfüllendes, expressionistisch anmutendes Gemälde in Blau- und Orangetönen mit Motiven aus dem Heiligen Land und aus Chemnitz zieht die Blicke auf sich. Fast jeden Tag ab 17 Uhr ist das „Schalom“ in zentraler Lage der europäischen Kulturhauptstadt 2025 geöffnet. Es gibt Vorträge und Live-Musik.
„Der Kunde ist bei uns König“, sagt Gastwirt Uwe Dziuballa. Auf seiner Speisekarte stehen nur koschere Mahlzeiten, darunter Falafel auf Tahina, Kartoffelkugeln und Bulgur-Wurzelgemüse mit Reis und Bohnen, ebenso Steinbeißer mit Rote-Beete-Risotto und Johannisbeere-Vanille-Sauce.
Angela Merkels Nummer
Dziuballa ist eigentlich Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik. Er gilt als erfolgreicher Kommunikator und Netzwerker: einer, von dem behauptet wird, er besitze sogar die private Handynummer von Angela Merkel. Vor rund zwei Jahren war die Kanzlerin bei ihm zu Gast, belegen Fotos. Auch Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) besuchte Dziuballa bereits.
In der DDR wurde Dziuballa bei der Nationalen Volksarmee ausgebildet und flog zeitweilig Versorgungshubschrauber. Seit 1986 befand er sich in einer Kaderreserve für die Entsendung nach Israel, wozu es aber nicht mehr kam, weil am 9. November 1989 in Berlin die Mauer fiel und der „Arbeiter- und Bauernstaat“ kurze Zeit später Geschichte war.
Institution innerhalb der jüdischen Gemeinschaft
Stattdessen machte Dziuballa, 1965 im damaligen Karl-Marx-Stadt geboren, Karriere bei der Bank und lebte einige Zeit in den USA. Heute betreibt er neben dem „Schalom“, knapp zehn Minuten Fußweg vom Chemnitzer Hauptbahnhof entfernt, noch zwei weitere Firmen, eine PR-Agentur und eine Firma für Gebäudesicherheit.
Dziuballa gilt in Chemnitz als Institution innerhalb der jüdischen Gemeinschaft, als Persönlichkeit der Stadtgesellschaft und Mäzen auch für weniger bekannte Künstler: meist einsame Individualisten mit Hinterhofatelier, denen er schon mal Bilder weit über Wert abkaufe. Sie müssten ja schließlich „auch von irgendwas leben“, drückt es Dziuballa aus.