Birgit Kelle:

Gretas gestohlene Kindheit

Muss man sich als Christ für den Klimaschutz einsetzen und die allgegenwärtigen Demons­trationen der „Fridays for Future“-Bewegung unterstützen? Diese Frage trug man kürzlich an mich heran. Immerhin habe sich in der Evangelischen Kirche die Initiative „Chris­tians for Future“ gegründet – mit genau diesem Anliegen. 

Ist die Bewahrung der Schöpfung nicht sowieso ein Auftrag an uns Christen? Muss man deswegen Demonstrationen unterstützen, die mit Linksradikalen und gewalttätigen Aktivisten marschieren? Selbst im Islam sammeln sich grüne Stimmen. „Die Energiewende steht schon im Koran“, warf die muslimische Publizistin Lamya Kaddor als These in den medialen Raum. Wohl irgendwie zwischen den Zeilen, wahrscheinlich direkt hinter den Frauenrechten. 

Keine Frage, Weltenretter zu sein ist gerade modern. Glaubt man der Berichterstattung dieser Tage, sind neuerdings alle Jugendlichen politisch engagiert und jeder, der noch Auto fährt, ist ein potenzieller Mörder, alternativ der Zukunfts-Vernichter der nächsten Generation. Greta Thunberg, das Schulmädchen aus Schweden, das derzeit um die Welt reist, hat gerade in New York bei der UN-Klimakonferenz mit bebender Stimme vorgetragen, die anwesenden Regierungschefs hätten ihr die Kindheit geraubt. Sie sollte eigentlich in der Schule sein, auf der anderen Seite des Ozeans, statt vor der Uno zu sprechen. Da zumindest hatte sie ohne Zweifel Recht. 

Zum Thema gestohlene Kindheit muss aber eine Frage erlaubt sein: Wie viele Geschäftemacher, Politiker, dubiose Geldgeber und Organisationen reichen dieses Kind von einem Termin zum nächsten? Die Eltern veröffentlichten gar ein Buch mit sehr privaten Einsichten in Gretas Leben mit Asperger-­Erkrankung, statt ihre Tochter vor dieser Instrumentalisierung zu beschützen. 

Ich wünsche Greta eine unbeschwerte Kindheit mit Alltag, mit Freunden, der ersten Liebe. Dass sie das nicht hat, liegt nicht am Weltklima, sondern an all jenen, die sie für ihre Zwecke und Ziele missbrauchen.

Birgit Kelle

04.10.2019 - Deutschland , Jugend , Klimawandel