Der „Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt“ kennt manch ungewöhnliches Datum. Dudelsackspieler in aller Welt haben den 10. März dick im Terminplaner angestrichen: Schotten und Schottland-Fans feiern dann den Internationalen Tag des Dudelsacks. Der Schweizer Thomas Schönholzer ist einer von ihnen.
„Der Dudelsack und Schottland – das ist eine Leidenschaft von mir“, sagt Schönholzer. Der Mann aus Solothurn und seine Frau sind das erste Mal in Schottland und der Dudelsack durfte natürlich nicht fehlen. „Ich lebe in der wunderschönen Schweiz, jedoch ist mein Herz zu einem großen Teil immer in Schottland“, sagt Schönholzer. Langsam läuft der große, sportliche Mann mit Zopf und im Kilt am feinen Sandstrand in einer Bucht unweit von John o, Groats.
Meeresrauschen, Einsamkeit und Dudelsack
Hier am Ozean, dem nördlichsten Punkt des britischen Festlands, spielt er allein auf seinem Dudelsack. Nur ein großer Seehund schaut vom Wasser aus zu. Ein Schweizer, der so gekonnt die typisch schottischen Klänge am rauschenden Atlantik spielt – das überrascht. Das Meeresrauschen, die Musik des Dudelsacks und der plötzlich aufgetauchte Seehund haben etwas Filmreifes.
„Wenn ich mich in Schottland in der Natur bewege, kommt es mir vor, als wäre ich auf einem eigenen Planeten, in einer anderen Welt“, erzählt Schönholzer mit leiser Stimme. „Ich vergleiche es ein wenig mit dem Auenland aus dem ‚Herrn der Ringe‘.“ In seiner Heimat arbeitet er als Sozialpädagoge. Sein Spiel habe für ihn, sagt er, „etwas Ehrfürchtiges“. Man merkt: Er ist innerlich sehr berührt, seine besondere Musik in Schottland spielen zu können.
„Immer mein Traum“
„Die mystisch-kraftvollen, wunderschönen und meist traurigen Klänge des Dudelsacks in einem Land wie in Schottland spielen zu dürfen – das war schon immer mein Traum“, schwärmt Schönholzer. Es hat lange gedauert, bis er sich diesen verwirklichen konnte. Die Reise in die Highlands musste er immer wieder verschieben. Und zuletzt hätte ihm die Corona-Pandemie fast noch alles verdorben.
„Schon als kleines Kind faszinierten mich der Dudelsack und die schottische Geschichte. Mit dem Spielfilm ‚Braveheart‘ bin ich groß geworden und so wurde für mich William Wallace zum Volkshelden“, erinnert sich Schönholzer.
Liebt Wildheit und Stärke der Schotten
„Später, als ich mich auch inhaltlich mit der Geschichte Schottlands auseinandersetze, wurde mir mehr und mehr klar, wie ich die Wildheit und die Stärke dieses Volkes liebe.“ Die Melodien und Instrumente der Geächteten gehörten für ihn immer zu dieser Geschichte „und lösten schon als Kind große Gefühle bei mir aus“.
Als vor einigen Jahren sein Vater seinen 55. Geburtstag feierte, kam Schönholzer auf die Idee, ihm ein besonderes Geschenk zu machen. Weil er wusste, dass auch sein Vater die Klänge des Dudelsacks liebt, machte er sich auf die Suche nach einen Spieler oder einem Duo, welche am Geburtstag seines Vaters für ihn und die Gäste spielen sollte.
„Es war ein 20. Dezember und eisigkalt. Im Schnee kamen sie auf unser Haus zu und spielten ‚Scotland the Brave‘.“ Beim Klang der inoffiziellen schottischen Nationalhymne bekam Schönholzer eine Gänsehaut, erinnert er sich. „Ich konnte meine Gefühle nicht zügeln und musste vor Freude und Glück weinen.“
Die zwei Dudelsack-Spieler hätten regelrecht mit Wind und Wetter gekämpft. „Der Dudelsack ist ein sehr launisches Instrument. Temperaturschwankungen mag er gar nicht.“ Oft klinge das Pfeifen dann grässlich und sei für Spieler und Zuhörer „schlimm zu ertragen“.