„Sie muss kurz sein, kurz!“

So stellt sich der Papst eine gute Predigt vor

Gut vorbereitet und kurz – so sieht nach Ansicht des Papstes eine ansprechende Predigt aus. Er selbst macht es vor und hält jeden Morgen eine kurze, jeweils auf das Tagesevangelium und die Lesungen bezogene Betrachtung. 
„Sie muss kurz sein, kurz! Wie oft sehen wir, dass bei der Predigt einige Leute einschlafen, andere schwätzen oder auf eine Zigarette rausgehen“, sagte der Papst in seiner Ansprache während der Generalaudienz. Er fügte hinzu: „Bitte aber auch gut vorbereitet!“ Seit Dezember behandelt der Pontifex in den Generalaudienzen die Heilige Messe. Nun ging es um das Thema Predigt.
Franziskus selbst hält jeden Tag eine Predigt in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Santa Marta. Im Gegensatz zu den Predigten, die er bei den öffentlichen Gottesdiensten hält, schreibt er die Morgenpredigten selbst. Die anderen Predigten werden im Vatikan mit seinen engsten Mitarbeitern vorbereitet.

Franziskus trägt frei vor

Die Frühmesse findet jeweils um 7 Uhr statt und es nehmen rund 30 Gläubige an der Feier teil. Die meisten sind Mitbewohner im Gästehaus oder eingeladene Besucher. Kurz vor Messbeginn sucht sich Monsignore Battista Ricca, der Leiter des Gästehauses, Lektoren und Messdiener aus den Reihen der Gäste. Franziskus selber bereitet sich am Vorabend auf die Morgenmessen vor. Er liest die Lesungen und das Tagesevangelium, überlegt sich einige Gedanken, schreibt sich aber nichts auf. Seine Predigten hält er frei, ohne Notizen. Die Vorbereitung dauert rund eine Stunde. Das wünscht er sich von allen Priestern.
Am besten bereite ein Geistlicher die Predigt „mit dem Gebet, dem Studium von Gottes Wort“ vor, erklärte der Papst bei der Generalaudienz. Wichtig sei, dass man dann daraus „eine klare und kurze Zusammenfassung macht, die bitte nicht länger als zehn Minuten sein sollte“.
Im Gegensatz zu seinen Predigten in der Casa Santa Marta werden seine Homilien für die öffentlichen Gottesdienste im Petersdom oder bei seinen Auslandsreisen ausgearbeitet und vom Päpstlichen Haustheologen, dem polnischen Dominikanerpater Wojciech Giertych nochmals durchgelesen. Der „Magister sacri palatii“, wie die offizielle Bezeichnung des Haustheologen im Vatikan heißt, war ursprünglich der Lehrer der Dienerschaft des Papstes und der Kardinäle.
Doch auch die Messbesucher, erläuterte der Heilige Vater, hätten ihren Teil zu einer gelungenen Predigt beizutragen: „Vor allem mittels gebührender Aufmerksamkeit und der rechten inneren Bereitschaft ohne subjektive Forderungen, mit dem Wissen, dass jeder Prediger Vorzüge und Grenzen hat.“

Evangelium als Höhepunkt

Höhepunkt des „Dialoges Gottes mit seinem Volk“ im Wortgottesdienst sei das Evangelium, betonte Papst Franziskus. Die Tatsache, dass sein Verlesen dem Priester oder Dia­kon vorbehalten und von Zeichen der Ehrerbietung begleitet sei, verweise darauf, dass Jesus Christus dort im Zentrum stehe. Die Predigt dagegen sei das Mittel zum Zweck, um Jesu Botschaft in das Herz eines jeden Einzelnen zu transportieren. Ihr Erfolg zeige sich in der Bekehrung der Menschen, unterstrich der Papst. Mario Galgano

14.02.2018 - Gottesdienst , Papst