Jugendliche in Corona-Zeiten

Unsere Leidenschaft: Fußball

Keine Schule, alle Veranstaltungen abgesagt, kein Mannschaftssport, keine Besuche bei Freunden oder den Großeltern – für Kinder und Jugendliche ist der coronabedingte Ausnahmezustand nicht einfach zu ertragen. Wie gehen sie damit um?

Unsere Zeitung hat fünf Jungs aus der U15-Jugendmannschaft des FC Augsburg befragt. „Unsere Leidenschaft ist Fußball“, sagen die Nachwuchsspieler. Keine Frage: Für sie, die es gewohnt sind, im Team aufzutreten und zu trainieren, sind die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie besonders hart. Sie vermissen die tägliche Routine, den Schulunterricht, das Gespräch mit Freunden, das gemeinsame Fußballspiel beim FCA. Corona hat alles verändert.

„Normalerweise gehe ich vormittags auf das Dominikus-Ringeisen-Gymnasium in Ursberg“, sagt der 14-jährige Kevin. Die Nachmittage würde er auf dem Trainingsgelände des FCA verbringen. „Dort spiele ich in der U15-Mannschaft als Rechtsverteidiger. Momentan sieht mein Alltag ein bisschen anders aus.“ Am Vormittag macht Kevin zwei bis drei Stunden Schularbeiten, „die wir von den Lehrern online geschickt bekommen“. Danach spiele er an der Videospielkonsole – meist die Fußballsimulation „Fifa“. 

„Vom FCA“, erzählt Kevin, „bekommen wir wöchentlich einen Trainingsplan mit Laufeinheiten sowie Kraft- und Stabilisierungsübungen, die wir absolvieren müssen. Im Garten mache ich immer noch ein paar Ballübungen.“ Ohne Team-kameraden und Trainer sei das aber langweilig – und sein kleiner Bruder ist erst vier. „Ich vermisse sogar die Schule“, sagt Kevin. „Ich hoffe, dass diese schreckliche Zeit bald vorbei ist und wir alle wieder zur Normalität übergehen können.“

David feiert dieser Tage seinen 15. Geburtstag – coronabedingt natürlich ohne Freunde. „Ich gehe in die neunte Klasse der Rupert-Ness-Real-schule in Ottobeuren.“ Meist steht er gegen 10 Uhr auf. „Zuerst mache ich Schul-Homeoffice.“ Was die Lehrer ihm und seinen Klassenkameraden an Aufgaben schicken, verursache „ein ziemlich hohes Arbeitspen-sum“, sagt David. Am Nachmittag macht er weiter Schulaufgaben oder arbeitet an der Präsentation für ein Schulprojekt. 

„Zwischendurch mach, ich mein Training fürs Fußball: Läufe, Kraft- oder Mobilisationstraining. Das ist eine angenehme Abwechslung zu den Schularbeiten.“ David ist seit vorigen Juli beim FC Augsburg. „Es macht mir sehr viel Spaß.“ Er spielt als Innenverteidiger. „Ich freue mich schon, wenn es mit dem Training und der Schule wieder weitergeht, weil ich dann auch meine Freunde wieder jeden Tag treffen kann. Wir haben jetzt zwar Telefonchat-Gruppen, aber das ist nicht dasselbe, als wenn man sich persönlich trifft.“

Raphael ist 15 Jahre alt und geht auf das Dossenberger-Gymnasium in Günzburg. „Ich bin Spieler des FC Augsburg und spiele auf dem rechten Flügel, also äußerer Mittelfeldspieler oder Außenverteidiger.“ Seit zwei Jahren ist Raphael beim FCA. Zuvor hat er bei kleinen Clubs gespielt. „Wir trainieren normalerweise viermal die Woche am Nachwuchsleistungszentrum in Augsburg.“

Durch die Corona-Krise sieht sein Alltag mittlerweile so aus: „Aufstehen etwa zwischen 9 und 10 Uhr, Hausaufgaben des jeweiligen Tages, mit Freunden telefonieren oder chatten, Computerspiele spielen, Serien schauen.“ Jeden zweiten Tag trainiert er gemäß FCA-Trainingsplan: „Läufe und Dehn- oder Kraftübungen, an den restlichen Tagen Krafttraining.“ Seine freie Zeit nutzt er, um Schlagzeug zu spielen.

Tobias ist 14 und geht in die neunte Klasse an der Friedrich-Adler-Realschule in Laupheim. „Beim FCA spiele ich in der U15 als Torwart.“ Auch er steht erst gegen 10 Uhr auf. Nach dem Frühstück macht er „bis 12 oder 13 Uhr“ Schularbeiten. Dann ruht er sich aus oder geht „mit meinem Bruder oder Hund im Garten spielen“. Abends macht Tobias Trainingsaufgaben, danach spielt er Videospiele oder schaut sich Videos an. Auch er meint: „Hoffentlich geht das Training bald wieder los.“

Ebenfalls 14 Jahre alt ist Dominik. Der Neuntklässler geht auf das Gymnasium in Königsbrunn bei Augsburg. Beim FCA spielt er als zentraler Mittelfeldspieler. „Zur Zeit ist das jedoch nicht möglich. Deswegen beschäftige ich mich daheim zwei bis drei Stunden mit Schularbeiten, die uns per E-Mail geschickt werden. Ansonsten erledige ich die Trainings- und Laufeinheiten nach den Vorgaben unseres Trainerteams. Manchmal gehe ich raus in den Hof zum Fußballspielen.“

Abends und in der freien Zeit spielt Dominik gerne „Fifa“ auf der Playstation, oder er schaut Internet-Videos auf Youtube. Mit Freunden telefoniert er über den Internetdienst Skype. „Es ist komisch, den Alltag selbst strukturieren zu müssen“, sagt er. „Daher fehlt mir lustigerweise der Schulalltag und natürlich das gemeinsame Training mit meiner Mannschaft und den Trainern.“

tf/gr

14.04.2020 - Bistum Augsburg , Corona , Jugend